Die Spinne - Niederrhein-Krimi
ihren Lauf zu lassen, weil die Tiere Temperaturen unter sechsundzwanzig Grad nicht lange überleben, oder aus dem nächsten Raiffeisenmarkt ARDAP -Gift zu holen und damit die Garage einzunebeln. Gemeinsam mit den Hilfskräften vor Ort wird gerade überlegt.«
»Lass jetzt bloß keinen Einsatz reinkommen, das da draußen ist höhere Gewalt.« Jerry blickte kurz von seinem PC auf, ihn schauderte angesichts des flächendeckenden Niederschlags.
»Es kann eigentlich gar nicht so kalt sein, das sind riesige Flocken. Ich glaube, ich habe das Fröstel-Gen von meiner Herkunftsinsel Haiti mitbekommen, ich kann dem ganzen keinen Zauber abgewinnen, zumal es an Werktagen draußen immer in Chaos ausartet. Du, hier kommt eine Nachricht von Gero, der sitzt mit Karin bei Voerde auf der Straße fest, da geht nichts mehr. Der gibt mir gerade zwei Namen durch, die wir überprüfen sollen, Astrid Claaßen und Lydia Kaiser. Weißt du damit etwas anzufangen?«
»Karin hat gestern einen Bericht an die K1-Mail-Adresse geschickt, darin steht die Aussage von Fortmann. Die beiden Frauen waren damals mit als Betreuerinnen auf Ameland. Bei dieser Freizeit wurde eines der Mädchen von den Jungen vergewaltigt. Fortmann kann sich nicht an den Namen erinnern, Petra Winter kann nicht befragt werden, den Mertesacker kriegen wir nicht zu fassen, der ist im Dauereinsatz. Da bleiben nur Alfons Verfürth, der, wie bekannt, abgängig ist, und die gerade genannten Frauen. Ich werde das Melderegister abrufen, schau du mal in unsere Kundenkartei.«
Während die Heizkörper eine wohlige Wärme in den Büros verbreiteten, arbeiteten die beiden mit roten Wangen wortlos an ihren Plätzen, standen nach einer Stunde im Besprechungsraum nebeneinander vor der Kaffeemaschine, dem Wunderwerk des Kollegen von Aha, und stellten fest, dass der Vorrat an köstlichen Röstbohnen aufgebraucht war.
»Auch das noch. Wir haben dem Installateur den gesamten Restbestand eingeflößt. Wer geht Nachschub holen?«
Beim Blick nach draußen erübrigte sich eine Antwort, sie trotteten hinüber und holten die alte, gute Maschine aus dem Schrank, in dem Karin noch immer ein Paket Kaffee und Filtertüten aufbewahrte. Bald brodelte und duftete es altbekannt, während die Kommissare mit ihren Bechertassen auf das schwarze Gebräu starrten, das sich in der Glaskanne sammelte.
»Die Suche in unserer Datenbank war negativ. Hast du was erreicht?«, fragte Jerry.
»Ich weiß inzwischen, dass Astrid Claaßen vor fünf Jahren gestorben ist. Eine Lydia Kaiser hat geheiratet und lebt als Lydia Weihers in Alpen, die können wir gleich mal kontaktieren.«
»Und der Munster ist und bleibt verschwunden. Hast du noch einmal bei seiner Nachbarin nachgefragt?«
»Ja, keine Bewegung in der Wohnung. Ob der abgehauen ist?«
»Sobald die Straßen wieder passierbar sind, sollten wir uns in der Wohnung umschauen.«
»Wir kriegen nie und nimmer einen Durchsuchungsbeschluss, dazu reicht es nicht.«
Jerry schlürfte genüsslich an dem starken Kaffee. »Dann ist eben Gefahr im Verzug.«
»Gut, aber dann erst nach dem Desaster da draußen. Lass uns gleich mal in der Leitstelle anrufen und nachfragen, wie es da aussieht.«
»Nee, die sind bestimmt im Stress, du weißt doch, dass der halbe Niederrhein derzeit im Straßengraben liegt. Ich werde Radio KW einschalten, da gibt es die aktuelle Wetterlage.«
Wie vom Kaffeeduft magisch angezogen, betrat Staatsanwalt Haase das Büro und amüsierte sich über die »vorzeitliche Kaffeemaschine«, nahm jedoch dankend einen Becher entgegen.
»Was ist da in der Tiefgarage geschehen, meine Herren?«
Sie brachten Haase auf den neuesten Stand.
»Todesursache Spinnenbisse, das hatten wir auch noch nicht.«
Tom bremste ihn, korrigierte die Annahme. »Laut dem von uns befragten Fachmann hätte sich die Frau selbst nach mehreren Bissen noch in Sicherheit bringen können. Die Bisse sind zwar schmerzhaft, aber meistens nicht tödlich. Conny Wuttke starb an einem anaphylaktischen Schock.«
»Ach, die hat allergisch reagiert?«
»Genau, das machte sie binnen kürzester Zeit handlungsunfähig. Wenn dann keine Gegenmaßnahmen eingeleitet werden, stirbt man an den allergischen Reaktionen des Körpers.«
»Widerlich. Weiß man schon, wer dahintersteckt?«
»Wir haben die Person auf einem Überwachungsvideo, die Spurensicherung versucht gerade, Details zu vergrößern.«
»Die Person ist winterlich vermummt, da müssen wir auf andere Merkmale ausweichen, Logos auf der
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