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Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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mal.«
    »Schon vierzehn Uhr, mein Gott, wie die Zeit rennt.«
    Mette brachte von Aha die letzten zusammengesetzten Eintragungen aus dem Tagebuch eines Teenagers. »Jetzt wird es konkreter. Hier ist von einem süßen Jungen die Rede, der aber nur seine Schwester im Kopf hat. Ein Typ, auf den die Mädels nur so flogen.«
    Von Aha blickte Mette mit mattem Lächeln an. »So was wie ich früher?«
    »Ich weiß nicht recht, es klingt schon fast pathologisch. Der Junge hat seine Schwester nicht aus den Augen gelassen und sich ständig zwischen sie und den anderen gestellt, wenn sie sich einem annähern wollte. Alle standen auf dem Schulhof und schmachteten den Schönling an, und der rannte seiner Schwester nach.«
    »Wie passt das zusammen?«
    »Das Mädchen, das ist die Lola. Es heißt nämlich weiter, dass sie sich in den großkotzigen J.   R. Ewing verknallt hätte, und der wiederum hätte Lola heimlich zur Amelandfahrt angemeldet.«
    Mette fasste zusammen, Lola sei unversehens mit gepackten Koffern in der letzten Sekunde vor der Abfahrt zum Bus gekommen, und als der Fahrer endlich losfuhr, habe man den Bruder von Weitem auf dem Rad kommen gesehen. Er habe wild gewinkt und gestikuliert, sei dann, weil er es nicht schaffte, sie einzuholen, mit dem Rad gestürzt und habe heulend auf der Straße gesessen. Sie habe befreit gewirkt in den ersten Tagen, und jeder habe um sie gebuhlt, um die so verführerische, kesse Lola. Petra Winter hat sich dann mit Gunter Bertram getröstet, der ja auch nicht schlecht aussah. Nur nicht ganz so süß.
    Gero von Aha dachte lange nach, Mette befürchtete schon, er sei mit offenen Augen in eine Art Tiefschlaf gefallen, als er sich reckte und eine neue These entwickelte. »Kann es nicht sein, dass der Junge seine Schwester so sehr liebte, dass er sie für sich behalten wollte?«
    »Schon möglich.«
    »Ob er sie heute noch an seiner Seite hat? Wie reagiert eine Frau nach einer Vergewaltigung? Ihr Verhalten hat sich doch bestimmt auch ihm gegenüber verändert.«
    Er stürzte zu seiner Kaffeemaschine, an diesem Punkt der Erschöpfung half nur noch aromatisches tiefschwarzes Gebräu. Er musste dranbleiben, wach sein für den Gedanken, der sich gerade eben auf dem letzten aufbauen wollte.
    Lydia Weihers schien nicht über ihren Schatten springen zu können, es kam ihr einfach nicht über die Lippen, wer sich hinter Lola verbarg.
    »Wissen Sie, wir waren doch gar nicht so dicke, wie es auf den Fotos scheint. Wir haben die Freiheit genossen, niemand kontrollierte uns, wir konnten uns, wenn wir freihatten, so richtig gehen lassen. Deshalb hatten wir fast jeden Abend einen Schwips, wenn es hochkam, waren wir stockbetrunken, und am nächsten Tag beaufsichtigten wir die Kinder, machten Spiele mit ihnen und lächelten tapfer in die Kamera. Auch Lola war kein Unschuldslamm, sie sah nur so aus, als könnte sie kein Wässerchen trüben. In Wirklichkeit hatte sie es faustdick hinter den Ohren.«
    Sie bat um einen weiteren Kaffee, dieses Mal beauftragte Karin den Uniformierten, der vor der Tür saß, für Nachschub zu sorgen. Sie wollte der verunsicherten Frau keine Gelegenheit bieten, sich erneut zurückzuziehen.
    »Was meinen Sie mit ›faustdick‹?«
    »Mit einem war sie zusammen, und dem anderen hat sie schöne Augen gemacht. Die hat bei jedem ihre Wirkung ausgetestet und nicht gewusst, was sie damit auslösen konnte.«
    »Hat sie Parfüm benutzt?«
    Irritiert schaute die Weihers auf. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Ich denke gerade an Teenager, die im Drogeriemarkt jedes Flakon öffnen und testen müssen.«
    Lydia Weihers schloss die Augen und schnupperte ins Leere. »Ja, sie roch immer so süßlich.«
    »Wie süßlich? So wie Melone oder wie Erdbeeren im Sommer, vielleicht wie reife Orangen oder Vanille? Wie süß roch Lola?«
    »So eine klebrige Süße ging von ihr aus, fast wie pure Vanille.«
    »Denken Sie an diesen Geruch, er wird Ihre Erinnerungen an Lola weiter wecken.«
    »Billig roch sie vor allen Dingen und hat sich immer die Augen mit Lidschatten zugekleistert, aber das kann sie bestimmt heute noch.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Ich habe sie vor ein paar Jahren hier in Wesel gesehen. In der Fußgängerzone kam sie mir entgegen. Sie hat mich aber nicht erkannt, und ehrlich gesagt war ich froh darüber. Die hatte ziemlich in den Farbtopf gegriffen, total überschminkt. Sie fand nie das richtige Maß, schon früher nicht, von allem zu viel, nicht dezent, sondern grell, nicht schlank, nein,

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