Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
Platte zu nehmen.
    »So eine Sauerei. Mensch, du musst einen gehörigen Schnupfen haben, so was kriegt man doch mit! Mach das Fenster auf, ich hasse diesen Geruch.«
    Wortlos öffnete er das Fenster und verließ den Raum, eilte durch den Flur zum Bad und schloss die Tür hinter sich ab. Er setzte sich auf die heruntergeklappte Klobrille.
    Es dauerte ein paar Minuten, bis seine Finger nicht mehr zitterten, dann holte er den Zeitungsfetzen hervor und glättete ihn auf dem Oberschenkel. Mertesacker hatte noch gut in Erinnerung, dass im letzten Jahr ein Kunstobjekt aus der Grünanlage vor der Stadt von unbekannten Banausen auf das Nibelungentor im Kreisel an der Tankstelle gesetzt worden war. Niemand wusste, wie die Unbekannten es bewerkstelligt hatten, denn der Spinnenkörper wog an die einhundertfünfzig Kilo, und die Höhe des Tores maß stattliche fünf Meter. Es hatte einen Eklat gegeben, in dem der Künstler, der die beiden Granitblöcke in ein Kunstwerk verwandelt hatte, die sofortige Entfernung des Tieres verlangte, während ein großer Teil der Xantener Bevölkerung über die Spinne in luftiger Höhe herzlich lachte und wie wild ganze Fotoreihen schoss, die immer noch im Internet zu sehen waren. Um die Wogen zu glätten, hatte der Bürgermeister sich in der Presse zu Wort gemeldet, er wolle einen unbürokratischen Weg gehen, zur Beruhigung der Gemüter. Damals hatte Christian Mertesacker noch nicht daran gedacht, dass diese Spinne aus Metall und Teichfolie ihn eines Morgens erreichen könnte, um ihn mit Haut und Haar zum Frühstück zu verspeisen.
    »Spinne sorgt für Aufsehen«, war der Artikel betitelt, und mit einem roten Filzstift hatte jemand mit eiliger Schrift quer über die Berichterstattung einen Hinweis geschrieben, der Mertesacker erschauern ließ.
    »Nichts ist vergessen. Die Spinne ist zurück und hat dich im Visier.«
    * * *
    Es brodelte im K1. Im Gegensatz zur Raumtemperatur war die kleine Lage am Morgen hitzig verlaufen. Es stagnierte, die Spurensicherung hatte die Auswertung auf den Mittag terminiert, und von der Pathologie lag ebenfalls noch nichts vor. Zumindest signalisierten die Fachleute aus Duisburg, sie hätten einen Stoff im Blut der Toten noch nicht eindeutig identifizieren können, sie seien aber nah dran.
    Nicht von Ahas vollmundiger Kaffee, nicht die warmen Worte der Hauptkommissarin halfen über die schlechte Stimmung hinweg, und die hübschen Eisblumen in den Fensterecken wurden von niemandem beachtet. Der Ärger über die erschwerten Arbeitsbedingungen stand im Vordergrund. Burmeesters Erklärungstaktik über den Sinn außergewöhnlicher Umstände für die Arbeit am Fall verhallte zwischen den Rufen nach Umzug ins Hauptgebäude. Es roch eindeutig nach Meuterei am Herzogenring, der Aufruf, das Vorzimmer der Behördenchefin zu besetzen, wurde laut, als Frau van den Berg im eng geschnittenen, taillierten Nerzjäckchen erschien, um sich persönlich ein Bild von der Situation zu verschaffen.
    »Ich verstehe Sie gut, sehr gut sogar, und glauben Sie mir, der Hausmeister wird mich kennenlernen. Gestern hatte er mir deutliche Fortschritte zugesagt, er würde eine Nachtschicht einlegen, um ein erträgliches Arbeitsklima herzustellen.«
    Gero von Aha war aufgebracht. »Dann sollten wir mal in den Katakomben nachschauen, ob er dort bei der Arbeit eingeschlafen ist. Sie wissen, dass wir den Dienst unter solchen Bedingungen niederlegen können, oder? Fragen Sie mal den Personalrat, der wird Ihnen die reguläre Mindesttemperatur für Diensträume nennen. Dies hier ist eine Zumutung. Ein alter Radiator schafft es nicht, den Besprechungsraum zu heizen. Das merken Sie selber, denn Ihr schickes Tier scheint Sie wohl zu temperieren. Wenn wir das andere Gerät auch noch anschließen, fliegt die Sicherung raus.«
    Van den Berg hob beschwichtigend die Hände. »Ich verstehe Ihr Problem sehr gut und werde mein Vorzimmer beauftragen, geeignete Ersatzräume für Sie zu suchen. Ich verspreche Besserung innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden. Bis dahin gehen Kosten für warme Getränke aus der Kantine oder von draußen per Quittung an mich. Ich danke Ihnen für Ihren Einsatz und Ihr Verständnis. Und jetzt zum Fall.«
    Sie ließ sich von gemäßigt gelaunten Kripobeamten auf den neuesten Stand bringen und lauschte aufmerksam und zugewandt der Schilderung.
    »Sind Sie sicher, dass in dem Haus alle Hinweise gesichert sind? Wie konnte der Stuhl die Tür verriegeln? Gibt es Hinweise auf einen anderen

Weitere Kostenlose Bücher