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Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Zeug schon länger beziehen.«
    »Das heißt ja, dieses Präparat ist längst in Umlauf. Wir müssen das mit der Freigabe überprüfen.«
    »Richtig. Sicher ist, dass es über Internetvermarktung bis hin zu Heilpraktikern, die darauf schwören, quer durch Europa im Einsatz ist, vermarktet durch die FRAFO International.«
    Gebückt blieben sie über den Papieren stehen, lasen den einen oder anderen Aspekt noch einmal in Ruhe durch. Die Kälte packte sie erneut, kroch in Beine und Hände und ließ selbst beim gut bemützten Burmeester ein Frösteln durch den Körper ziehen. Karin zog ihre Jacke wieder an.
    »Wer schickt uns das?«
    »Viel spannender finde ich die Frage, ob sich da ein Motiv für eine Brandstiftung herauskristallisiert. Warum schickt uns Mister oder Misses X diese Unterlagen drei Tage nach dem Brand?«
    In den Heizkörpern rumorte es zum ersten Mal seit Tagen, es zischte und brodelte. Burmeester starrte gebannt auf die alten Gerippe. »Pass auf, gleich steigt weißer Rauch auf.«
    »Dann rennen wir.«
    Es trat Ruhe ein in dem mehrmals übertünchten Gestänge, ein Geruch nach erhitztem alten Lack verbreitete sich im Raum. Ungläubig befühlte Burmeester den nächsten Heizkörper und zuckte zurück. »Warm, nee, eher heiß, dieser Witzbold schafft das!«
    Thorben Nahmann stand mit verschwitzter Stirn im Türrahmen. »Isch entlüfte dann mal ebkes. Lasst mich mal in die anderen Räume, dann könnt ihr hier weiter nach dem bösen Mann suchen.«
    Unter den dankbaren Augen der Anwesenden ließ er viel, viel Luft aus den Heizkörpern. »Zwischendurch werde isch immer wieder auffüllen, der Druck war im Keller, die Rohre waren leer, und die Steuerungsanlage stand neben dem Brenner. Welchen Fachmann habt ihr denn verärgert?«
    »Nichts kaputt? Kein teures Ersatzteil, das erst angeliefert werden muss?«
    Der Mann in grauen Kittel verneinte.
    »Unser Hausmeister hat die Vertragsfirma beauftragt, und die hat ihn hängen lassen.«
    »Der Jute soll zukünftig die Finger von der Technik lassen. Und wenn der Vertragspartner eine riesige Rechnung stellt, dann schickt sie zurück. Schwarze Schafe gibbet überall.«
    Nachdem er dreimal wieder in den Keller und nach oben gelaufen war, erfüllte der Lackgeruch zusammen mit warmer Luft die Etage. Karin klopfte dem Retter dankbar auf die Schulter.
    »Ich bin so froh, dass Sie es geschafft haben! Sie schicken bitte Ihre Rechnung an die Kreispolizeibehörde, ich gebe Ihnen eine Karte mit.«
    Thorben Nahmann winkte ab. »Nee, dat hab isch für den Doc gemacht. Der hat mir den Ellenbogen so jut gerichtet, dat werd isch ihm nie vergessen. Trotzdem hat alles seinen Preis. Isch soll der netten Kommissarin ausrichten, Arno habe für Dienstag einen Tisch im Gotischen Haus in Xanten reserviert, um acht. Kann isch jut verstehen, dat der auf so wat Nettes steht.«
    Sprach’s und verabschiedete sich, während Karin und Burmeester ihre kühlen Finger nicht von den warmen Heizkörpern lassen konnten.
    »Erstens kommt es anders …«
    »… zweitens als man denkt. Genau. Wir haben endlich mal was Konkretes.«
    »Lass uns nach Bochum in die Klinik fahren und Fragen stellen.«
    »Aber zuerst müssen wir zu Herrn Mertesacker nach Sonsbeck.«
    * * *
    Sie hatten Ehrgeiz entwickelt, und Johanna tippte, was das Zeug hielt. Inzwischen hatten sie alle befragt, die das Ehepaar Verfürth auch nur vom Hörensagen her kannten. Beide, Henner Jensen und Johanna Krafft, bestätigten sich stets gegenseitig, dass sie keinesfalls privat ermittelten. Sie fanden die Geschichten von Leuten aus der Großelterngeneration, die mit Charme und Humor à la Miss Marple dem Kommissar zuvorkamen, nur in den Schwarz-Weiß-Filmen bei besagter betagter Lady witzig.
    Zeit wollten sie sich lassen, nichts überstürzen, sie wollten lediglich erfahren, wo der Mann von nebenan abgeblieben war. In aller Ruhe wollten sie mehr über die Nachbarn erfahren, die, wie sich herausgestellt hatte, viele unterschiedliche Erklärungen für Alfons’ Abwesenheit in Umlauf gebracht hatten. Version eins: Alfons musste am zweiten Weihnachtstag geschäftlich nach Frankfurt. Version zwei: Alfons ist im Ausland. Version drei: Alfons macht Kurzurlaub auf Fuerteventura, kurz vor dem Burn-out. Version vier: Alfons nahm sich eine Auszeit von der Beziehung. Letzteres hatte Johanna aus dem Kirchenchor mitgebracht, bei den Altstimmen sang eine Freundin von Louise Verfürth mit, die, ganz im Vertrauen, aus dem Nähkästchen plauderte. Es wäre

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