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Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Kind.«
    »Die ist auch nur einmal hier gewesen, die ertrug man nicht öfter. Immer stand die im Mittelpunkt, und sei es durch die haarsträubenden Geschichten, die sie erzählte. Die brauchten so ein Enfant terrible, jemanden, der immer mit blankem Horror aufwarten konnte. Man kannte sich schon zu Grundschulzeiten. Alle nannten sie Maja, wie die Biene, weil sie eine Zeit lang ausschließlich quergestreifte Pullover trug.«
    »Der Lange dort, wie nannten die den immer?«
    »Mister Spock, wegen den abstehenden Ohren. Richtig hieß der Christian, weißt du noch, wie weiter?«
    »Mertesacker. Ich glaube, das war so ein Ruhiger, von dem hat man nicht viel gehört. Ein Mitläufer, dachte ich manchmal.«
    »Sag mal, war das nicht, als die sich immer mit Spitznamen angeredet haben?«
    »In der Schule schon, aber die Fahrt nach Ameland fand im Jahr darauf statt. Da kannte ich nicht mehr alle aus der Gruppe.«
    »Die sind auch nie bei uns im Partykeller gewesen, die haben immer woanders gefeiert. Manchmal habe ich gedacht, er schämt sich für seine Freunde.«
    »So war das nicht, die wollten unter sich sein. Du bist ja immer runtergegangen, um nach dem Rechten zu sehen, das fand Frank peinlich. Der fühlte sich kontrolliert und hat sich eher für uns geschämt als für seinesgleichen.«
    »Schon gut, so schlimm war ich auch nicht. Damals war er mit diesem Nena-Verschnitt zusammen, das weiß ich noch.«
    »Da auf dem Foto, das ist sie. Die waren richtig dicke miteinander, du hast in ihr schon eine potenzielle Schwiegertochter gesehen, aber nach der Freizeit war Schluss.«
    »Ja, alles vorbei. In den vierzehn Tagen waren sie erwachsen geworden. Die ganze Gruppe fiel auseinander.«
    Karin hatte mittlerweile so viele Fragen im Kopf, langsam mussten sie gestellt werden. »Hat Frank einen Grund für diese Veränderung genannt?«
    Nachdenklich hockten sie auf der Eckbank, Karin sah ihnen an, dass sie in ihren Erinnerungen suchten, schließlich verneinten sie. »Er hat sich ausgeschwiegen.«
    Burmeester wies auf seinen Handteller, am Ansatz zum Unterarm. »Frank hat ein Tattoo an der Handwurzel. Hatten die anderen sich auch so eine Spinne eingestichelt?«
    Für Herrn Fortmann war das anscheinend ein echtes Reizthema. »Da fragen Sie was. Wir haben ihm immer mitgegeben, was man braucht, um ein ordentliches, anständiges Leben zu führen. Monatelang hat er die Tätowierung vor uns verborgen, ich habe ihn zur Rede gestellt, als ich sie entdeckte. Das sei seine Sache, schließlich habe er sie nicht mitten im Gesicht. Bei Karl May sei es die Blutsbrüderschaft gewesen, aber das war damals, im beginnenden Zeitalter von Aids, undenkbar. Die Gruppe wollte lebenslange Zusammengehörigkeit demonstrieren. Auf Ameland haben sie hinter der Düne gesessen und sich ewige Freundschaft geschworen, ich glaube die Comics von Spiderman boten die Vorlage für die primitiven Selbstverstümmelungen. Wieder daheim, war alles vorbei, nur diese hässliche Spinne blieb.«
    »Bitte schauen Sie sich die Fotos vom Meer ganz genau an, wir müssen wissen, wer da abgebildet ist. Die Tatsache, dass Petra Winter, Christian Mertesacker und Ihr Sohn sich kennen, ist von Interesse für uns.«
    Beide reichten einander die Bilder, konnten aber niemanden mehr benennen. »Das ist so lange her, und die meisten Freunde hat er vor uns verborgen. Frank hat nach der Schulzeit nie mehr viel über sie erzählt.«
    »Unsere Kollegen versuchen gerade, den Mertesacker zu erreichen. Frau Winter scheidet aufgrund ihrer Erkrankung aus, wen können wir fragen?«
    Die Fortmanns kannten die Antwort, schwiegen zunächst. Karin hatte ihre Worte mit Bedacht gewählt und sah förmlich, wie es in den Köpfen des Elternpaares rotierte.
    »Wir glauben, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Brandanschlag und einer weiteren Toten gibt. Uns fehlen wichtige Informationen, damit es nicht noch mehr Tote gibt. Für die Sicherheit Ihres Sohnes können wir leider nicht garantieren, da wir ohne konkrete Anhaltspunkte keinen neuen Personenschutz mehr aktivieren können.«
    Burmeester sah seine Vorgesetzte bewundernd an. Die wusste immer wieder den wunden Punkt zu finden, an dem sie zielsicher andockte und unerbittlich stocherte, bis ihr Gegenüber anfing zu reden. Sie setzte mit einem konkreten Vorschlag nach.
    »Wie wäre es, wenn einer von Ihnen mit nach Bochum käme, um Frank zu erklären, wie wichtig seine Kooperation für ihn selber ist? Sie können sicher sein, dass niemand Ihren Sohn überfordert,

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