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Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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gar nit anwesend, obwohl er neben einem steht.«
    Nahmann wies auf das Türblatt, Tom solle sich die Innenseite mal genauer anschauen, dann wisse er, wie der Mann tickt. Tom schloss die Tür, und gemeinsam mit dem stattlichen Installateur stand er auf einem Quadratmeter Freifläche in dem kleinen Raum, der nach Männerschweiß und geöltem Werkzeug roch. Sie starrten auf die Tür, die über und über mit Artikeln, Fotos, Postern und Bildern aus Zeitschriften beklebt war, und alle hatten ein einziges Grundmotiv: die Spinne.
    »Na, Herr Kommissar, wat sag isch? Der läuft doch eindeutig neben der Spur. In seiner kleinen Sammlung is alles vertreten, was acht Beine hat, von exotisch bis zum heimischen Weberknecht. Der hat doch hier unten eine Riesenmacke entwickelt. Isch sag immer, wenn du halbwegs intelligentes Leben einbunkerst, wird früher oder später en Jeck daraus. Verstehen Sie jetzt, warum isch sicher sein will, das er nit hier unten an der Leitung baumelt?«
    Tom studierte das Türblatt und wurde unruhig. Warum sammelte der Mann systematisch Spinnenartikel? Gab es Zufälle, oder stand er hier mitten in der Zentrale des Täters, den sie zwei Etagen höher so fieberhaft suchten? Mutierte hier gerade der grau gekleidete, unscheinbare Hausmeister, von dem niemand sagen konnte, welche Farbe seine Augen hatten, zu einem Hauptverdächtigen? Er brauchte Verstärkung, und die Spurensicherung musste Fingerabdrücke sammeln. Wenn Munster mit den Fällen zu tun hatte, würde seine DNA möglicherweise mit den Spuren übereinstimmen, die in Grefrath an der Hundeleine gesichert worden waren. Tom zückte sein Handy. Kein Empfang, dicke alte Mauern unter der Erde verhinderten den Kontakt zur Außenwelt.
    »Ich gehe eben ins Erdgeschoss und hole Verstärkung. Sie bewegen sich nicht von der Stelle, ich bin gleich zurück.«
    Der Installateur blickte dem Kommissar nach, der durch den Gang hastete, und schaute anschließend mit gesteigertem Interesse die Sammlung des merkwürdigen Kollegen durch. Er steckte sich eine Zigarette an und schüttelte den Kopf.
    »Hätt isch ja nit gedacht, dass so ein paar Spinnen an der Tür für einen richtigen Einsatz sorgen. Dat glaubt mir keiner.«

SIEBEN
    Johanna Krafft fühlte sich regelrecht belagert, als Louise zum zweiten Mal innerhalb einer Stunde in ihrem Wohnzimmer stand. Beim ersten Besuch hatte sie sich aus Wesel zurückgemeldet, ihr haarklein von dem Verhör mit Gero von Aha und ihrer Tochter erzählt. Interessiert und berührt hatte Johanna zugehört, wie ihre Nachbarin die Rettung der beiden Jungen schilderte, die in jener Nacht im Januar auf ihrem Sofa auf ihre Großeltern gewartet hatten.
    Auf die Frage, warum sie dies so lange für sich behalten hatte, meinte Louise, sie habe doch nicht ausplaudern wollen, dass sie in der Nacht quasi am Tatort gewesen sei. Das hätte doch ein falsches Licht auf sie geworfen, und außerdem habe sie sich geschämt. Welche Frau würde schon nachts ihren Mann im Haus einer anderen Frau ausspionieren, das alles sei ihr so peinlich gewesen. Erst sie, Johanna, habe ihr gezeigt, dass man über alles reden könne, dafür sei sie ihr echt dankbar. Um ihre Dankbarkeit zu bekunden, hatte sie gleich angeboten, für Johanna zu kochen, den Einkauf zu erledigen und den Haushalt zu machen, woraufhin Henner aus der Küche rief, sie kämen prima zurecht.
    Nun stand sie wieder im Türrahmen, diesmal mit einem Stoß Kleidungsstücke über dem Arm. »Verzeih, aber du musst mich unbedingt beraten. Ich weiß gar nicht, was ich übermorgen zu meiner Verabredung anziehen soll. Ich habe den Kleiderschrank durchforstet und mir vier Kombinationen ausgesucht, die in Frage kommen. Darf ich?«
    Schon legte sie die Sachen auf dem Sessel ab und hielt sich ein graues Etuikleid mit einem papageibunten Schal vor. Völlig überrascht schaute Johanna auf und schüttelte den Kopf. Henner kam dazu und erkannte nach einem kurzen Blick, dass er in dieser Situation überflüssig war.
    »Ich geh eben die Pfandflaschen wegbringen. Brauchst du noch etwas aus dem Supermarkt?«
    Johanna winkte ab. Henner meinte jedoch, den Wunsch, nicht zu lange fortzubleiben, in Johannas Blick erkannt zu haben.
    »Ich werde schnell zurück sein, und dann musst du dich wirklich ausruhen. Der Arzt hat ausdrücklich gesagt, du sollst viel liegen und dich gesund schlafen. Schließlich müssen wir morgen zum Röntgen nach Wesel, und der Kindergarten vermisst bestimmt schon die aktivste Lese-Oma.«
    Dankbar lächelte

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