Die Spitze des Eichbergs
Noch am Sonntag wurden die Unstimmigkeiten zwischen Eichberg und Stuckmann in einem persönlichen Gespräch ausgeräumt.
Eigentlich genügend Zündstoff für die Mitgliederversammlung, die aber am Ende doch harmonisch ablief. Eichberg entschuldigte sich artig für seine Entgleisungen, kündigte die Teilnahme im UEFA-Pokal im Jahre 1994 an, so dass die Führungsgremien bei nur drei Gegenstimmen von den 1.750 anwesenden Mitgliedern eher unspektakulär entlastet wurden. Die Schalker Bilanz vom 1.7.1991 bis zum 30.6.1992 schloss dabei mit einem Bilanzgewinn von 182.304,29 Mark ab, dennoch lasteten immer noch 9,6 Millionen Mark Schulden auf dem Verein.
69. ERFOLG KANN MAN NICHT KAUFEN
Auch mit dem bis dato erfolgreichsten Vereinstrainer der Welt kam das Glück nicht zurück zum Schalker Markt. Udo Lattek hatte sich das wohl anders vorgestellt. Und Günter Eichberg erst recht. Ganz zu schweigen von den zig tausend Fans, die Schalke immer noch die Treue schworen.
Auswärts lief einiges besser: In Bochum gab es einen 1:0-Sieg durch Christensen, vom HSV fuhr man siegreich mit 2:1 nach Hause. Zu Hause dann ein torloses Match gegen Eintracht Frankfurt, in Kaiserslautern ging Schalke mit 3:0 baden, dabei war der Ex- Schalker Bjarne Goldbaek der Mann des Tages.
Es verstärkte sich das Gerücht, dass Lattek seinen bis Saisonende auslaufenden Vertrag nicht verlängern und sogar schon nach dem Spiel bei Bayern München (12.12.) die »Brocken hinwerfen« werde. Im Freundeskreis hatte Lattek zuletzt immer häufiger darauf hingewiesen, dass er sich auf Schalke quasi um jede Kleinigkeit im sportlichen Bereich selbst kümmern müsse. Außerdem habe sein Duz-Freund Günter Eichberg auf Grund eigener Probleme fast nie mehr Zeit für ihn. Derweil machten auch Gerüchte die Runde, der Schuldenberg würde bis zum Saisonende auf 15 Millionen Mark anwachsen.
Beim Schalker 2:0 in Dortmund war er noch der gefeierte Held, beim Spiel gegen Uerdingen (1:1) verspielte Günter Schlipper aber wohl den letzten Kredit. Gerade erst hatte er eine Fünf-Spiele-Sperre abgesessen, da sah er schon wieder »Rot«, so dass selbst die Zuschauer riefen »Schlipper raus«. In seiner Schalker Zeit war es nun das fünfte Mal, dass er nach dummen und unbeherrschten Aktionen vom Platz flog.
Auch bei Dynamo Dresden war wieder mal nichts zu holen (0:1), wobei nicht nur die Spieler ins Fettnäpfchen traten. Lattek hatte eine Teilnahme von Schalker Spielern an einem Protest gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit mit dem Hinweis abgelehnt, dadurch würde die Konzentration der Vorbereitung gestört. Dabei sollten einige Schalker Spieler mit Dresdenern nur ein Spruchband vor dem Anpfiff durch das Stadion tragen. Die Dynamo-Spieler machten das und ihre Konzentration war dadurch offenbar nicht gestört - wie das Spiel bewies.
Dann endlich der erste Zitter-Heimsieg, 1:0 gegen Köln durch Mihajlovic. Doch dieser Erfolg glättete die Wogen nur für kurze Zeit. »Knackpunkt« war der von Udo Lattek mit Ingo Anderbrügge ausgehandelte Drei-Jahres-Vertrag, den Lattek mit Vollmacht seines Präsidenten ausgehandelt hatte, den aber Schatzmeister Rüdiger Höffken nicht unterschreiben wollte. Höffken, Vorsitzender einer so genannten Spar-Komission, betonte zwar, einer Gehaltsaufbesserung könne er zustimmen, doch nur auf einer erfolgsbezogenen Basis. Jetzt waren die Schalker in einem Dilemma. Udo Lattek empfand Höff-kens Veto als Einmischung in seine Arbeit, so dass sein Rücktritt immer wahrscheinlicher wurde.
AMTSMÜDIGKEIT
Auch Günter Eichberg musste dementieren, als man ihm Amtsmüdigkeit unterstellte. »Ich habe keinerlei Absicht auszusteigen«, gab er in einer Presseerklärung bekannt. Eichberg bestätigte zwar, dass er sich zunehmend überlastet gefühlt hätte, dass er aber auch auf der Suche nach einem Vereinsmanager wäre. Spekulationen wurden laut, dass es sich dabei wieder um Helmut Kremers handeln sollte.
Steffen Freund, soeben noch Torschütze beim 1:1 in Bayern, kündigte seinen Vertrag. Gerade war er von Berti Vogts ins Aufgebot der Nationalelf berufen worden, schon verdrehte sich ihm der Kopf. Der BVB sollte sein neuer Arbeitgeber werden.
Schalke präsentierte seinen Trainer für die neue Saison: Helmut Schulte, bisheriger Coach von Dynamo Dresden, bezeichnete Schalke (wie so ziemlich jeder seiner Vorgänger) als seinen »Wunschverein«. Doch es bahnte sich weiterer Wirbel an: Udo Lattek soll den Namen seines Nachfolgers erst aus der Presse erfahren haben
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