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Die Sprache der Macht

Die Sprache der Macht

Titel: Die Sprache der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Noellke
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und wenn ja, von wem. Dass jemand überhaupt eigene Ideen ins Spiel bringt, scheint erst einmal für einen hohen Rang zu sprechen, doch das muss keineswegs so sein.
    Außenseiter können sich durchaus öfter mit eigenen Vorschlägen zu Wort melden. Dass sie eine beklagenswert niedrige Position einnehmen, erkennen wir daran, dass keiner ihre Ideen aufgreift. Sie werden nicht kritisiert, sie werden ignoriert. Deshalb haben sie auch keine Chance, sich durch Opportunismus sagen wir: hochzudienen. Siekönnen noch so sehr die Mehrheitsmeinung unterstützen und dem Alphatier die besten Argumente apportieren, sie werden übergangen.
    Jemand, der weiter oben steht, wird hingegen eine Kaskade von Gesprächsbeiträgen in Gang setzen, die sich zustimmend auf ihn oder sie beziehen. Dabei ist dreierlei zu beobachten:
Jemand, der einfach nur beipflichtet, positioniert sich in der Gruppe recht weit unten: „Ich sehe es ganz genauso.“
Zustimmen und ergänzen ist schon deutlich höher angesiedelt: „Darf ich noch etwas hinzufügen?“/ „Ich würde sogar noch weiter gehen …“
Zustimmen und widersprechen kommt sogar schon in die Nähe desjenigen, auf den man sich bezieht: „Sie haben vollkommen Recht; ich möchte nur noch darauf hinweisen, dass …“
    Natürlich gibt es gelegentlich auch offenen Widerspruch: „Ich bin da völlig anderer Ansicht …“ / „Das bestreite ich …“ / „Wie kommen Sie überhaupt darauf?“ So etwas ist ein deutliches Dominanzsignal. Der Angesprochene kann sich jetzt daran machen, den Widerspruch zurückzuweisen: Er kann sachlich argumentieren, möglichst statushohe Fürsprecher mobilisieren oder seinen Kritiker der Lächerlichkeit preisgeben. Kann er den Widerspruch nicht entkräften, sinkt sein eigener Status – auch wenn er nominell der Chef ist.
    Es gibt aber zwei Möglichkeiten, diesem Autoritätsverlust entgegenzuwirken: Sie lassen die Diskussion erst einmal laufen und äußern sich möglichst spät. Oder Sie lassen sich überzeugen, räumen souverän ein, dass der andere Recht hat (wodurch Sie ihn unvermeidlich aufwerten), und zeigen gerade dadurch Größe. Man muss es unterstreichen: Wer auf der Alphaposition Fehler und Irrtümer eingesteht, erwirbt sich Respekt – sofern dieser Fall nicht zu häufig eintritt.
    Wir haben es bereits angesprochen: Wessen Ideen und Formulierungen von anderen aufgegriffen werden, der steigt im Status. Dabei kommt es weniger darauf an, möglichst oft Zustimmung zu erfahren, als vielmehr von möglichst dominanten Teilnehmern unterstützt zu werden. Das eine hängt zwar mit dem andern zusammen, aber es gibt auch den Fall, dass jemand unvermittelt durch einen hochrangigen Gesprächsteilnehmer aufgewertet wird.
    Dafür kann es verschiedene Ursachen geben und die Folgen sind nicht immer so, wie man es sich wünschen würde. Zunächst einmal kann es rein sachliche Gründe haben, dass sich jemand zustimmend auf einenGesprächsteilnehmer bezieht. Dass ein gutes Argument nicht selten eine nicht zu unterschätzende Kraft entfaltet, mag immerhin beruhigen. Doch womöglich hat es ganz andere Gründe, die dem reinen Machtkalkül zuzurechnen sind: Der eine Gesprächspartner wird nur deshalb aufgewertet, weil ein anderer abgewertet werden soll.
    Das ist in der Tat ein gängiges Verfahren: Der Chef greift unvermittelt den Gedanken eines Newcomers, eines Fachfremden, eines zufällig Anwesenden auf, einzig damit die eigentlich zuständige Person innerlich mit den Zähnen knirscht. Ihr soll nur allzu deutlich werden, wie sehr ihr Rang von der Anerkennung durch das Alphatier abhängt. Die Zustimmung von dominanten Teilnehmern eröffnet also manche Chancen, doch sie verschafft einem auch auf einen Schlag zahlreiche Gegner. Die Gefahr besteht darin, dass sich jeder zurückgesetzt fühlt, der sich in der inoffiziellen Hierarchie über dem Mitdiskutanten wähnte, dessen Argumente bevorzugt wurden.
    Sprache der Macht im Alltag: Äußerungen von Konkurrenten ignorieren
    Überambitionierte Anfänger machen den Fehler, die Vorschläge ihrer Konkurrenten zu kritisieren. Dadurch ziehen sie nur die Aufmerksamkeit der andern auf sich („So einer ist das also …“), aber auch auf Ihren Konkurrenten („Gar nicht so dumm, was der gesagt hat …“). Erfahrene Diskutanten ignorieren die Äußerungen ihrer Konkurrenten einfach. Sogar dann noch, wenn jemand sie aufgreift, der einen höheren Status hat.
    Bewerten und zusammenfassen
    Teilnehmer, die sich bereitwillig unterordnen, greifen

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