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Die Sprache der Macht

Die Sprache der Macht

Titel: Die Sprache der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Noellke
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ob die Metapher von der „Laufbahn“ nicht eine Kontinuität vorgaukelt, die im heutigenBerufsleben gar nicht mehr gegeben ist. Das schrittweise Vorwärtskommen erscheint aber in der Metapher der „Laufbahn“ als Normalfall.
    Damit hängt ein weiteres Problem zusammen, auf das wir noch zu sprechen kommen (→ S. 154, „Die Mehrdeutigkeit von Metaphern“): Je größer die Reichweite einer Metapher, desto unschärfer die Ränder. Es ist nicht eindeutig abgrenzbar, wo eine solche Metapher aufhört und die „Spinnerei“ anfängt.
    So wird eine Metapher plausibel
    Damit eine Metapher wirkt, muss sie für die Zuhörer plausibel sein. Wie lässt sich das erreichen? Drei Faktoren sind hier ausschlaggebend:
Tradition: Lässt sich die Metapher an irgendeinen Vorläufer ankoppeln, der schon bei den Zuhörern fest verankert ist?
Entsprechung: Erschließt sich den Zuhörern unmittelbar, dass die Metapher in dem wesentlichen Aspekt, um den es geht, mit dem fraglichen Gegenstand übereinstimmt?
Stimmigkeit: Ist die Metapher aus einem Guss oder gibt es Widersprüche? Löst die Metapher Assoziationen aus, die nicht zu der Botschaft passen?
    Die Macht der Tradition
    Auch wenn Sie nicht auf eine „vorgeprägte“ Metapher (→ S. 148, „Vorgeprägtes und Selbstgeprägtes“) zurückgreifen, sondern ein eigenes Sprachbild entwerfen: Ihre Zuhörer beurteilen es immer im Lichte der Tradition. Bestimmte Metaphern haben sich so stark verfestigt, dass es schwierig ist, gegen diese Vorstellungen anzukommen. So dürfte eine Metapher, die radikal mit der Vorstellung einer „Laufbahn“ bricht, zunächst einige Irritationen auslösen. Vielen Zuhörern wird sie nicht plausibel erscheinen, weil sie gegen die gewohnten Vorstellungen verstößt, die sie mit einer „Karriere“ verbinden.
    Das ist das eine. Doch mindestens ebenso wichtig ist ein zweiter Aspekt: Es gibt zahlreiche elementare Bilder und Metaphern, die für ganz unterschiedliche Themen genutzt werden. Man könnte sagen, dass es sich um vertraute Muster handelt, um kulturelle Gussformen, die einem nicht vorschreiben, welchen Kuchen man darin bäckt.
    Solche Metaphern haben Sie bereits kennen gelernt: der große Fluss, der unablässig in eine Richtung fließt, auch wenn er kurz gestaut oderzu Umwegen gezwungen wird. Damit lassen sich Entwicklungen aller Art beschreiben, die man nicht aufhalten kann. Die Flussmetapher passt aber ebenso auf Projekte, die ganz unscheinbar beginnen und dank zahlreicher „Zuflüsse“ zu einer imposanten Größe heranwachsen. Und sie passt natürlich auch auf „das Leben“.
    Mindestens ebenso vielseitig verwendbar ist die Metapher vom „Laufen“: Schritt für Schritt, eins nach dem andern, drei Schritte vor und zwei zurück, nach vorwärts schauen, um ans Ziel zu kommen, ins Stolpern geraten, wenn man nicht auf den Weg achtet.
    Wenn Sie Ihre Metapher an so ein vertrautes Muster ankoppeln, gewinnt sie an Plausibilität. Ihre Zuhörer kennen die Zusammenhänge bereits. Manchmal brauchen Sie die Metapher nur anzudeuten und Ihre Zuhörer ergänzen die fehlenden Elemente von allein.
    Die sinnfällige Entsprechung
    Das Kernstück einer plausiblen Metapher: Sie muss verdeutlichen, anschaulich machen, sinnfällig werden lassen, worum es Ihnen geht. Möchten Sie beispielsweise herausstreichen, dass bestimmte Aufgaben ihre Zeit brauchen und sich nicht schneller erledigen lassen, wenn man Druck ausübt, muss genau das Ihren Zuhörern in den Sinn kommen. Wer in diesem Zusammenhang von „ausgequetschten Zitronen“ spricht, weil ihm die gerade in den Sinn gekommen sind, kann auf wenig Verständnis hoffen. Immerhin presst man Zitronen aus, um an den Saft zu kommen. Das mag der Zitrone nicht gefallen, aber ohne Ausquetschen geht es nicht. Die Metapher transportiert also eher die gegenteilige Botschaft. Unmittelbar einleuchtend ist hingegen die Metapher: „Das Gras wächst nicht schneller, wenn man dran reißt.“
    Am Ziel
    Eine Metapher, die erstaunlich oft misslingt, ist der Wettlauf, genauer: der Zieleinlauf. Bekanntlich geht es beim Wettlauf darum, möglichst schnell das Ziel zu erreichen. Und doch wird diese Metapher eingesetzt, um beispielsweise einen „Lebenslauf“ zu würdigen. Mit einem keineswegs erstrebenswerten Ziel: dem Tod.
    Wie stimmig ist die Metapher?
    Der dritte Punkt: Um zu wirken, muss eine Metapher stimmig sein, und zwar in zweifacher Hinsicht: Einmal darf es innerhalb der Metapher keine Widersprüche oder Sprünge geben. Das gilt vor

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