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Die Sprache des Feuers - Roman

Die Sprache des Feuers - Roman

Titel: Die Sprache des Feuers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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oder?«
    »Einspruch. Suggestivfrage.«
    »Stattgegeben.«
    »Könnten Sie also die Häufigkeit ein wenig veranschaulichen?«
    »Sie ist gering.«
    Gedämpfte Heiterkeit bei den Geschworenen.
    »Ist es schwierig, einem Versicherten Brandstiftung nachzuweisen?«
    »Unter Umständen schon.«
    »Warum?«
    »Brandstiftung ist eine Straftat, die ihre eigenen Beweise vernichtet«, sagt Jack. »Und eine Straftat, bei der der Täter den Tatort gern vor dem eigentlichen Geschehen verlässt – aus verständlichen Gründen.«
    Jack fühlt, wie er rot wird, weil er das Wort »Straftat« nicht nur einmal, sondern sogar zweimal benutzt hat, obwohl es im Zivilrecht nichts zu suchen hat. Aber dann denkt er: Scheiß drauf, jetzt wird auf Sieg gespielt.
    »Dann erklären Sie uns doch bitte, wie Sie eine Brandstiftung nachweisen.«
    »Nach meinem Rechtsverständnis müssen dafür drei Dinge geklärt werden: Die Brandursache, das Motiv und die Tatgelegenheit.«
    Sie lässt sich die Bedeutung des Dreierbeweises erklären und fragt ihn: »Gehen Sie davon aus, dass der Brand im Fall White vorsätzlich gelegt wurde?«
    »Ja.«
    »Was führt Sie zu dieser Annahme?«
    »Eine Reihe von Dingen.«
    »Könnten Sie den Geschworenen diese Dinge nennen?«
    O ja, das könnte ich, denkt Jack. Ich könnte auch eine Bruchlandung hinlegen, denn das ist der richtige Moment dafür. Mich verquatschen, verhaspeln und dastehen wie ein Trottel.
    Deshalb sagt er: »Am einfachsten lässt sich das anhand einer Tabelle und ein paar Fotos erklären.«
    Er geht hinüber zu einem Kartenständer und enthüllt eine vergrößerte Darstellung seiner Brandursache/Motiv/Tatgelegenheit-Tabelle.
    Und geht die Punkte der Reihe nach durch. Ohne sich zu verhaspeln. Handelt die Beweise ab – die Proben mit den Petroleumspuren, die Löcher in den Dielen, das Loch im Dach über dem Bett, die Gießmuster. Zu jedem Punkt zeigt er vergrößerte Fotos, und er spricht mit den Geschworenen, als würden sie ihn beim Fotografieren begleiten.
    Emily Peters hält sich zurück. Einem guten Mann fährt man nicht in die Parade, und Jack ist nicht zu bremsen.
    Seine Werte schießen nach oben und liegen schon bei plus Acht.
    Jack ist in seinem Element.
    Jetzt geht es um das Motiv.
    Die ganze Spalte von oben nach unten.
    Das Zusammenwirken der persönlichen und finanziellen Tatmotive. Die Ehekonflikte, Pamelas Alkoholproblem, der Entzug, das Kontaktverbot, die Trennung und die bevorstehende Scheidung.
    Dann die Finanzklemme, die Abschlussrate von 600   000 Dollar, die Steuerschulden, die ausgeschöpften Dispokredite, die überzogenen Kreditkartenkonten, die teuren Antikmöbel, die drohenden Unterhaltszahlungen, die Gefahr, die Hälfte seines Vermögens an seine Frau zu verlieren.
    Jetzt hat er die Geschworenen in der Hand. Sie ziehen an den Joysticks wie besessen. Auf dem Monitor blinken die Neunen und Zehnen auf, als wäre Jack eine Spitzenturnerin auf dem Hochreck.
    »Welchen Schluss ziehen Sie aus all diesen Umständen?«, fragt ihn Emily Peters.
    »Dass White im Begriff war, sein Haus, seine Frau, seine Existenz und seine Antiquitätensammlung zu verlieren.«
    »Warum halten Sie die Antiquitätensammlung für so wichtig?«
    »Die stellte für ihn eine bedeutende Investition dar«, sagt Jack. »Sie war auch das Erste, wonach mich White am Morgen nach dem Brand fragte.«
    »Am Morgen nach dem Brand?«
    »Ja.«
    »Mr. White erkundigte sich am Morgen nachdem seine Frau in den Flammen umgekommen war, nach dem Sachschaden?«, fragt Emily Peters mit ungläubigem Beben in der Stimme und blickt dabei zur Jury hinüber.
    »Ja«, sagt Jack ungerührt. Es ist besser, wenn sich die Jury empört.
    »Und was sagt Ihnen die Tatsache, dass er im Begriff war, all das zu verlieren?«, fragt sie weiter.
    »Es sagt mir, dass er ein hinreichendes Motiv hatte, den Brand zu legen.«
    »Und seine Frau zu ermorden?«
    Casey springt auf. »Einspruch!«
    Jack erwidert: »Der Tatbestand der Brandstiftung lässt wohl kaum Raum für die Annahme, dass seine Frau durch einen Unfall gestorben sein könnte. Es gibt zudem forensische Beweise, dass sie tot war, bevor das Feuer ausbrach.«
    »Was aber den Rahmen dieser Verhandlung sicher sprengt«, geht Mallon hastig dazwischen, zur Jury gewandt. »Laut gerichtsmedizinischem Befund ist Mrs. White an einer Alkohol- und Medikamentenvergiftung gestorben.«
    Vielen Dank auch, Euer Ehren, sagt sich Jack.
    Mallon wirft Jack einen giftigen Blick zu, weil ausgemacht war, dass Pam

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