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Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition)

Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition)

Titel: Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiner Wacker
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Amen.»
    «Amen», murmeln nun auch die anderen, dann nach einer kleinen Pause: «Das heißt dann ja wohl auch, dass wir immer noch nicht wissen, wo die Labore sind?»
    Der Kardinal wirft seinem Büttel einen giftigen Blick zu. Kritik am Tun eines Vorgesetzten, in welcher Dosierung auch immer vorgetragen, ist in der streng hierarchisch organisierten Kirche dieser Tage nicht erwünscht und jetzt schon gar nicht.
    «Ihr bleibt hier, Bruder Knut und ich nehmen die andere Richtung. Die, in die Grothues verschwunden ist. So schwer kann die Anlage ja wohl kaum zu finden sein», knurrt er unwillig. Dann rafft er seine Robe und marschiert mit energischen Schritten den Gang hinauf. Seinem Folterknecht bleibt nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.

cvii Hin und zurück
    «Mein Gott, Mandy, nicht so schnell! Ich kann nicht mehr.»
    Carsten bietet tatsächlich einen bemitleidenswerten Anblick, wie er da keuchend an der Wand lehnt, während rote Flecken wie müde Wolkenbänder über sein erodiertes Gesicht ziehen. Mandy-Ursula kommt zurück, legt die eine Hand auf Carstens Schulter, die andere fasst unters Kinn und klappt den Kopf in die Waagerechte.
    «Nicht schlappmachen, Klunckerchen. Nicht jetzt, wo wir schon so weit gekommen sind.»
    «Nicht weit genug», hustet Carsten heraus, «bei Weitem nicht weit genug.» Er schüttelt den Kopf, eine Bewegung, die ihm der Restkörper übel nimmt.
    «Nur noch die Treppe. Dann machen wir eine kleine Pause.»
    «Geht nicht.» Carsten schüttelt den Kopf. «Beim besten Willen nicht.»
    «Na, schön.» Mandy-Ursula greift in die linke Außentasche ihres Kittels und befördert eine Handvoll gläserne Zylinder ans Tageslicht. Sie wählt nach kurzem Zögern eine Ampulle aus und lässt den Rest wieder verschwinden. Aus der anderen Tasche zieht sie eine Einmalspritze. Achtlos lässt sie die Verpackung auf den Boden fallen, packt den Zipfel des Glasfläschchens mit den Zähnen und bricht ihn ab. Routiniert befüllt sie das Injektionswerkzeug.
    «Gut, dass ich ein bisschen Proviant mitgenommen habe», sagt sie und versenkt die Nadel in Carstens Arm, «das wird dir wieder auf die Beine helfen.»
    Tatsächlich spürt Carsten wie eine Welle neuer Kraft und Zuversicht durch seinen Gebrauchtkörper strömt.
    «Heiliger van Halen! Was ist denn das für ein Zeug?»
    «Suprarenin. Kann Tote im buchstäblichen Sinn zum Leben erwecken. Hatten wir immer reichlich auf Lager, falls mal jemand schlappmacht. Komm jetzt.»
    Carsten will protestieren, aber tatsächlich geht es wieder. Es geht sogar sehr gut. Munter trabt er los und schließt auf.
    «Tolles Zeug. Ich fühle mich gleich ganz anders.»
    Mandy-Ursula wirft ihm einen mahnenden Blick von der Seite zu.
    «Nicht übertreiben, Klunckerchen. Das war die absolute Maximaldosis. Wenn ich nicht aus eigener Anschauung wüsste, zu welchen Höchstleistungen du fähig bist, hätte ich das nicht riskiert.»
    «Höchstleistungen? Was meinst du damit?»
    «Du weißt ganz genau, was ich meine, du Ferkel.»
    Natürlich wusste Carsten, was gemeint war und bei dem Gedanken an das in besseren Tagen gemeinschaftlich absolvierte Trainingsprogramm erhöht sich der systolische Druck in seinen Gefäßen um ein Vielfaches.
    «Meinst du, wir können jemals wieder …?»
    Mandy-Ursula nimmt den Ball nicht auf.
    «Nicht den Aufzug. Das dauert zu lange. Aber ich weiß, wo eine Nottreppe ist. Abwärts wirst du es ja wohl schaffen, Romeo.»
    Mandy-Ursula lässt den Riesenlift links liegen und strebt der im Nebel liegenden hinteren Ecke der Halle zu.
    «Die könnten hier mal lüften.»
    «Vorhin war hier noch Klarschiff.»
    «Kann ich mir denken. Da hat der Teilchenbeschleuniger ja auch noch nicht gearbeitet.» Mandy-Ursula hebt beide Arme und dreht sie gefällig hin und her. «Du würdest mir nicht glauben, wie viel Energie notwendig war, um die Moleküle für meine neuen Zellverbände zusammenzubacken.»
    «Dir würde ich alles glauben, Zuckerschnecke.»
    «Na klar.»
    Mandy-Ursula und Carsten haben das andere Ende der Halle erreicht. Vor ihnen stehen mehrere nachlässig verzinkte Schwerlastregale, dazwischen befindet sich ein Durchgang.
    «Hier entlang.» Mandy-Ursula betritt einen kurzen Gang, an dessen Ende sich eine Sicherheitstür befindet.
    «Wusste ich es doch. Dahinter müsste die Feuertreppe zu den Laboren sein.» Sie versucht den Riegel zu bewegen. Ohne Erfolg. Die Tür ist verschlossen. Sie zieht, zerrt und drückt ein wenig an der Klinke herum, aber es ist

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