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Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition)

Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition)

Titel: Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiner Wacker
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eines fetten, bösen Buddhas. Eine Weile ist es still im Raum, nur gelegentliche Feuersalven aus einem Sturmgewehr zeigen, dass die Zeit nicht stehen geblieben ist.
    «Warum sagst du das?»
    «Stimmt es oder stimmt es nicht?»
    Die Luft ist plötzlich stickig und warm. Im fahlen Schein eines frühen Lichtstrahls, der durch die Fensterläden fällt, tanzen kleine Staubpartikel ihren komplizierten Tanz. Erkan Ederims Hand spielt mit der Schnalle, die die Dienstpistole des Wachmanns, dessen Uniform er immer noch trägt, an ihrem Platz hält. Urplötzlich befällt Mandy-Ursula das Gefühl, zu weit gegangen zu sein. Dass alles endet. Hier und jetzt.
    «Woher hast du es gewusst?», sagt Erkan Ederim unvermittelt. Kein weiteres Leugnen mehr, aber auch kein Geständnis.
    «Sagen wir mal: weibliche Intuition. Du hast zwar diese alberne Maskerade getragen und einen Stimmverzerrer benutzt, aber so etwas wie dich gibt es nicht oft. Und das meine ich wahrhaftig nicht als Kompliment.»
    «Noch was?»
    «Du bist der Chef von den Brüdern.»
    «Der Chef?», Erkan Ederim lacht kurz und heiser, eigentlich ist es mehr ein Krächzen als ein Lachen. «Es gibt keinen Chef. Und wenn, dann war es … ist aber auch egal. – Was willst du jetzt machen? Mich verpfeifen?»
    Mandy-Ursula weiß jetzt, dass ihr nichts passieren wird.
    «Nein. Warum sollte ich?»
    «Ja, warum solltest du?»
    «Du wolltest nie etwas verändern, zum Besseren, meine ich. So wie Horst. Für andere.»
    «Nein.»
    «Keine Revolutionierung des Gesundheitswesens?»
    «Wozu?»
    Es wird für eine Weile still im Raum. Jeder scheint seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Mandy-Ursula bricht das Schweigen.
    «Eine Frage hätte ich doch noch …»
    «Ach ja?»
    «Warum?»
    Erkan Ederim schüttelt den Kopf.
    «Hör zu, Ursula. Wenn du das nicht selber weißt, dann kann es dir auch keiner erklären.»
    «Versuchs.»
    «Ich will es mal so ausdrücken: Das ausdrückliche und erklärte Ziel des Terroristen ist es, Terror zu verbreiten.»
    «Verstehe.»
    «Glaube ich nicht. Ist aber auch egal. Verpiss dich, bevor ich‘s mir anders überlege.»
    Mandy-Ursula steht auf und verlässt Horsts Kemenate. Sie ist nicht gestorben, aber das, was noch vor ihr liegt, ist schlimmer.

cxxii Goodbye and Hello
    Langsam geht Mandy-Ursula die schmale Pappelallee entlang, am Gemeinschaftshaus vorbei in Richtung Carstens Hütte. Jeder Schritt, den sie tut, kommt einer Erschütterung ihrer Tränendrüsen gleich. Ein Mittel gegen die Sterblichkeit, das kommt ihr mit einem Mal so nichtig vor. So überflüssig, so langweilig. Ein Mittel gegen die Liebe müsste man erfinden, den genetischen Code entschlüsseln, der dieses unglaubliche Gefühl produziert, das diesen Planeten mit zarter und harter Hand umfangen hält, Kriege provoziert und verhindert, die Menschen glücklich und unglücklich macht, das Rad am Laufen hält, wieder und wieder – bis sich das Universum irgendwann in unglaublich ferner Zukunft endgültig zusammenzieht und für immer schlafen legt. Mandy-Ursula schaut auf ihre Hände. Die feinen Runzeln auf den Handrücken, die kleinen Altersflecken, alles weg. Ihre Hände sind wieder jung, so jung, wie es der ganze restliche Körper in Kürze sein wird, denn diesmal hat es geklappt. Nur ihr Herz ist es nicht. Sie schüttelt den Kopf, dass die Locken nur so fliegen. Es scheint Teil der großen Energiebilanz zu sein, dass man nichts bekommt, ohne etwas hergeben zu müssen. Jetzt liegt ein neues, langes Leben vor ihr, aber leben muss sie es allein. Irgendein Teil von ihr hat sich Carsten Kluncker ausgesucht und will ihn nun nicht mehr hergeben, nicht lebendig und auch nicht tot, und doch muss es sein. Sie verdrängt die düsteren Gedanken, denn sie hat Carsten Häuschen erreicht.
    Noch bevor sie die Gartenpforte hinter sich geschlossen hat, hört sie das Kratzen hinter der Tür und Helmuts verzweifeltes Maunzen. Sofort lässt sie den Beutel mit Medikamenten, den sie über der Schulter trägt, auf den Boden fallen und rennt zum Eingang. Ohne auf Helmut zu achten – ein Umstand, für den sie später Rechenschaft wird ablegen müssen – rast sie wie von Furien gehetzt, das Herz schwarz wie das Zentrum eines toten Sterns, in Carstens Schlafraum. Es ist zu spät. Regungslos, die Hände zur letzten Ruhe der Länge nach neben den Körper gebettet, liegt Carsten mit geschlossenen Augen auf seinem Bett, er atmet nicht mehr.
    Mandy-Ursula sackt wie eine Gummipuppe, der man den Stöpsel gezogen hat, vor dem

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