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Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition)

Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition)

Titel: Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiner Wacker
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Grothues, irgendein Großmaul von der Technik und ein Fahndungsoffizier sind über eine Karte gebeugt, die auf dem länglichen Klapptisch, der die Hälfte des Raumes einnimmt, liegt und diskutieren leise miteinander. Carsten schiebt sich vorsichtig zwischen die Anderen und versucht gleichfalls einen Blick auf die Karte zu werfen. Sofort wird er von Grothues gepackt und fortgezerrt.
    «Was wollen Sie hier, Kluncker?»
    Carsten runzelt die Stirn. Die Frage, was er hier will, ist eigentlich obsolet.
    «Wollte nur mal sehen, ob ich Ihnen helfen kann.»
    «Sie? Uns helfen? – Sie haben uns schon geholfen. Ob es etwas genutzt hat, werden wir gleich wissen. Bis dahin …»
    «Jetzt lassen Sie es mal gut sein!» Carstens Stimme hat einen trotzigen Unterton. «Sie sind hier nicht der Einzige, der seinen Job macht. Gut oder schlecht. Schließlich halte ich auch meinen Kopf hin!»
    Elias Grothues gehört zu den Menschen, die normalerweise weder im Schlaf reden, noch unnötig oder unter Druck und freiwillig schon gar nicht. Alte Berufskrankheit. Andererseits ist Carsten ein wichtiger Informant, möglicherweise der wichtigste der letzten Zeit. Vielleicht kann man noch mehr aus ihm rausholen, wenn die Zeit gekommen ist. Grothues dreht bei und greift zur Süßholzreibe.
    «Schon gut, Herr Kluncker.» Er zieht ihn zurück zum Tisch und winkt seine Leute beiseite. «Wir haben folgende Situation: Es handelt sich um ein Gelände von etwa zwei Hektar, das sich westlich der alten Bahntrasse entlang zieht und in früheren Zeiten über die Dingstiege zugänglich war. War ein Tierheim oder so. Wir haben das Terrain weiträumig abgesperrt, damit uns die Beute nicht entfleucht. Hier, hier und hier …», er tippt mit dem Finger auf farblich gekennzeichnete Punkte auf der Karte, «… sind unsere Haupteinsatzkräfte. Wir gehen hier rein, sichern das Gelände, dann … Tränengas. Hier, hier und hier. Das Delta-Team kommt von elf Uhr … hier und hier. Dann machen wir die Falle zu.» Es folgen ein paar Kreisbewegungen mit dem Finger. «Alles klar soweit?»
    «Äh, ist klar. – Also, wenn ich Ihnen helfen kann?»
    «Wir melden uns. Wenn Sie so freundlich wären … wir müssen hier noch ein paar langweilige Details klären und …»
    Aber Carsten hat verstanden. Hier sind die Profis und er ist nur ein Amateur im fortgeschrittenen Rentenalter. Ein Ex-Landser zwar, aber ein dummer, Kanonenfutter. Immer das gleiche Lied. Knurrend verlässt er die Kommandozentrale, nicht ohne sich einen an die Zeltwand gelehnten Klappstuhl zu schnappen und mitgehen zu lassen. Wieder draußen sucht er sich ein ruhiges Eckchen und macht es sich gemütlich. Zu Erkan Ederim will er nicht zurück, denn der liegt ihm ständig mit seinem Genörgel in den Ohren.
    Carsten wird durch einen herzhaften Klaps auf die Schulter geweckt und fällt fast von seinem Stuhl. Vor ihm steht Grothues – nach wie vor in voller Montur – und grinst ihn an.
    «Ihren Job möchte ich haben», sagt dieser gut gelaunt, denn es gibt bekanntlich nichts Schöneres als seine Vorurteile bestätigt zu sehen, «wir gehen jetzt rein. Wenn Sie nichts Wichtigeres zu tun haben …»
    Aber Carsten ist schon auf den Beinen, ein Tritt befördert seine improvisierte Schlafgelegenheit in eine üppig blühende Hortensie, er atmet tief durch und ist bereit.
    Wenige Minuten später betreten Grothues und Carsten in gebückter Haltung eine flache Halle. Überall wuseln Männer in Kampfanzügen und Bioschutzmasken herum. Einige tragen silbrig glänzende Anzüge und sehen aus wie aufgepumpte Michelin-Männchen mit Taucherbrille. Einer kommt zu ihnen herüber.
    «Alles klar, Chef. Wir haben nichts gefunden. Keine biologischen Agenzien, Toxine, pathogene Mikroorganismen, keine Bakterien, Viren, Pilze oder ähnlich unerfreuliche Zeitgenossen, nichts. Allerdings auch keine Sprengmeister. Insoweit ist die Bude sauber.»
    «Aber auch nur insoweit.» Grothues Bemerkung ist berechtigt. Von sauber im klassischen Sinn kann man nicht sprechen. Die Mieter sind zwar weg, von einer besenreinen Übergabe kann aber nicht die Rede sein. Überall liegt Müll herum, Papier, alte Einrichtungsgegenstände, Kabel hängen aus den Wänden, jemand ist schnell und endgültig ausgezogen. Ein klarer Fall für die Abrissbirne. Ein Soldat im Alu-Pack winkt sie zu sich herüber. Gemeinsam betreten sie einen weiteren, kleineren Raum ohne Fenster, an dessen hinterer Wand ihnen eine Tür neueren Entstehungsdatums matt entgegenglänzt. Zwei weitere

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