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Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition)

Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition)

Titel: Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiner Wacker
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Recht ist.»
    «Schlecht, Chef, ganz schlecht. Hohe Ward will, dass Sie persönlich kommen, und zwar diskret, kleines Besteck hat er gesagt. Leute, die die Augen offenhalten, aber auch wissen, wann sie sie zumachen müssen.»
    Elias Grothues legt eine kleine Besinnungspause ein. Der antike Wecker auf der Ankleide zeigt etwas kurz nach Mitternacht an. Geisterstunde. Dann wandert sein Blick hinüber zu seiner Frau, die unverändert schnarchend auf der Seite liegt. Ihr Nachthemd aus schwerem Leinen steht offen und gibt ihrer rechten Brust Gelegenheit, sich über einem großen Teil ihrer Bettseite auszubreiten. Zwanzig Pfund ohne Knochen, eine Wärmflasche für Elefantenkinder, die Brustwarze groß wie ein Frontscheinwerfer und rosa wie ein Babyschlüpfer. Was für eine Verschwendung der Natur. Angeekelt stiert er auf den Speichelfaden, der an ihrer Unterlippe baumelt. Der Gedanke an einen nächtlichen Spaziergang im Regen hat seinen Schrecken verloren.
    «O.K., was solls. Trommel die anderen zusammen. – Nein, lass. Nur Sadlowsky und Birnemann …»
    «Bernemann!»
    «… Birnemann, sag ich doch. Wir treffen uns am Nebeneingang der alten Handchirurgie. In einer halben Stunde. Volle Montur. Wir wollen diesem Arsch schließlich etwas bieten.»
    Bevor Herrschmann eine Antwort quäken kann, hat Grothues aufgelegt.

lxxiv Die Eisfabrik
    Je näher Carsten dem Gebäudekomplex kommt, desto mulmiger wird ihm. Die kupferfarbene Glaskuppel mit ihren konzentrischen Goldringen sieht aus wie das Wohnmobil einer Alienfamilie aus gutem Hause, die Flexoschläuche scheinen förmlich zu atmen, die quaderförmigen Labore wirken dagegen wie Gepäckstücke, die man davor aufgeschichtet hat, um sie kurz vor dem Start zu verladen. Mit jedem Meter, den er sich auf den Komplex zubewegt, wird es kälter, in seinem Atem flirren kleine Eiskristalle. Schließlich hat er die Schleuse passiert und das Milchglasfoyer betreten, wo Erkan Ederim ihn bereits mit vorwurfsvoll zusammengezogenen Augenbrauen erwartet.
    «Das wurde aber auch Zeit!»
    Carsten würdigt ihn keiner Antwort. Sein Blick fixiert einen weiteren Wachmann, der lang gestreckt in einer Ecke auf dem Boden liegt. Blut oder ähnliche Körperflüssigkeiten sind nicht auszumachen.
    «Hier, nimm das!» Ederim drückt ihm einen futuristisch wirkenden Schießprügel aus einem mattschwarzen Material in die Hand, der erstaunlich leicht ist.
    «Was ist das? Wo hast du das her?»
    «Abfallprodukt aus der Waschmittelforschung. Hatte sich der Wachmann umgehängt. Bis er gemerkt hatte, dass ich nicht sein Kollege bin, war es allerdings schon zu spät, sie zu benutzen.»
    Carsten dreht die Waffe hin und her.
    «Was ist das für ein Ding? Hab ich noch nie gesehen.»
    «Woher auch. Das ein HK MP14. Klein, handlich und ausgesprochen giftig, ausziehbare Schulterstütze, und wenn du willst mit einem Blaulaserzielfernrohr, einem Reflexvisier, einem Hochleistungsschalldämpfer oder einem Tactical Light. Kann sich unsere Truppe nicht leisten, die Dinger. – Ich war ebenfalls so frei.» Er zieht den Obertritt seiner Jacke zur Seite und enthüllt ein weiteres MP14. «Nehme ich mir als Andenken mit. Vielleicht kann ich‘s ja noch mal brauchen. – Um dich endgültig wieder loszuwerden, beispielsweise.»
    «Warum bist du überhaupt noch hier? Wolltest du nicht schon längst wieder bei Mama sein?»
    «Meine Mutter ist – im Vergleich zu dir, Arschbacke – leider schon tot. Andererseits: Wenn ich schon mal hier bin, kann ich mich ja auch ein bisschen umsehen. Wer weiß, für welches kleine Geschäft es noch mal gut ist.»
    «Und wenn dich jemand sieht?»
    «Warum so sorgenvoll? So kenne ich dich ja gar nicht.»
    «Bekommst du keinen Ärger?»
    «Ärger hab ich schon – und zwar seit ich dich kenne. Das, was davon am Ende übrig sein wird, werde ich dir in die Schuhe schieben. Irgendwie.»
    Er tickt Carsten auf die Schulter.
    «Komm, hilf mir mal mit dem anderen Wachmann.»
    «Ist er …?»
    «Sei nicht so eine gottverdammte Pussy! – Nein, ist er nicht.»
    Carsten hängt sich das Gewehr über die Schulter und begleitet Erkan Ederim zu dem adrett verschnürten Aufpasser. Jeder von ihnen schnappt sich ein Ende und mehr gezogen als getragen schaffen sie ihn in eine Art Portiersloge. Unter dem Tisch mit einer blitzneuen Fonzentrale ist genügend Platz, um ihn vor den Blicken anderer geschützt zwischenzulagern. Dann geht es zurück zum Mandymobil.
    «Ich weiß jetzt, wo das Labor ist. Da ist allerdings noch

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