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Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition)

Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition)

Titel: Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiner Wacker
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viel mehr geht, als wir ursprünglich angenommen haben. Wenn wir die ganze Mischpoke atomisiert hätten, wäre Hellström möglicherweise mit über den Jordan gegangen. Hellström ist der Schlüssel zu allem.»
    «In jedem Fall müssen wir den Druck erhöhen. Ich hätte da schon ein passendes Ziel im Auge.»
    «Ach ja? Und welches wäre das?»
    «Die Kliniken.»
    «Du willst die Kliniken in die Luft jagen? Das wäre aber der ganz falsche Weg. Dann ist alles weg. Und zwar für alle!»
    «Doch nicht wirklich. Wir tun nur so, als ob. Eine weitere Botschaft. Ein puppiges Bömbchen unter Freunden, das wir aber nicht zünden. Das wäre das Statement, das wir uns gewünscht haben.»
    «Vielleicht doch keine so schlechte Idee. Und wie willst du da reinkommen?»
    «Gab es da nicht Pläne von der Kanalisation.»
    Ein weiterer Moment der Stille tritt ein, dann beginnen alle durcheinanderzureden.
    «Dazu brauchen wir die Pläne. Und die sind weg.»
    «Hatte Heffter nicht die Pläne.»
    «Die Pläne sind weg, wie Heffter auch.»
    Einer der Sprengmeister hat sich erhoben und streckt beide Arme von sich wie ein Segen spendender Wanderprediger.
    «Die Originale? Ja, das ist wahr. – Aber ich habe sie vorher kopiert.»

lxxvi Der Zauberlehrling
    Lautlos wie der Tod schleicht Erkan Ederim die Wand entlang Richtung Hauptlabor. Kurz vor einer erleuchteten Türöffnung bleibt er stehen, wendet den Kopf zu Carsten und Mandy, die ihm im Abstand von einigen Metern gefolgt sind, und legt den rechten Zeigefinger senkrecht vor Mund und Nase. Dann zieht er vorsichtig das Schnellfeuergewehr hinter seinem Rücken hervor und entsichert es. Das Klicken des Sicherungshebels ist überlaut und deutlich zu hören, aber schon eine Sekunde später ist Ederim durch die offene Tür in den dahinter liegenden Raum gespurtet. Carsten vernimmt einen kurzen Aufschrei, dann Erkan Ederims durchdringendes Organ, einen unverständlichen Befehl, Teile einer scheinbar unerfreulichen Unterhaltung. Es hört sich so an, als würden ein paar größere Dinge zu Boden fallen. Danach ist es für einen kurzen Moment wieder still.
    «CARSTEN! – Jetzt komm schon!»
    Carsten zögert einen kleinen Moment. Soll er oder soll er nicht? Aber Ederims Stimme klang bestenfalls genervt und in keiner Weise ängstlich. Er schiebt Mandy bis kurz vor die Tür. Da er jetzt weiß, wie es geht, entsichert er das MP14 und springt in den Raum.
    «Was machst du da? Hast du sie nicht mehr? Sofort runter mit der Knarre. Du bringst uns noch alle um!», brüllt Ederim sofort.
    Carsten lässt den stummeligen Lauf seines Gewehrs nach unten sinken und versucht sich zu orientieren. Er ist in einer Art Großraumbüro, das im Wesentlichen mit unterschiedlich dimensionierten Arbeitsplatten vollgestellt ist, die wiederum mit allen möglichen Geräten überladen sind. Einige Desktoprechner in schreienden Neonfarben sind auch dabei, ein riesiges 3D-Panel an der Wand zeigt eine ausladende Tabelle, in deren Mitte sich eine komplizierte mehrdimensionale Grafik dreht. Davor steht ein ihm unbekannter Mann mittleren Alters mit erhobenen Händen. Auf seiner Stirnglatze glänzen Schweißperlen, die Lippen zittern. Erkan Ederim macht einen kurzen Schwenk mit der Waffe in seine Richtung.
    «Da hast du deinen Mann. Hoffe ich zumindest.»
    «Meinen Mann?»
    «Darf ich vorstellen: Doktor Johann zu Hülshoff, Leiter der Abteilung Genextraktion.»
    «Stellvertretender Leiter», murmelt der soeben Vorgestellte.
    «Umso besser, Johann. Dann weißt du ja, wie es geht. Bei uns muss nämlich immer der Stellvertreter die Arbeit machen.»
    «Wie was geht? Was soll das? – Und duzen Sie mich nicht», fügt er trotzig hinzu. « Bitte .»
    «Oh, wir sind ein wenig etepetete hier, was? Dagegen gibts ein wirksames Mittel!» Erkan Ederim klopft auf das Gehäuse seiner Waffe.
    «Nein, ich meine … es wäre nett …» Die Augen des Wissenschaftlers sind hinter einer schwarz geränderten Brille mit enormen Gläsern versteckt. «Es ist …»
    Erkan Ederim winkt ab.
    «Schon gut, schon gut. Und nehmen Sie endlich die Arme runter. Sie holen sich noch eine Muskelzerrung, so wie Sie aussehen.» Dann fügt er hinzu: «Herr Doktor zu Hülshoff.»
    Tatsächlich scheint der so Angesprochene nicht mit einer guten körperlichen Konstitution gesegnet zu sein. Aus den bis auf die Ellenbogen heruntergerutschten Ärmeln seines weißen Kittels ragen schmale knochige Ärmchen, die sicher noch nie mit einer Hantel in Form gebracht wurden. Carsten

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