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Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
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mal mit Eva Carlsén sprechen.«
    »Wer ist das?«
    »Ich habe sie gestern in einer Fernsehsendung gesehen, sie hat ein Buch über Escortservices früher und heute geschrieben. Sie machte einen sehr kompetenten Eindruck.«
    Genau wie du, dachte Olivia und merkte sich den Namen Eva Carlsén.
    Als sie pappsatt und auf wackligen Beinen gezwungen wurde, ein von Maria bezahltes Taxi nach Hause zu nehmen, ging es ihr schon viel besser. So gut, dass sie fast vergessen hätte, die Frage zu stellen, die ihr eigentlich als Erstes in den Sinn gekommen war.
    »Die Ermittlungen auf Nordkoster wurden von einem Tom Stilton geleitet, erinnerst du dich an ihn?«
    »An Tom, na klar!«
    Maria lächelte hinter dem Gartentor.
    »Er war ein unglaublich guter Squashspieler. Wir haben ein paar Mal zusammen gespielt. Außerdem sah er gut aus, ein bisschen wie George Clooney. Warum fragst du nach ihm?«
    »Ich habe versucht, ihn zu erreichen, aber er ist nicht mehr bei der Polizei.«
    »Ja, stimmt, daran erinnere ich mich, das muss zwei Jahre vor Papas Tod gewesen sein.«
    »Weißt du warum?«, fragte Olivia.
    »Warum er gekündigt hat?«
    »Ja.«
    »Nein. Aber ich weiß noch, dass er ungefähr zur selben Zeit geschieden wurde, Arne hat mir davon erzählt.«
    »Von Marianne Boglund.«
    »Ja. Woher weißt du das?«
    »Ich bin ihr begegnet.«
    Um den Abschied der beiden etwas zu beschleunigen, stieg der Taxifahrer aus dem Wagen. Olivia machte schnell einen Schritt auf Maria zu.
    »Tschüss, Mama, und vielen Dank fürs Essen und die Medizin und den Wein und alles!«
    Mutter und Tochter umarmten sich.
    *
    Es war ein anspruchsloses Hotel in Stockholm, das Oden hieß und am Karlbergsvägen lag. Mittelklasse, schmucklos eingerichtete Zimmer. Dieses enthielt ein Doppelbett, etwas dekorative Grafik und einen Fernseher an einer hellgrauen Wand. Die Nachrichten sendeten aus Anlass der Auszeichnung als Firma des Jahres einen Beitrag über das Bergbauunternehmen MWM . Hinter dem Studiomoderator wurde ein Foto des Vorstandsvorsitzenden Bertil Magnuson eingeblendet.
    Der Mann auf der Bettkante kam gerade aus der Dusche. Er war halbnackt und hatte ein Handtuch um seine Hüften geschlungen. Seine Haare waren noch nass. Er stellte den Ton lauter.
    »Die Auszeichnung des Bergbauunternehmens MWM als Schwedisches Unternehmen des Jahres im Ausland hat bei Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen im In- und Ausland heftige Reaktionen ausgelöst. Die Firma widmet sich dem Abbau von Mineralien und ist im Laufe der Jahre immer wieder wegen ihrer Verbindungen zu Ländern mit korrupten Regimes und Diktatoren kritisiert worden. Bereits in den achtziger Jahren, als sich das Unternehmen im damaligen Zaire etablierte, wurde es scharf kritisiert. MWM sah sich unter anderem mit dem Vorwurf konfrontiert, sich durch die Zahlung von Schmiergeldern gute Beziehungen zu Präsident Mobutu erkauft zu haben, eine Anschuldigung, der auch der preisgekrönte Journalist Jan Nyström nachging, als er 1984 in Kinshasa unter tragischen Umständen ums Leben kam. Bis heute werden die Methoden des Unternehmens kritisiert. Unsere Reporterin Karin Lindell meldet sich aus dem östlichen Kongo.«
    Der Mann auf dem Bett lehnte sich ein wenig vor. Das Handtuch um seine Hüften glitt zu Boden. Er war ganz auf den Fernsehbericht konzentriert. In einem Viereck hinter dem Studiomoderator tauchte eine hellblonde Frau auf, die vor einem eingezäunten Gelände stand.
    »Hier in der Provinz Nord-Kivu im Osten des Kongo befindet sich eine der Anlagen MWM s zum Abbau von Coltan, das auch das graue Gold genannt wird. Wir dürfen das Grubengelände nicht betreten, der Eingang wird von Angehörigen des Militärs bewacht, aber die Bevölkerung in Walikale hat uns von den furchtbaren Arbeitsbedingungen erzählt, die hier herrschen.«
    »Es gibt Gerüchte über Kinderarbeit bei der Förderung des Coltans, trifft das zu?«
    »Ja. Hinzu kommen gewaltsame Übergriffe auf die örtliche Bevölkerung. Leider wagt es hier aus Angst vor Repressalien niemand, sich vor laufender Kamera befragen zu lassen. Eine Frau hat es mir gegenüber so ausgedrückt: ›Ist man einmal vergewaltigt worden, hütet man sich davor, noch einmal zu protestieren.‹«
    Bei diesen Worten reagierte der nackte Mann auf dem Bett heftig. Seine Hand schloss sich krampfhaft um die Tagesdecke.
    »Sie haben Coltan als graues Gold bezeichnet, was meinen Sie damit?«
    Karin Lindell hielt einen grauen Steinbrocken ins Bild.
    »Was auf den ersten Blick wie

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