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Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
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ein wertloses kleines Steinchen aussieht, ist Coltanerz. Daraus wird der Grundstoff Tantal gewonnen, eine der wichtigsten Komponenten in moderner Elektronik. Tantal findet man heute unter anderem in Platinen für Computer und Mobiltelefone in der ganzen Welt. Es gibt mit anderen Worten eine riesige Nachfrage für dieses Erz, das viele Jahre lang illegal abgebaut und in großen Mengen außer Landes geschmuggelt wurde.«
    »Aber der Coltanabbau im Kongo durch MWM ist doch mit Sicherheit nicht illegal?«
    »Nein, MWM ist eines der wenigen Unternehmen, das seine alte Schürfgenehmigung behalten durfte, obwohl sie noch von einem der früheren diktatorischen Regimes stammt.«
    »Wogegen richtet sich dann die Kritik?«
    »Wie schon gesagt gegen Kinderarbeit und Misshandlungen sowie die Tatsache, dass nichts von dem, was hier gefördert wird, dem Kongo zugutekommt, da alles ausgeführt wird.«
    Der Studiomoderator wandte sich ein wenig dem eingeblendeten Bild von Bertil Magnuson im Hintergrund zu.
    »Telefonisch zugeschaltet ist uns nun Bertil Magnuson, Vorstandsvorsitzender von MWM . Herr Magnuson, was sagen Sie zu diesen Informationen?«
    »Ich bin zunächst einmal der Meinung, dass diese Reportage von einem unnötig aggressiven Ton und einer ausgesprochen einseitigen Sichtweise geprägt ist. Die Sachinformationen kann ich derzeit nicht kommentieren. Ich möchte allerdings nachdrücklich unterstreichen, dass unser Unternehmen eine nachhaltige und verantwortungsvolle Firmenphilosophie im Rohstoffsektor verfolgt, und ich bin der festen Überzeugung, dass der wirtschaftliche Nutzen von verantwortungsvoll erschlossenen Rohstoffvorkommen eine große Rolle dabei spielen kann, die Armut in der Region zu lindern.«
    Der Mann auf dem Bett schaltete den Fernseher aus und hob das Handtuch vom Fußboden auf. Sein Name war Nils Wendt. Nichts von dem, was in dem Fernsehbericht gesagt wurde, war ihm neu. Die Reportage hatte ihn zusätzlich darin bestärkt, dass er seine Zeit noch eine ganze Weile Bertil Magnuson würde widmen müssen.
    Einer für alle.
    *
    Jelle war auch früher schon einige Male zu kurzen Besuchen in Veras Wohnwagen gewesen, nicht zuletzt um ihr Gesellschaft zu leisten, wenn es ihr schlecht ging. Bei ihr übernachtet hatte er jedoch noch nie. Diesmal würde er es tun. Zumindest war das seine Absicht, als er den Wohnwagen betrat, der über drei Schlafplätze verfügte. Einer links und einer rechts vom Tisch sowie einer dahinter. Diese Pritsche war zu kurz für Jelle, und die beiden anderen waren zu schmal, um zu zweit nebeneinanderzuliegen.
    Aber nicht zu schmal, um aufeinanderzuliegen.
    Jelle wusste, was nun geschehen würde. Er hatte unterwegs an nichts anderes gedacht. Er würde mit der einäugigen Vera schlafen. Ein Gedanke, der sich schon am Medborgarplatsen in ihm eingefunden hatte. Jetzt spürte er, dass er im Laufe der Zeit zu etwas anderem gewachsen war. Zu Begierde. Oder Geilheit.
    Vera war neben ihm gegangen, hatte in der U-Bahn neben ihm gesessen und auf der 66 Meter langen Rolltreppe in der Station Västra Skogen schweigend neben ihm gestanden. Auf dem Weg durch den Wald Ingenting hatte sie sich bei ihm eingehakt und die ganze Zeit kein Wort gesagt. Er nahm an, dass sie an das Gleiche dachte wie er.
    Das tat sie. Und das stellte etwas mit ihrem Körper an. Seine Temperatur änderte sich, und ihr wurde innerlich ganz warm. Sie wusste, dass sie einen guten Körper hatte, der immer noch üppig war. Ihre Brüste hatten nie gestillt und füllten ziemlich große Körbchen, wenn sie ausnahmsweise einmal auf die Idee kam, einen BH anzuziehen. Ihr Körper machte ihr folglich keine Sorgen, er würde bereit sein. Das war er immer gewesen, wenn es nötig gewesen war, was mittlerweile allerdings schon sehr lange her war. Also sehnte sie sich und war nervös.
    Es sollte schön werden.
    »Im Schrank steht etwas für die Lebensgeister.«
    Vera zeigte auf einen der Furnierschränke hinter Jelle. Er drehte sich um und öffnete ihn. Eine kleine Flasche Wodka, die halb voll oder halb leer war, je nachdem, wie man es sah.
    »Möchtest du einen?«
    Jelle sah Vera an. Sie hatte eine kleine Kupferlampe an der Wand angezündet, die gerade so viel Licht spendete, wie benötigt wurde.
    »Nein«, sagte sie.
    Jelle schloss den Schrank und sah Vera an.
    »Wollen wir?«
    »Ja.«
    Vera entblößte zunächst ihren Oberkörper, und Jelle saß ihr regungslos gegenüber. Er sah ihre nackten Brüste. Es war das erste Mal, dass er sie so sah,

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