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Die Spur der Füchse

Die Spur der Füchse

Titel: Die Spur der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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besonders vorsichtig sein.
    Er parkte den Wagen in einer Nebenstraße und stieg aus. In dieser Gegend waren die Häuser größer; schließlich wohnten hier die Vorarbeiter und Handwerker, und nicht die Malocher und Handlanger. Dennoch waren die Gebäude genauso trist und heruntergekommen wie die Bruchbuden an der Quill Street. Die Betonfassaden waren rissig, die hölzernen Fensterrahmen verrottet, und die Vorgärten waren kleiner als der Kofferraum von Tonys Wagen. Nur die Hälfte der Gebäude waren Wohnhäuser, bei den übrigen handelte es sich um Büros, Läden und Lagerhäuser.
    Die Tür, an die Tony klopfte, trug ein Schild mit der Aufschrift »B ll rd u d Pool«, weil ein paar Buchstaben von »Billard« und »und« abgefallen waren. Die Tür wurde sofort geöffnet, und Tony trat ins dahinterliegende Zimmer.
    Er schüttelte Walter Burden die Hand und folgte ihm die Treppe hinauf. Ein Verkehrsunfall hatte Walter ein lahmes Bein und einen bleibenden Sprachfehler beschert und ihn seines Jobs als Hafenarbeiter beraubt. Tony hatte Walter die Geschäftsführung seiner Poolhalle übertragen; denn er wußte, daß ihm diese Geste – die ihn keinen Penny kostete – gesteigertes Ansehen bei den Bewohnern des East End und Walter Burdens unverbrüchliche Treue und Ergebenheit einbrachten.
    Walter fragte: »Willst du ‘ne T-tasse T-tee, T-tony?«
    »Nein, danke, Walter. Ich habe gerade gefrühstückt.« In der leicht arroganten Pose des Eigentümers ließ Tony den Blick durch die Halle schweifen, die sich im ersten Stock des Gebäudes befand. Die Billardtische waren mit Tüchern abgedeckt, der Linoleumfußboden war sauber gefegt, und die Queues standen ordentlich in Reih und Glied in den Regalen.
    »Du hältst den Laden gut in Schuß, Walter.«
    »T-tu’ nur meinen Job, T-tony. Bin ich dir schuldig – und noch viel m-mehr.«
    »Ja.« Tony trat ans Fenster und schaute hinunter auf die Straße. Ein blauer Morris 1100 stand ein paar Meter entfernt auf der gegenüberliegenden Straßenseite. In dem Wagen saßen zwei Personen. Tony grinste zufrieden: Es war richtig gewesen, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. »Wo steht das Telefon, Walter?« fragte er.
    »Im Büro.« Walter humpelte zu einer Tür und hielt sie seinem Chef auf. Tony stolzierte hindurch, und Walter schloß die Tür und blieb davor stehen.
    Das Büro war winzig und sauber. Tony setzte sich an den Schreibtisch und wählte eine Nummer.
    Eine Stimme fragte: »Ja?«
    »Hol mich ab«, sagte Tony.
    »Bin in fünf Minuten da.«
    Tony legte auf. Seine Zigarre war erloschen. Immer, wenn ihn irgend etwas nervös machte, ließ er sein Rauchzeug erlöschen. Mit einem goldenen Dunhill-Feuerzeug zündete er die Zigarre wieder an, dann verließ er das Büro.
    Erneut trat er ans Fenster, damit die Bullen ihn sehen konnten. »Also dann, alter Junge, ich muß mich jetzt wieder auf die Socken machen«, sagte er zu Walter. »Sollte es sich einer von den jungen Kripo-Fritzen da unten in dem blauen Wagen in den Kopf setzen, hier an die Tür zu klopfen, dann mach gar nicht auf. In ungefähr ‘ner halben Stunde bin ich wieder zurück.«
    »M-mach dir keine Sorgen. Du kannst dich auf mich verlassen, das weißt du doch.« Walter nickte mit dem Kopf wie ein unruhiges Pferd.
    »Ja, ich weiß.« Tony legte dem alten Mann kurz die Hand auf die Schulter. Dann ging er in den hinteren Teil der Poolhalle, öffnete die Tür und stieg eilig die Treppe des Notausgangs hinunter.
    Im Hof angelangt, umrundete er einen rostigen Kinderwagen, eine schimmelige Matratze und das Wrack eines alten Pkw. Hier und da sproß Unkraut aus den Rissen im Beton hervor. Eine schmuddelige Katze ergriff kreischend die Flucht, als Tony, dessen teure italienische Schuhe schmutzig wurden, sich ihr näherte.
    Ein Tor führte vom Hinterhof in eine schmale Gasse. Tony ging zum einen Ende dieser Gasse. Dort angekommen, wartete er. Augenblicke später kam ein roter Fiat mit drei Insassen herangebraust und blieb vor Tony am Bordstein stehen. Tony stieg auf den freien Rücksitz, und der Wagen fuhr sofort wieder los.
    Der Fahrer war Jacko, Tonys erster Mann. Neben Jacko saß Einohr-Willie, der inzwischen mehr von Sprengkörpern verstand als vor zwanzig Jahren, als er bei dem Versuch, einen Safe zu sprengen, das linke Trommelfell und einen Teil seiner Hörfähigkeit eingebüßt hatte. Auf der Rückbank, neben Tony, saß Peter »Jesse« James, der zwei Leidenschaften hatte: Schußwaffen und Mädchen mit dikken Titten. Jacko, Willie

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