Die Spur der Füchse
gelassen hin. Sie würde gehorchen, erklärte sie, und in vier Monaten – dann wurde sie achtzehn – in Lous Einzimmerwohnung ziehen und dort mit ihm, seinen drei Freunden und deren gemeinsamer Freundin zusammenleben.
Ron war am Boden zerstört. Seit einer Woche zermarterte er sich das Hirn, um eine Lösung des Problems zu finden, doch bis jetzt war ihm noch keine Möglichkeit eingefallen, wie er das Mädchen davor bewahren konnte, ein Leben in Elend zu führen – denn nichts anderes stand ihr bevor; das war für Ron so sicher wie das Amen in der Kirche.
Das kam dabei herum, wenn ein junges Mädchen dem falschen Kerl auf den Leim ging! Schaudernd hatte Ron sich Judys zukünftiges Leben vorzustellen versucht. Der arbeitslose Dichter sitzt zu Hause vor der Glotze und pumpt sich mit Haschisch und Schnaps voll, während Judy malochen geht. Ab und zu macht der Kerl einen Bruch, um sich Fusel und Hasch besorgen zu können. Dann kriegen sie ein, zwei Kinder, und Judy muß den Job an den Nagel hängen. Ihr Mann wird geschnappt und wandert für ein paar Jahre in den Knast, und plötzlich sitzt das arme Mädchen allein mit den Bälgern da und muß versuchen, eine Familie von der Sozialhilfe und ohne Ehemann über Wasser zu halten.
Ron hätte sein Leben für Judy gegeben – er ha tte achtzehn Jahre seines Lebens für sie gegeben –, und nun dankte sie es ihm, indem sie alles fortwarf, was Ron verkörperte, und ihm ins Gesicht spuckte. Er hätte geweint, hätte er sich daran erinnern können, wie das geht.
Diese Gedanken ließen Ron einfach nicht los, und so beschäftigten sie ihn um 10 Uhr 16 an diesem Morgen noch immer. Deshalb bemerkte Ron den Hinterhalt nicht schon früher, doch sein Konzentrationsmangel hatte ohnehin kaum Auswirkungen auf die Geschehnisse in den nächsten Minuten.
Unter einer Eisenbahnbrücke bog Ron auf eine lange, gewundene Straße ab, die parallel zum Fluß verlief, der sich auf der linken Seite der Straße befand; zur Rechten lag ein Schrottplatz. Es war ein milder, klarer Tag, deshalb hatte Ron keine Probleme, den großen Autotransporter zu sehen, als er der sanften Krümmung der Straße folgte. Der Hänger des Lkw besaß zwei Ladeflächen, die bis obenhin mit verschiedenen Schrottfahrzeugen beladen waren. Der Fahrer hatte offenbar Schwierigkeiten, das lange Gefährt rückwärts durch die Toreinfahrt auf den Schrottplatz zu lenken.
Zuerst sah es so aus, als würde der Lastwagen es rechtzeitig schaffen, bevor der kleine Konvoi am Tor des Platzes anlangte. Aber der Fahrer hatte offensichtlich einen falschen Einschlagwinkel gewählt; denn er mußte den Laster ein Stück nach vorn setzen, wobei er die Straße blokkierte.
Die beiden Motorradpolizisten, die vor Rons Transporter fuhren, hielten an. Ron bremste und blieb dicht hinter ihnen stehen. Einer der Polizisten schwang sich von seiner Maschine, bockte sie auf, sprang auf das Trittbrett am Führerhaus des Autotransporters und rief dem Fahrer irgend etwas zu. Der schwere Motor des Lastwagens dröhnte donnernd auf, und schwarzer Rauch schoß aus dem Auspuff.
»Gib der Zentrale durch, daß wir einen unvorhergesehenen Stop einlegen müssen«, sagte Ron zu Max. »Es ist besser, wenn wir uns genau an die Vorschriften halten.«
Max nahm das Mikrofon des Funkgeräts aus der Halterung.
»Konvoi an ObadjaEinsatzleitung, bitte kommen.«
Ron betrachtete den Lastwagen, der mit einem merkwürdigen Sammelsurium verschiedener Fahrzeuge bela den war: ein alter grüner Lieferwagen mit dem Schriftzug ›Coopers Metzgerei – Meisterbetrieb‹ auf einer Seitenwand des Aufbaus; ein verbeulter Ford Anglia ohne Reifen; zwei aufeinandergestapelte VW-Käfer, und schließlich, auf der oberen Ladefläche, ein großer, weißer australischer Ford sowie ein neu aussehender Triumph. Die ganze Sache machte einen bedrohlich wackeligen Eindruck, besonders die beiden Käfer in ihrer rostigen Umarmung – sie sahen wie zwei riesige Insekten aus, die es miteinander trieben. Ron blickte nach vorn zum Führerhaus des Lkw: Der Motorradpolizist bedeutete dem Fahrer durch Handzeichen, den Laster zurückzusetzen und dem Konvoi Platz zu machen.
Max wiederholte: »Konvoi an ObadjaEinsatzleitung! He, pennt ihr?«
So nah am Fluß müssen wir an einer ziemlich tiefen Stelle an der Strecke sein, ging es Ron durch den Kopf. Vielleicht ist die Funkverbindung deshalb so schlecht. Wieder betrachtete er die Fahrzeuge auf dem Laster, und jetzt erst fiel ihm auf, daß sie nicht mit Ketten
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