Die Spur der Füchse
einzuarbeiten.
Was haben Ellen und ich eigentlich getan, als wir jung waren?, fragte er sich. Rückblickend kam es ihm so vor, als hätte Ellen schrecklich viel Zeit damit verbracht, rein gar nichts zu tun. Sie hatten ausgedehnte Spritztouren in seinem Zweisitzer gemacht und sich manchmal mit Freunden zum Picknick getroffen. Warum eigentlich?, fragte er sich nun. Warum sich in ein Auto setzen, eine lange Strecke fahren, Sandwiches essen, Tee trinken und dann wieder nach Hause kutschieren? Er hatte mit Ellen Shows besucht und war in guten Restaurants essen gegangen, aber nur abends. Doch es schien immer zu wenige freie Tage gegeben zu haben, die sie gemeinsam hatten verbringen können.
Tja, vielleicht war es jetzt an der Zeit, daß er und Ellen sich gewissermaßen ein zweites Mal kennenlernten. Und von der Million, die er für seine Firma kassierte, konnte man sich ja den einen oder anderen Traum erfüllen. Eine Villa zum Beispiel – vielleicht nicht gerade in Cannes, aber irgendwo im sonnigen Süden. Und er konnte sich eine Jacht zulegen, die zum einen groß genug für das Mittelmeer und zum anderen klein genug war, daß er sie selbst fahren konnte. Eine eigene Moorhuhnjagd war dann natürlich nicht mehr drin, aber es müßte noch genug für ein, zwei kostbare Gemälde übrigbleiben.
Dieser Laski handelte sich mit der Hamilton Holdings ein ganz schönes Problemkind ein. Aber Problemkinder schienen ja seine Spezialität zu sein. Derek wußte ein bißchen über Felix Laski. Der Mann hatte gesellschaftlich nichts vorzuweisen: keine vornehme Familie, keine standesgemäße Erziehung und Ausbildung. Aber er hatte Geld und Köpfchen, und in schweren Zeiten wog beides sehr viel schwerer als eine altehrwürdige Ahnentafel. Wahrscheinlich hatten Laski und Hamilton Holdings einander verdient.
Es ist schon eigenartig, dachte Derek, daß ich zu Nathaniel Fett gesagt habe: »Richte ihm aus, wenn ich mein Un ternehmen schon bis Mittag verkaufen muß, dann möchte ich auch bis Mittag das Geld bar auf dem Tisch haben.« Wie exzentrisch, auf der Stelle Bargeld zu verlangen! Als wäre er der Besitzer eines Schnapsladens in Glasgow. Doch Derek wußte natürlich, warum er so gehandelt hatte: Er hatte die Entscheidung aus der Hand geben wollen. Wenn Laski das Geld auftreiben konnte, war der Handel perfekt – wenn nicht, dann nicht. Da Derek sich zu keiner Entscheidung durchringen konnte, hatte er gewissermaßen eine Münze geworfen: Kopf oder Zahl.
Plötzlich hatte er den flehentlichen Wunsch, Laski möge die Million auftreiben können. Derek Hamilton wollte nicht wieder zurück in die Firma.
Der Wagen hielt vor Fetts Büro, und Derek stieg aus.
18
Daß man den Polizeifunk mithören und gleichzeitig alles mögliche tun konnte, war das Schöne daran, wenn man als Ohrwurm arbeitete, wie Bertie Chieseman festgestellt hatte. Tragischerweise konnte Bertie nicht viel mit dieser Freiheit anfangen, da er kaum etwas tun wollte außer Polizeifunk hören.
An diesem Morgen hatte Bertie bereits den Teppich gefegt – ein Vorgang, der sich bei ihm auf das Hochwirbeln des Staubes beschränkte, der sich dann sofort wieder niedersenkte –, während der Polizeifunk sich auf uninteressante Durchsagen über den Verkehr auf der Old Kent Road beschränkte. Außerdem hatte Bertie sich am Waschbecken in der Zimmerecke mit einem Naßrasierer rasiert und sich dann im selben Zimmer einen Speckstreifen zum Frühstück gebraten. Er war kein großer Esser.
Bertie hatte die Evening Post seit seinem ersten Bericht um acht Uhr morgens nur ein einziges Mal angerufen: Er hatte den Tip gegeben, daß ein Notarztwagen zu einem Mehrfamilienhaus in Westminster gerufen worden war. Der Name des Patienten war über Funk nicht durchgegeben worden, das war schon mal interessant. Nahm man noch die Wohngegend hinzu – unweit des Parlaments –, bestand nach Berties Ansicht die immerhin vage Möglichkeit, daß es sich bei dem Patienten um eine wichtige Persönlichkeit handeln konnte. Es war Sache der Post Nachrichtenredaktion, die Notarzt-Zentrale anzurufen und sich nach dem Namen des Betreffenden zu erkundigen. Falls man dort Bescheid wußte, würde man die Informationen weitergeben; denn häufig erstatteten die Rettungs sanitäter ihrer Zentrale erst dann Bericht, nachdem sie den Patienten ins Krankenhaus gebracht hatten. Hin und wieder unterhielt Bertie sich mit Reportern, und jedesmal fragte er sie, wie sie die Informationen benutzten, die sie von ihm bekamen, und
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