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Die Spur der Füchse

Die Spur der Füchse

Titel: Die Spur der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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sagte irgend etwas hinein.
    Kevin rüttelte die Schulter des Politikers. Unter dem Stoff des Morgenmantels fühlte der Körper sich seltsam tot an.
    »Wach auf! Wach auf!« rief Kevin.
    Der Polizist beendete seine Durchsage und kam wieder zu Kevin. »Der Notarztwagen muß jeden Augenblick hier sein«, sagte er. »Kommen Sie, wir führen ihn ein paar Schritte herum.«
    Der eine packte den linken, der andere den rechten Arm Fitzpetersons, dann zerrten sie den Bewußtlosen hoch und versuchten, ihn zum Gehen zu bewegen. Kevin fragte: »Glauben Sie, daß Sie das Richtige tun?«
    »Bei Gott, ich hoffe es.«
    »Ich wollte, ich hätte beim Erste-Hilfe-Kurs besser aufgepaßt.«
    »Ich auch.«
    Kevin hätte sich am liebsten auf das Telefon gestürzt. Er konnte schon die Schlagzeile sehen: ICH RETTETE DAS LEBEN DES STAATSSEKRETÄRS. Kevin war kein gefühlloser junger Mann, doch er hatte schon seit langem gewußt, daß die Story, mit der er sich einen Namen machte, wahrscheinlich mit der persönlichen Tragödie eines an deren Menschen zu tun hatte. Und jetzt, wo eine solche Tragödie eingetreten war, wollte er die Sache beim Schopf packen, bevor sie ihm aus den Händen glitt. Hoffentlich, dachte er, beeilt sich der Notarztwagen, bevor der Mann den Löffel abgibt.
    Die Geh-Therapie schlug nicht an. Fitzpeterson zeigte keine Reaktion, als die Männer ihn durchs Zimmer schleiften. Der Polizist sagte: »Reden Sie mit ihm. Sagen Sie ihm, wer Sie sind.«
    Das ging Kevin denn doch ein bißchen an die Nieren. Aber er schluckte schwer und sagte: »Tim, Tim! Ich bin’s.«
    »Sagen Sie ihm Ihren Namen.«
    Kevin wurde vom Notarztwagen gerettet, der unten auf der Straße hielt. Über das Heulen der Sirene hinweg rief er dem Polizisten zu: »Bringen wir ihn schon mal zum Aufzug, dann geht es schneller.«
    Sie schleiften den schlaffen Körper durch die Eingangstür und über den Flur. Als sie vor dem Lift warteten, legte der Polizist Fitzpeterson noch einmal die Hand auf die Brust.
    »Heiliger Strohsack, ich kann seinen Herzschlag nicht mehr fühlen«, sagte er.
    Der Aufzug hielt, und zwei Rettungssanitäter kamen aus der Kabine. Der ältere warf einen kurzen Blick auf Fitzpeterson und fragte: »Überdosis?«
    »Ja«, erwiderte der Polizist.
    »Hast du das mitgekriegt, Bill?« sagte der Sanitäter zu seinem Kollegen. »Also keine Bahre. Halt den Heini aufrecht.«
    Der Polizist fragte Kevin: »Möchten Sie ihn begleiten?«
    Alles, nur das nicht, dachte Kevin. »Ich sollte lieber hierbleiben und ein paar Anrufe machen«, erwiderte er.
    Die Rettungssanitäter waren inzwischen im Aufzug,
    stützten Fitzpeterson von beiden Seiten und hielten ihn aufrecht.
    »Wir sind dann weg, ja?« sagte der ältere und drückte auf den Abwärtsknopf.
    Der Polizist holte wieder sein Funkgerät hervor, und Kevin ging zurück in die Wohnung. Das Telefon stand auf dem Schreibtisch, doch Kevin wollte nicht, daß der Bulle womöglich zuhörte. Vielleicht gab es im Schlafzimmer einen Nebenanschluß.
    Er ging durch die Tür und erblickte einen grauen Apparat auf einem kleinen Nachttisch aus Spanplatten. Kevin nahm den Hörer ab und wählte die Nummer der Post .
    »Die Nachrichten-Direktannahme, bitte … Hier Kevin Hart. Ich diktiere: ›Staatssekretär Tim Fitzpeterson wurde heute nach einem dramatischen Selbstmordversuch von einem Notarztwagen in letzter Minute ins Krankenhaus gebracht Punkt Absatz. Ich entdeckte den bewußtlosen Erdöl-Oberboß des Energieministers Komma bereits tief im Koma Komma in seiner Wohnung Komma nachdem er mir am Morgen bei einem verzweifelten Telefonanruf anvertraut hatte Komma daß er erpreßt wird Punkt Absatz. Der Staatssekretär Komma …‹« Kevin verstummte.
    »Sind Sie noch dran?« fragte der Mann von der Nachrichten-Direktannahme.
    Kevin schwieg. Er hatte soeben das Blut auf dem zerwühlten Bettlaken entdeckt, und ihm war schlecht geworden.

17

    Was habe ich eigentlich von meiner Arbeit? Diese Frage hatte Derek Hamilton sich den ganzen Morgen gestellt, als die Wirkung des Medikaments allmählich nachließ und der Schmerz, den sein Magengeschwür verursachte, heftiger wurde und häufiger auftrat. Genau wie der Schmerz tauchte auch die Frage nach dem Sinn und Zweck der Arbeit vor allem in Streßsituationen auf. Und der Tag hatte mies angefangen. Beim Treffen mit dem Leiter der Finanzabteilung einer der Hamilton-Firmen hatte der Mann einen Plan zur Ausgabenkürzung vorgelegt. Diese Kürzungen sollten durch die Stillegung der Hälfte

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