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Die Spur der Füchse

Die Spur der Füchse

Titel: Die Spur der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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transportierte. Und solche Geldtransporter verschwanden nicht durch Zufall. Der Lieferwagen mußte entführt worden sein.
    Bertie setzte sich an den Tisch, zog das Telefon heran und nahm den Hörer ab.

19

    Felix Laski und Nathaniel Fett erhoben sich, als Derek Hamilton das Zimmer betrat. Laski, der MöchtegernKäufer, und Hamilton, der Verkäufer, schüttelten sich kurz die Hand, wie zwei Boxer, bevor der Kampf beginnt. Laski stellte zu seiner Bestürzung fest, daß er und Hamilton die gleichen Anzüge trugen: dunkelblau mit Nadelstreifen. Sie trugen sogar die gleichen Jacketts, zweireihig, ohne Rückenschlitz und mit doppelter Knopfleiste. Doch Hamiltons unförmiger Körper machte die stilvolle Eleganz seiner Kleidung zunichte. Bei seiner Figur würde der schönste Anzug wie ein Stoffetzen aussehen, den man um einen riesigen Wackelpudding geschlungen hatte. Laski wußte, daß sein Anzug viel teurer aussah, ohne daß er in einen Spiegel zu blicken brauchte.
    Aber spiel jetzt bloß nicht den Überlegenen, ermahnte er sich. Unangemessenes Auftreten konnte ein Geschäft sehr schnell platzen lassen.
    »Freut mich sehr, Sie wieder einmal zu sehen, Hamilton«, sagte er.
    Derek nickte. »Guten Tag, Mr. Laski.« Der Sessel knarrte beängstigend, als Derek sich darauf niederließ.
    Laski wußte sehr genau, warum Hamilton ›Mister‹ sagte. Nur bei Gleichgestellten würde Derek Hamilton schlicht und einfach den Nachnamen benutzen.
    Laski schlug die Beine übereinander und wartete darauf, daß Fett, der Makler, die Verhandlungen eröffnete. Laski studierte Hamilton aus dem Augenwinkel. Er kam zu dem Ergebnis, daß der Mann in jungen Jahren ziemlich gut ausgesehen hatte: Er besaß eine hohe Stirn, eine gerade Nase und klare blaue Augen. Im Moment sah er entspannt aus, wie er so dasaß, die verschränkten Hände auf dem Schoß. Er hat seine Entscheidung schon getroffen, ging es Laski durch den Kopf.
    Fett sagte: »Also dann, meine Herren. Für das Protokoll: Derek Hamilton besitzt fünfhundertzehntausend Aktienanteile an der Hamilton Holdings Limited, einer Aktiengesellschaft. Weitere vierhundertneunzigtausend Anteile befinden sich im Besitz verschiedener Parteien, und sämtliche Aktien sind ausgegeben. Ihr Angebot, Mr. Laski, lautet, diese fünfhundertzehntausend Anteile zu einem Preis von einer Million Pfund zu erwerben, unter der Bedingung, daß der heutige Tag als Verkaufsdatum gilt und die Verträge um zwölf Uhr unterzeichnet werden.«
    »Oder daß eine Absichtserklärung dahingehenden Inhalts entsprechend datiert und unterschrieben wird«, sagte Laski.
    »Ganz recht.«
    Laski hörte nur noch mit halbem Ohr zu, als Fett fortfuhr, die Formalitäten mit sachlicher, monotoner Stimme herunterzuleiern. Wahrscheinlich hat Hamilton es nicht besser verdient, als seine Frau zu verlieren, ging es Laski durch den Kopf. Eine so temperamentvolle, sexhungrige Person wie Ellen hatte ein Recht auf ein erfülltes und leidenschaftliches Liebesleben, aber dieser Kerl ließ sich sichtlich gehen und war zu einer fetten Qualle geworden. Das hatte Ellen nicht verdient.
    Aber da siehst du’s mal wieder, dachte Laski. Du kannst einem Mann die Frau stehlen, du kannst ihm sein Lebenswerk wegnehmen, und trotzdem ärgerst du dich, nur weil der Kerl dich ›Mister‹ nennt.
    »Wie ich die Sache sehe«, schloß Fett seine Ausführungen, »kann das Geschäft auf diese Weise getätigt werden, wie Mr. Laski es bereits umrissen hat. Die erforderlichen Unterlagen der Vertragspartner liegen vor. Tja, dann bliebe nur noch die grundsätzliche Frage zu klären, ob und unter welchen Bedingungen Mr. Hamilton verkaufen wird.« Fett ließ sich im Sessel zurücksinken und schaute seine beiden Besucher mit der Miene eines Mannes an, der soeben ein Ritual vollzogen hatte und nun der Dinge harrte, die da kamen.
    Derek sah Laski an. »Welche Pläne haben Sie mit der Hamilton Holdings?« fragte er.
    Laski unterdrückte einen Seufzer. Es gab wirklich keinen Grund für ein Kreuzverhör, gleich welcher Zielrichtung. Wenn Hamilton verkaufte, ging ihn sein Laden nichts mehr an. Laski konnte ihm erzählen, was ihm gefiel – und wenn es lauter Lügen waren. Und letzteres tat er dann auch. »Der erste Schritt wäre eine kräftige Kapitalspritze«, sagte er. »Außerdem eine Verbesserung der Gesamtunternehmensführung nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten, eine Gesundschrumpfung auf den Führungsetagen der Einzelbetriebe und bestimmte Rationalisierungsmaßnahmen in den

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