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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Vielleicht hätte sie doch besser auf dem Burgberg bleiben sollen.
     
    Als der Trupp das Dorf erreichte, war dort gerade eine Hochzeitsfeier in vollem Gange. Der Obersteiger, dessen Tochter Agnes vor einem knappen Jahr Karl geheiratet hatte, vermählte seinen einzigen Sohn mit der jüngsten Tochter eines Seilermeisters.
    Christian und Marthe saßen ab und gingen geradewegs zur Festgesellschaft, um dem Brautpaar und den Brauteltern zu gratulieren.
    Karl und Agnes begrüßten sie frohen Herzens, wobei Agnes stolz ihren geschwollenen Leib vorstreckte. Nur noch ein paar Tage, schätzte Marthe, dann würde ihr erstes Kind geboren werden. Sie freute sich mit den jungen Leuten, doch sie wundertesich mit jedem Augenblick mehr über die merkwürdige Stimmung bei dieser Feier.
    Das Hochzeitspaar wirkte eindeutig glücklich, die Brauteltern zufrieden, die Festgesellschaft war groß und die Tafel so gut gedeckt, wie es um die Jahreszeit möglich war. Doch auf dieser Hochzeit wurde weder gesungen noch getanzt, und wer immer einen Trinkspruch auf das junge Paar ausbrachte, warf bei seinen Worten einen vorsichtigen, manchmal sogar ängstlichen Blick auf Sebastian.
    Peter, der junge Stallknecht und ehemalige Dieb, platzte mitten in ihre Überlegungen mit der atemlos vorgebrachten Meldung, dass auf seinen Herrn zwei Besucher warteten.
    »Die sehen ziemlich grimmig aus«, meinte er und schnitt eine Grimasse.
    Die Nachricht bot Marthe und Christian Anlass, sich von der trübseligen Feier zu verabschieden und endlich den anderen zu folgen, die es sich inzwischen sicher schon längst im Haus bequem gemacht hatten.
    »Das Werk von Sebastian«, beantwortete Christian auf dem Weg Marthes Frage, noch bevor sie gestellt war. »Tanz und Musik sind für ihn Teufelswerk, die frommen Gesänge der Mönche natürlich ausgenommen. Die Leute sind sehr vorsichtig geworden. Aus gutem Grund.«
    Vor ihrem Haus erwartete sie ein vielstimmiges Willkommen. Unter Mechthilds energischem Kommando hatten sich alle, die zum Haushalt gehörten, aufgestellt, um den Herrn des Dorfes und seine Frau zu begrüßen. Thomas, mit einem Holzschwert bewaffnet, bestürmte seine Mutter und berichtete von seinen neu erworbenen Fähigkeiten als künftiger Ritter. Gleich darauf wandte er sich seiner Schwester zu, um ihr einige davon zu demonstrieren.
    Marthe richtete ihren Blick auf Johanna, die sie ein Vierteljahrnicht mehr gesehen hatte. Sie war jetzt beinahe vierzehn Jahre – so alt wie Marthe, als sie aus ihrem Heimatdorf fliehen musste. Wir sollten bald eine Heirat für sie absprechen, dachte sie. Wenn Randolf und seine Männer kommen, kann ihr ihre Schönheit schnell zum Verhängnis werden.
    »Willkommen«, sagte das Mädchen glücklich zu Marthe. »Ich bin froh, dass nun alle wieder da sind.« Zögernd fügte sie hinzu: »Und erleichtert, dass ich nicht mehr allein für die Kranken des Dorfes sorgen muss.«
    Marthe wusste, dies war nicht nur ein Aufatmen darüber, nun in Zweifelsfällen Rat holen zu können, so wie sie sich in früheren Jahren fast täglich den Rat ihrer Lehrmeisterin oder der alten Josefa herbeigesehnt hatte. Auch Johanna hatte Angst; die gleiche Angst wie sie selbst, den Unwillen von Sebastian zu erregen.
    Erwartungsgemäß befand die Köchin, Marthe könnte durchaus wieder etwas kräftigere Kost vertragen, und Clara sei ebenfalls viel zu mager für ihr Alter. Aber das Essen sei gleich fertig.
    »Soll ich auch für die Gäste auftragen?«, erkundigte sich Mechthild. Ihr Tonfall verriet, dass sie den Besuchern – wer auch immer sie sein mochten – nicht einmal trockenes Brot und Wasser gönnte.
    Höchste Zeit, festzustellen, wer die rätselhaften Gäste waren, dachte Christian bei sich und ging mit Marthe in die Halle.
     
    Dort herrschte eisiges Schweigen. Zwei fremde Männer hielten ihre Blicke auf Jakob gerichtet und drehten Lukas demonstrativ den Rücken zu. Der hatte die Arme vor der Brust verschränkt und starrte mit abweisender Miene geradeaus.
    Als der Herr des Hauses eintrat, erhoben sich die beiden Fremden und verneigten sich knapp.
    Christian erkannte einen von ihnen, den Verwalter der Ländereiendes alten Silberfuchses. Gerald hieß er, erinnerte er sich vage.
    »Gott zum Gruße«, begann der Verwalter und kam sogleich zur Sache. »Unser Herr wünscht, dass wir den jungen Herrn Jakob unverzüglich zu ihm nach Hause bringen.«
    »Seine Ausbildung ist noch nicht abgeschlossen«, wandte Christian ein.
    »Das spielt keine Rolle«, erwiderte

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