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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Gerald. »Sein Vater hat eine Heirat für ihn verabredet und wünscht, dass er sich unverzüglich bei ihm einfindet, um seine Pflicht zu erfüllen und sein Erbe zu übernehmen.«
    Christian wechselte einen kurzen Blick mit Lukas, dann sah er zu Jakob.
    »Wir sollen Euch danken für alles, was Ihr dem jungen Herrn beigebracht habt, und dafür sorgen, dass er umgehend abreist«, fuhr Gerald fort.
    »Doch nicht noch heute Abend. Esst mit uns, schlaft die Nacht hier und brecht morgen früh ausgeruht auf«, bot Christian höflich an.
    »Wir haben Euch noch heute zu verlassen, so lautet unser Befehl«, beschied ihm Gerald mit eisiger Miene.
    Jakob erhob sich. Wie sich zeigte, hatte er sein Bündel bereits während der kurzen Zeit gepackt, die Christian und Marthe bei dem Brautpaar verbracht hatten. Er würdigte seinen Bruder keines Blickes, klopfte Konrad kurz auf die Schulter und trat mit einer kurzen Verbeugung vor Christian. »Mein Herr, ich danke für Eure Unterweisung und dafür, dass ich Euch dienen durfte.«
    Christian verhinderte, dass Jakob sich abwandte und ging, indem er ihm die Arme auf die Schultern legte. »Gott schütze dich«, sagte er und sah Jakob direkt in die Augen, der sich zunehmend unwohl zu fühlen schien. »Welche Pläne dein Vaterjetzt auch für dich haben mag, vergiss nie, was ich dich gelehrt habe – im Schwertkampf und über die Verantwortung, die ein Mann deines Standes zu tragen hat.«
    Als Jakob im Begriff war, ohne ein weiteres Wort den Raum zu verlassen, rief Christian ihn noch einmal zurück. »Willst du dich nicht von deinem Bruder verabschieden?«
    Er sah für einen kurzen Moment etwas in Jakobs Augen aufblitzen, doch der Verwalter nahm dem einstigen Knappen die Antwort ab.
    »Er hat hier keinen Bruder«, sagte er scharf. »Jakob ist der einzige Sohn und Erbe meines Herrn.«
    Mit einer höflichen Verbeugung vor Marthe, aber ohne einen einzigen Blick auf Lukas, folgte Jakob den beiden Männern und verließ die Halle.
    »Soll er jetzt Sigrun heiraten?«, platzte Marthe heraus. »Der arme Junge!«
    »Er braucht dein Mitleid nicht«, meinte Lukas, und er klang, als würde er jedes Wort ausspucken. »Wie sie berichtet haben, ist das Verlöbnis endlich aufgelöst, und sie bleibt im Kloster. Er bekommt ihre jüngere Schwester und mit ihr sofort die Ländereien unseres Vaters. Und als er das gehört hat, hat ihn diese Aussicht – ich meine, das Land, nicht die Braut – so begeistert, dass ich fortan nur noch Luft für ihn war.«
    »Es tut mir leid für dich«, meinte Christian. »Wie es aussieht, hast du nicht nur dein Erbe, sondern auch deinen Bruder verloren. Jakob ist noch nicht bereit, Verantwortung für so viele Menschen zu tragen.«
    »Wir werden noch manche Überraschung mit meinem Brüderchen erleben«, prophezeite Lukas düster.
    Die Schnelligkeit, mit der Jakob seinem Bruder abgeschworen hat, verheißt nichts Gutes, das dachte auch Marthe. Wenn Jakob wegen der Aussicht auf den Titel und die Ländereien bereitwar, seinen Bruder von einem Augenblick auf den anderen zu verleugnen – wie würde ihn die Macht erst verderben, wenn er sie tatsächlich übernommen hatte?
    »Er hat sich entschieden. Nun muss er die Konsequenzen selbst tragen«, meinte Lukas grimmig.
    »Und mit ihm alle Bauern und Hörigen unter seiner Herrschaft. Anscheinend hat es wenig gefruchtet, was ich ihm beizubringen versucht habe«, sagte Christian, ohne seine Enttäuschung zu verbergen.
    Er ging hinaus und gab der Köchin Bescheid, dass sie das Essen auftragen könne.
     
    Obwohl Marthe und Christian schon von der Hochzeitsgesellschaft bewirtet worden waren, ließen sie es sich nicht nehmen, gemeinsam mit dem ganzen Haushalt zu essen. Dabei stellte Christian Hilbert vor, den neuen Hauskaplan, der das Mahl segnete und ein Tischgebet sprach. Nach dem Essen zeigte er ihm die Gästekammer, die für ihn eingerichtet worden war, und die fast fertige Kapelle.
    »Ein guter Ort«, meinte Hilbert, während er sich ehrfürchtig in dem Raum umsah, dessen Wände nur noch geweißt und mit einem Dach versehen werden mussten.
    »Wenn Ihr Ideen und Wünsche habt für das Ausmalen – wie ich gehört habe, besitzt die Frau des Töpfers beträchtliches Talent, Ranken und Blattwerk zu malen. Falls Ihr keine Einwände habt, dass eine Frau das tut, könnten wir sie bitten, damit die Wände zu schmücken.«
    »Wenn es zur Ehre Gottes geschieht, vermag ich darin nichts Verwerfliches erkennen«, meinte Hilbert.
     
    Während Christian mit

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