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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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nicht zu denken.
    Sie mussten beide erst einmal den Anblick verkraften, der sich ihnen in der Hochzeitskammer dargeboten hatte, und die Erkenntnis, dass sie wirklich keinen Moment später hätten kommen dürfen.
    Wo, um alles in der Welt, war nur Ludmillus abgeblieben? Während Lukas dennoch wenigstens etwas Erleichterung verspürte, brodelte Christian innerlich vor Eifersucht und Zorn darüber, dass er seine eigene Frau nicht sehen durfte.
    »Du darfst es ihr nicht vorwerfen. Otto hat ihr keine Wahl gelassen«, sagte Lukas schließlich, nachdem sie eine ganze Weile stumm nebeneinander gebrütet hatten.
    Dieses Gespräch hatten sie lange vor sich hergeschoben. Jeder hatte wohl gehofft, sie könnten zeitig genug auf dem Burgberg eintreffen, damit es überflüssig würde.
    Als Christian beharrlich weiter schwieg, meinte Lukas schroff: »Wäre es dir lieber gewesen, ich hätte sie geheiratet, während du im Kerker verrottest?«
    »Sie hätte fliehen sollen!«, hielt Christian ihm zornig entgegen.
    »Das habe ich ihr vorgeschlagen. Und glaub mir, ich hättebereitwillig alle Konsequenzen auf mich genommen. Aber sie meinte, du würdest wollen, dass sie bleibt.«
    Fassungslos starrte Christian den Freund an. »Sie glaubt, ich würde wollen, dass sie ausgerechnet Ekkehart heiratet?!«
    »Für sie war das der einzige Weg«, versuchte Lukas zu erklären. »Nur so konnte sie die Menschen im Dorf schützen. Sie trotzte Ekkehart das heilige Versprechen ab, Randolf im Zaum zu halten. Und denk, was du willst – er hat Wort gehalten.«
    Lukas holte tief Luft, dann fuhr er fort: »Sie meinte, nur so könne sie noch bewirken, dass dein Traum von einem besseren Leben in unserem Dorf nicht ganz begraben werden muss.« Als diese Worte endlich zu Christian durchdrangen, vergrub er erschüttert die Hände in seinem Haar.
    Er ahnte nicht, dass sich Lukas genauso wie er darüber klar war, welches Opfer Marthe bereit war zu bringen. Dass Lukas längst erraten hatte, welch bitteren zusätzlichen Grund Marthe hatte, Randolf und seinen Freunden aus dem Weg zu gehen, und was es für sie bedeutet haben muss, sich ihnen freiwillig auszuliefern.
     
    Marthe hatte geglaubt, nach alldem kein Auge zuzubekommen. Immer wieder zogen die Bilder vor ihren Augen vorbei: die Hochzeit, Randolfs unverhüllte Drohung an der Tafel, Ekkeharts Begehren und seine unerwartete Bereitschaft, sie gegen seine Freunde zu verteidigen. Dazwischen schob sich Christians Anblick bei seiner unverhofften Rückkehr: verletzt, erschöpft und mit einem so vorwurfsvollen, ja, hasserfüllten Blick, dass sie am liebsten im Boden versunken wäre. Trotz ihrer Freude darüber, dass er noch lebte, war sie erleichtert, ihn vorerst nicht sehen zu dürfen. Sie wusste nicht, wie sie ihm nun noch gegenübertreten sollte, nachdem er sich von ihr verraten fühlen musste.
    Doch dann forderte die vorangegangene Nacht, in der sie kein Auge zugetan, sondern um Christians und Lukas’ Rückkehr gebetet hatte, ihren Tribut. Sie sank in einen tiefen, erschöpften Schlaf, der erst gegen Morgen von schrecklichen Träumen zerrissen wurde.
    Eine Kammerfrau weckte sie und drängte sie zur Eile. »Der ehrwürdige Bischof wünscht Euch zu sehen, noch vor der Frühmesse.«
    Mit einem Mal schien sich ihr Magen in einen Eisklumpen zu verwandeln. Sie ließ sich beim Ankleiden helfen und schlüpfte nun wieder in eines der Kleider, die Christian ihr geschenkt hatte, dann verbarg sie das Haar unter dem Schleier.
    Vor dem Palas wartete bereits ein Diener, der sie zum Bischof führte.
    Auf dem Weg sah sie Lukas, der ihr aufmunternd zulächelte. Aber ihr war einfach nur kläglich zumute.
    Christian und Ekkehart warteten bereits mit versteinerten Mienen. Sie wagte keinen von beiden anzuschauen, während sie den Saal durchschritt und niederkniete.
    Bischof Martin betrachtete sie scharfäugig. Sie fühlte sich von seinen Blicken gemustert wie ein lästiges Insekt. Der Bischof legte die Fingerspitzen beider Hände aneinander und neigte den Kopf.
    »Wie mir mein Diakon berichtet, den du vor drei Tagen um Rat batest, meine Tochter, hast du nicht aus Wollust, sondern aus Gehorsam gegenüber deinem Herrn in diese Hochzeit eingewilligt. Die reichlich verfrüht war, wie sich nun zeigte.« Niemand im Saal sagte etwas, jeder wartete angespannt auf die nächsten Worte des Geistlichen.
    »Die Angelegenheit ist so eindeutig, dass ich nicht einmal eine höhere Instanz einschalten muss. Da die zweite Ehe nicht vollzogen wurde,

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