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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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bist Marthe, eine Wehmutter und Kräuterfrau unbekannter Herkunft, die jetzt in Christiansdorf lebt?«
    Sie wollte antworten, aber nach drei Tagen ohne Wasser war ihr Mund so ausgedörrt, dass sie selbst mit aller Anstrengung nur ein Krächzen herausbrachte.
    »Da, hört: Nicht einmal ihre Stimme ist menschlich«, schnarrte das Raubvogelgesicht.
    Der Fragesteller musterte sie mit unergründlichem Blick. »Ihre Lippen sind aufgesprungen. Kann es sein, dass man vergessen hat, ihr zu trinken zu geben? Hol einen Becher Wasser«, befahl er dem Schreiber, der sofort loseilte.
    Marthe glaubte, noch nie etwas so Köstliches getrunken zu haben wie das schale, lauwarme Wasser, das der Schreiber ihr brachte. Es kostete sie alle Beherrschung, in kleinen Schlucken zu trinken, damit sie nicht alles wieder herauswürgen musste.
    Dann stellte sie den Becher auf den Boden, richtete ihren Blick auf den Mann links des leeren Stuhles und sagte: »Ich danke Euch, Ehrwürdiger.«
    »Du sprichst nur, wenn du gefragt wirst!«, fuhr ein anderer sie an.
    Der Fragesteller hob Einhalt gebietend die Hand und wiederholte seine Frage: »Du bist Marthe, eine Wehmutter und Kräuterfrauunbekannter Herkunft, die jetzt in Christiansdorf lebt?«
    »Dies und das Eheweib des Ritters Christian von Christiansdorf, durch Gnade von Markgraf Otto in den Stand einer Edelfreien erhoben«, antwortete Marthe, so fest sie konnte.
    Die Antwort sorgte für Raunen unter den Männern auf dem Podest.
    »Wenn sie edelfrei ist, wieso ist sie dann in diesem Zustand?«, fragte der Mann unwirsch, der das Verhör führte.
    Wer ist er?, dachte Marthe. Niemand hatte es für nötig gehalten, ihr Namen und Rang der Männer zu nennen, die über ihr Leben oder ihren Tod entscheiden würden. Aber der neue Bischof war nicht unter ihnen. Sicher war der leere Stuhl in der Mitte für ihn bestimmt. Ob sie ohne ihn ein Urteil fällen würden?
    »Sie ist nur ein einfaches Bauernweib, das durch eine Laune des Markgrafen erhöht wurde. Vielleicht hat sie ihn sogar mit teuflischen Kräften dazu gebracht«, antwortete das Raubvogelgesicht abfällig. »Und müssen wir nicht ohne Ansehen von Rang und Namen das Böse aufspüren? Außerdem hat sie sich widersetzt, als ich sie nach Hexenmalen absuchen wollte. Sie musste erst zu Gehorsam gezwungen werden.«
    »Hat sie Hexenmale?«, wollte der Fragesteller wissen.
    »Ja, ein feuerrotes Mal in Form eines Pferdefußes«, schnarrte der andere.
    Marthe schnappte nach Luft.
    »Wo?«
    »Über ihrer linken Brust.«
    »Ich will es sehen.«
    »Ich habe kein solches Mal«, rief Marthe.
    »Da seht ihr – sie widersetzt sich schon wieder«, geiferte das Raubvogelgesicht. Mit wütenden Schritten durchquerte er denRaum und zerriss das Büßerhemd, so dass Marthes Brust halb entblößt wurde.
    »Es ist verschwunden«, rief er mit geheucheltem Staunen. »Bei Gott! Ich habe es gestern noch klar und deutlich gesehen. Sie muss mit wahrhaft teuflischen Mächten im Bunde stehen.«
    »Ich habe nie solch ein Mal gehabt«, wiederholte Marthe, so laut sie konnte, während sie krampfhaft die Stoffhälften zusammenhielt, um ihre Brust zu bedecken. »Er lügt! Und gestern hat er sich mir unkeusch genähert!«
    Das Raubvogelgesicht reckte die Hände zum Himmel. »O Herr! Befreie uns von dieser Sendbotin des Bösen«, deklamierte er. Dann wandte er sich an die anderen Männer: »Ihr hört es selbst – sie ist von Dämonen besessen. Nur eine Besessene kann etwas derart Abwegiges äußern. Bringt sie zum Schweigen! Verschließt ihr den Mund, bevor sie noch mehr Blendwerk vor diesem ehrwürdigen Gericht ausbreiten kann.«
    Doch der Fragesteller ignorierte den Vorschlag.
    »Gehst du regelmäßig zur Messe und zur Beichte?«, fragte er Marthe, deren Knie inzwischen so sehr schmerzten, dass sie kaum noch wusste, wie sie in der befohlenen Haltung ausharren sollte.
    »Selbstverständlich.«
    »Du weißt, welch schwere Vorwürfe gegen dich erhoben worden sind?«
    Marthe schüttelte den Kopf.
    »Der Ankläger behauptet, du seist mit dem Bösen im Bunde, um Todgeweihte mit heidnischen Sprüchen und Mitteln zu retten. Dagegen sollst du durch Zauber die Heilung anderer verhindert haben.«
    »Das ist nicht wahr. Wer ist dieser Ankläger? Ich habe ein Recht, das zu erfahren.«
    »Ruf ihn herein«, befahl der Fragesteller dem Schreiber.
    Der eilte erneut hinaus und kehrte diesmal schnell zurück. In seiner Begleitung kam der Medicus.
    Mit zufriedenem, ja, glücklichem Lächeln genoss der

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