Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)
jeden dämlichen Kommentar zu hören bekommen hatte.
»Können Sie uns helfen?«, wiederholte sie. »Wenn nicht, versuch ich mein Glück beim Yachtclub.«
»Glauben Sie mir, meine Liebe, an dem Askari an der Einfahrt kommen Sie gar nicht erst vorbei, wenn Sie nicht eine Million auf dem Konto haben.«
Jake betrachtete den verletzten Hippie, der sich offensichtlich in einer Art Trance-Zustand befand – andererseits war das kaum überraschend, wenn man den Marihuana-Geruch bedachte, der von ihrem Zeltlager herüberwehte. Doch bei ihm war es vielleicht doch eher der Schock. Nach dem Winkel zu urteilen, in dem sein rechtes Wadenbein herausstand, konnte er von Glück sagen, wenn er jemals wieder richtig laufen konnte.
»Wie heißt er?«
»Michael. Michael Gulbis.«
»Haben Sie ihm ein Schmerzmittel gegeben?«
»Einen Schuss Morphin«, antwortete Evie.
Das erklärte seinen Dämmerzustand.
»Tja, das wird nicht ewig vorhalten. Und wenn die Wirkung nachlässt, wird er Wahnsinnsschmerzen haben.« Jake schüttelte den Kopf. »Ich kann ihn auf keinen Fall mit dem Boot ins Krankenhaus bringen. Aber ich könnte versuchen, Harry über Funk zu erreichen. Der kann einen Notruf an die Ambulanz in Kilifi rausschicken. In einer halben Stunde müsste ein Krankenwagen hier sein – vorausgesetzt, auf dem Highway gibt’s nicht das übliche Gemetzel.«
Evie sah ihn an. »Haben Sie gerade Harry gesagt? Meinen Sie den Harry, der auf der anderen Seite des Flusses das Bootshaus hat?«
»Kennen Sie ihn denn?«
Evie erzählte ihm von ihrer Begegnung am Vortag.
»Das hat er gar nicht erwähnt.« Andererseits waren sie gestern beide nicht in der Stimmung gewesen, um über ihre Alltagserlebnisse zu plaudern. »Wer sind Sie eigentlich? Was tun Sie hier?«
Als Evie ihm vom geplanten Bauprojekt in Jalawi erzählte, sah Jake sie skeptisch an.
»Ein Fünf-Sterne-Hotel? Hier?« Er lachte. »Also, das hör ich zum ersten Mal, und mein Schiffsjunge stammt immerhin aus diesem Dorf.«
»Dann sollten Sie mal Ihren Freund Harry fragen«, gab Evie zurück. »Der scheint einiges mehr darüber zu wissen als Sie. Vielleicht hat er das auch nur nicht erwähnt.«
19
D as Colonial war ein heruntergekommenes Zwei-Sterne-Hotel im Stadtkern von Mombasa. Zimmer 507 bot zwei Einzelbetten, einen Fernseher und Ausblick auf einen Holzhof. Es stank nach Kaffee und Zigaretten. FBI Special Agent Clarence Bryson lag auf einem der Betten und spürte trotz Koffein und Amphetamin, wie der Jetlag nach einem schlaflosen Vierzehn-Stunden-Flug aus Washington langsam den Kampf gegen sein Hirn und seinen Körper gewann.
McCrickerd hingegen sah ekelhaft munter aus. Er war gerade von einer zweistündigen Joggingtour um die Insel zurückgekehrt und saß jetzt im Trainingsanzug am Schreibtisch, wo er auf seinem MacBook herumwerkelte.
»Und, wie ging es mit ihm?«, wollte der junge Mann wissen.
»Dieses Aas hat Anwälte, die dreihundert Dollar die Stunde nehmen«, erwiderte Bryson. »Er sagt kein Wort.«
»Das wird er schon, sobald wir ihn in den Staaten haben.«
»Da wär ich mir nicht so sicher, John. Diese Anwälte werden jede Klausel der Auslieferungspapiere anfechten. Das kann sich Monate hinziehen.«
Und das wusste Conrad Getty ganz genau, dachte Bryson mutlos. Er war gerade von einem ergebnislosen Besuch in einem Hochsicherheitsgefängnis nördlich von Mombasa zurückgekehrt, wo das letzte überlebende Mitglied von Patrick Noonans ostafrikanischer Abteilung in Einzelhaft saß. Getty, ein widerlicher Hotelbesitzer aus Südafrika, der sich die letzten schütteren Haarsträhnen quer über die Glatze kämmte, saß einfach grinsend da, während seine Anwälte in ihren Dreitausend-Dollar-Anzügen rechts und links neben ihm saßen und auf jede Frage von Bryson mit »Kein Kommentar« antworteten.
»Könnten wir nicht behaupten, dass Menschenhandel eine Bedrohung für die Sicherheit des Landes ist?«, schlug McCrickerd vor. »Dann säße er im Handumdrehen mit einem Sack überm Kopf im ersten Flugzeug nach Algerien.«
»Leider nein«, seufzte Bryson. »Aber wenn dieses arrogante Stück Scheiße glaubt, dass er da so leicht rauskommt, wird er sich noch umgucken. Ich werd an ihm dranbleiben, bis wir die Papiere haben. Mal sehen, wie lange er sich seine anwaltliche Rund-um-die-Uhr-Betreuung für dreihundert Dollar die Stunde leisten kann.«
McCrickerd grinste zustimmend, dann schlug er mit der flachen Hand auf den Tisch. »Da hätten wir’s doch schon. Eine Mail von
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