Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)
schon bemerkt hatte, was sich jetzt aber im grellen Licht der Neonröhren bestätigte.
Quarries Kleidung war schmutzig. Das schicke Jackett und die sorgfältig gebügelte Hose waren mit einer Art dickem, grünlich-braunem Matsch beschmiert, als wäre er damit durch den Schlamm gekrochen. Nur war es eben kein Schlamm. Es roch wie – na ja, Jouma hätte es nicht mit Sicherheit sagen können, er wusste bloß, dass es ihm den Atem verschlug und Übelkeit verursachte. Staub fand er ebenfalls. Und Erde. Tatsächlich sah Lol Quarries Kleidung so aus, als hätte er darin mehrere Tage im Freien übernachtet.
Jouma wünschte, seine Abteilung hätte ihr eigenes, voll einsatzfähiges forensisches Labor, mit weißbekittelten Experten, die die Substanzen auf Quarries Kleidung analysieren und ihm exakt mitteilen konnten, worum es sich handelte und woher es stammte. Doch er befand sich nun mal in seinem Büro in Mombasa und wusste nur zu gut, dass die einzig verfügbare forensische Abteilung in Nairobi saß und so unterbesetzt und schlecht ausgerüstet war, dass es Monate dauern konnte, bis man irgendein Resultat bekam.
Jouma seufzte. Wie unkompliziert das Leben doch gewesen war, als seine einzige Sorge einer vermisste Nonne galt. Wie er Detective Mwangi doch beneidete, dass er durch die Straßen laufen und Ladenbesitzer, Café-Betreiber, Matatu -Fahrer und Straßenhändler noch einmal befragen durfte, in der eitlen Hoffnung, dass sie beim letzten Mal an einer Art vorübergehender Amnesie gelitten hatten, als man sie fragte, ob sie eine fünfundsiebzigjährige Frau Gottes gesehen hatten.
Seine Kollegen auf dem Land konnten immerhin Schweinemörder und Grabräuber jagen. Daniel Jouma, der Mann, der in Mombasa aufgeräumt hatte, musste Däumchen drehend in seinem Büro sitzen und darauf warten, dass etwas passierte.
18
J ake war früh auf an diesem Morgen. In seinem Auftragsbuch war nichts eingetragen, aber statt beim Bootshaus herumzulungern, wollte er lieber in Sichtweite der Hotels in Watamu ankern, nördlich des Flamingo Creek, um dort am Pool potenzielle Ernies aufzutun – wie Harry und er es auch vor fünf Jahren gemacht hatten, als sie ihr Geschäft gerade erst gegründet hatten. Die ansässigen Skipper würden darüber zwar nicht gerade erbaut sein, aber scheiß drauf. Geschäft ist Geschäft, und die meisten Ernies waren Finanzkrisen-Opfer aus den USA und Europa, die gerne zum Schnäppchenpreis einen Nachmittag auf einem Sportanglerboot buchten.
Doch zuerst musste er Sammy aus Jalawi abholen. Er ging mit der Yellowfin im seichten Wasser vor dem Dorf vor Anker und wartete, bis sein Schiffsjunge angeschwommen kam. Eigentlich war heute kein Arbeitstag, aber er wusste, sobald Sammy ihn sah, würde er sofort kommen. Der Junge war in den letzten Wochen durch die Hölle gegangen – sein jüngerer Bruder war von Patrick Noonans Handlangern ermordet worden –, doch er lebte für seine Arbeit auf der Yellowfin .
Jake hatte sich gerade eine Zigarette angesteckt, da bemerkte er einen Tumult am nördlichen Ufer. Als er hinüberblinzelte, entdeckte er Menschen, die ihm zuwinkten. Dann hörte er, wie sie um Hilfe riefen.
Der Hippie war sieben Meter tief von einer fünfundzwanzig Meter hohen Palme gefallen und hatte sich dabei einen dreifachen Beinbruch zugezogen. Jakes erster Gedanke war: Geschieht ihm recht, wenn er so blöd ist. Wenn man den Dorfkindern zusah, die am Ufer Kokosnüsse ernteten, sah das Ganze so einfach aus – aber die kletterten schließlich auf diesen Palmen herum, seit sie laufen konnten.
»Sie müssen ihn sofort ins Krankenhaus bringen«, erklärte er mit einem Blick auf das unförmige Bein. »Das Mombasa General ist das nächstgelegene.«
»Können Sie uns nicht helfen, ihn hinzubringen?«
Die Sprecherin hatte sich als Evie Simenon vorgestellt. Sie war die Älteste dieses Grüppchens von ungewaschenen Leuten, das sich um den gestürzten Kameraden versammelt hatte, und sie schien als Einzige zu wissen, was in so einer Situation zu tun war.
»Wir würden ihn ja mit unserem Bus hinfahren, aber die Hinterachse ist gebrochen«, gestand sie bedrückt. »Wir haben zwar ein Motorrad, aber ein paar von unseren Jungs sind heute damit nach Kilifi gefahren, um zu sehen, ob sie ein paar Ersatzteile auftreiben können.«
»Ein Bus?« Er musterte sie. »Wer sind Sie eigentlich? Die Scooby-Doo-Bande?«
Evie bedachte ihn mit einem müden Blick, der ihm klarmachte, dass sie in dieser Richtung schon so ziemlich
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