Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)
Hoffman.«
Bryson erhob sich langsam vom Bett und ging zu seinem Partner ans Fenster. Die beiden Männer starrten auf den Laptop und warteten geduldig, bis der Download komplett war. Wenig später erschien ein Bild auf dem Schirm, und auf einmal wurde Bryson leicht mulmig. Darauf freute er sich überhaupt nicht. Es war nicht gerade angenehm, wenn man so etwas wirklich mitansehen sollte.
Eine belebte Durchgangsstraße in der Stadt, auf der sich Autos und Fußgänger bewegen.
Dies waren die Aufnahmen einer Überwachungskamera vor Martha Bentleys Wohnblock in der 74. Straße in New York am Tage ihrer Ermordung. Das FBI-Hauptquartier in Washington hatte ihnen die Bilder geschickt, die die beiden Männer jetzt zum ersten Mal zu sehen bekamen. Das erste Mal, dass sie den Killer sahen, den jeder beim FBI »den Geist« nannte .
»Da ist er«, murmelte Bryson.
Eine Gestalt geht auf die Kamera zu. Der Mann ist schlank, trägt aber eine weite Windjacke. Sein schmales Gesicht wird von einer großen Baseballkappe und einer Sonnenbrille überschattet. Sieht er ein kleines bisschen nach Nahost aus – oder ist das nur ein Vorurteil, das man heutzutage jedem hinterhältigen Mörder gegenüber hegt?
»Scheiße, der sieht doch aus wie Elton John«, stellte McCrickerd fest. Er hielt das Bild an und zoomte das Gesicht heran – doch abgesehen von schmalen Lippen, umrahmt von einem dünnen Ziegenbart, war nicht viel zu erkennen.
Aber das war ja auch der Witz an einem Auftragskiller.
Die nächsten ereignislosen dreiundzwanzig Minuten hatte man herausgeschnitten, dann ging es weiter.
Ein gelbes New Yorker Taxi fährt vor dem Wohnblock vor und eine blonde Frau steigt aus. Der Fahrer trägt Martha Bentleys Koffer auf den Gehweg.
Wie schön, endlich wieder zu Hause zu sein, dachte Bryson. Aber nur noch so wenig Zeit zu leben.
Der Fahrer bedankt sich überschwenglich für ein offensichtlich großzügiges Trinkgeld und begleitet sie mit ihren Taschen ins Gebäude. Die digitale Zeitanzeige steht auf 11.04 Uhr .
Ende.
»Hoffman sagt, dass seine Jungs sich auch die ganzen Bilder von den Überwachungskameras im Haus angesehen haben – Eingangshalle, Fahrstühle, Korridor –, aber es sieht so aus, als wären sie manipuliert worden«, berichtete McCrickerd. Dean Hoffman war von der New Yorker Niederlassung des FBI und führte in Brysons Abwesenheit die Ermittlungen im Mordfall Martha Bentley in den USA weiter. »Irgendeine elektrische Störung.«
»Passt ja großartig.«
»Er hat versprochen, dass sie vergrößern, was sie an Material haben, aber bis jetzt ist es alles nur ein Brei.«
»Und Hoffman behauptet also, es gäbe keine Bilder, die den Kerl beim Verlassen des Gebäudes zeigen?«
»Sie meinten, der muss geradewegs durch die Wand hinausmarschiert sein.«
Bryson starrte auf den Bildschirm. Der Geist. Diesem Wichser würde der Spitzname wahrscheinlich sogar gefallen. Auftragskillern gefiel so was immer, denn obwohl sie behaupteten, abseits der Gesellschaft zu leben, waren sie im Endeffekt genauso eitel wie jeder andere Mensch auch. Bryson musste sogar zugeben, dass dieser Mann verdammt gut war. Er hatte ihre beste Zeugin beseitigt, ohne eine Spur zu hinterlassen, und ließ das FBI dastehen wie die letzten Idioten.
Aber weiter würde es nicht gehen.
Conrad Getty würde ihnen alles über das Syndikat erzählen, was sie wissen wollten, ob es ihm und seinen teuren Anwälten nun gefiel oder nicht. Es war Brysons Job, dafür zu sorgen, dass der Hotelbesitzer an die Vereinigten Staaten ausgeliefert wurde, egal, wie lange es dauerte – und, Geist hin oder her, genau das würde der alte FBI-Mann auch tun.
20
A ls Jake über Funk Harry zu erreichen versuchte, war dieser entweder nicht da oder antwortete einfach nicht – vielleicht nicht das Verkehrteste, denn Jake hatte durchaus ein paar Hühnchen mit seinem Partner zu rupfen. Zum Beispiel, dass er die nicht ganz unwichtige Sache mit dem Hotel in Jalawi für sich behalten hatte. Stattdessen erreichte Jake Missy Merediths Werkstatt und sprach mit ihrem Bruder. Walton war nur zu gern bereit, ihm zu helfen, und versprach, sofort die Notärzte in Kilifi zu benachrichtigen – ihm war alles recht, wenn er sich nur einen Moment davor drücken konnte, im Motoröl herumzuwaten.
Als Jake von der Yellowfin zurückkehrte, fand er Evie am Strand, wo sie sich mit einem ihrer Stammesmitglieder, einem Jungen mit glatten Gesichtszügen und einer verfilzten, schwarzen Haarmähne
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