Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)
glänzte irgendetwas anderes im Schmutz auf, wo eben noch die Ratte gesessen hatte. Mwangi griff danach, obwohl es ihn würgte, als der unbeschreibliche Schleim unter die Manschette seines Hemds drang. Seine Finger schlossen sich um einen Gegenstand, und er zog schnell die Hand zurück.
»Was haben Sie da, Mwangi?«
Es war aus Emaille, vielleicht drei Zentimeter lang, und auf der Rückseite war eine Nadel angebracht. Als der Detective den Gegenstand mit seinem Taschentuch säuberte, kam eine Reihe von bunten Querstreifen zum Vorschein, von marineblau über erbsengrün bis schwarz. Er reichte Jouma das Ding.
»Sieht aus wie eine Krawattennadel, Sir.«
Jouma gluckste. »Verstehe. Vielen Dank, Mwangi.« Er steckte den Gegenstand in die Tasche.
»Ich kann das für Sie mit aufs Polizeipräsidium nehmen, Sir«, schlug Mwangi vor.
»Das kann ich ohne Probleme alleine machen, Mwangi.«
»Natürlich, Sir.«
»Und Sie sollten jetzt lieber weiter. Soweit ich weiß, wird Schwester Gudrun nach wie vor vermisst.«
Im Schatten der Gasse konnte Mwangi Joumas Gesichtsausdruck nicht erkennen, aber er hatte den deutlichen Eindruck, dass der Inspector lächelte.
32
B obby Spurling war dreiundzwanzig. Zufälligerweise genauso alt wie Alexander der Große, als er den mazedonischen Thron bestieg, um innerhalb der nächsten zehn Jahre alle damals bekannten Reiche zu erobern.
Aber im Moment grübelte Bobby darüber nach, wie der große Eroberer mit der Kehrseite der Weltherrschaft zurechtgekommen war – vor allem mit dem verfluchten Papierkram. Verstohlen warf er einen Blick auf seine Rolex. In wenigen Stunden würde er im Cashew Country Club, wo er zu Abend essen wollte, am ersten von mehreren Tanqueray-Gins nippen. Wer wusste, was der Abend noch bringen würde? Er war schon länger nicht mehr in Mombasa ausgegangen, da gab es sicher einiges nachzuholen.
Zuerst musste er sich aber noch der lästigen Pflicht entledigen, diesen unangenehmen Mann loszuwerden, der ihm gegenübersaß. »Entschuldigen Sie, was sagten Sie – aus welcher Abteilung kommen Sie?«
»Mein Name ist Roarke, Sir«, antwortete der Mann mit breitem kenianischem Akzent. »Douglas Roarke. Ich leite die Sicherheitsabteilung.«
Das lag nahe. Mit seinem rasierten Schädel und der plattgedrückten Nase sah Roarke aus, als hätte er ein paar Nachtclubschlägereien zu viel geschlichtet. Außerdem trug er einen dieser altmodischen Zweireiher, die sich solche Schlägertypen gerne zulegten, wenn sie Ende vierzig waren und respektabel aussehen wollten.
»Tatsächlich? Also, ich muss sagen, es war nett Sie kennenzulernen, Mr.Roarke, aber jetzt muss ich wirklich …«
Bobby hielt ihm die Hand hin, aber Roarke war noch nicht fertig.
»Mein Beileid zu Ihrem Verlust, Sir«, sagte er.
»Danke.«
»Und auch meinen herzlichen Glückwunsch.«
Bobbys Augen weiteten sich. »Wie meinen Sie das? Glückwunsch wozu?«
»Wie Sie den Saft der Wüstenrose benutzt haben, um einen tödlichen Herzstillstand herbeizuführen. Ein Geniestreich, wenn man in Betracht zieht, in was für einem schlechten Zustand sich das Herz Ihres Vaters befand, und dass er aus medizinischen Gründen bereits geringe Dosen von Digitalis einnahm.«
Es entstand eine Pause, in der Bobby die Information kreidebleich verdaute. Er hatte keine Ahnung, was Digitalis war, und inwiefern er damit seinen Vater getötet hatte. Er dachte, er hätte den alten Hund einfach erstickt.
»Sie sind beobachtet worden, Sir«, erklärte Roarke. »Auf der Ranch.«
»Sie haben mich gesehen ?«
»Ja, Sir. Zu den vorrangigen Aufgaben der Sicherheitsabteilung gehört es, die Geschäftsführer der Firma zu bewachen. Mr.Spurling senior stand unter ständiger Beobachtung. Ein Mann von meinem Team war auf der Klippe nördlich von den Ställen postiert, als Sie Ihr kleines … Tête-à-Tête zwischen den Wüstenrosen hatten.«
Bobby stand auf und trat ans Fenster, um einen klaren Kopf zu bekommen. »Was wollen Sie, Mr.Roarke?«, fragte er. Leugnen war ja offensichtlich sinnlos. »Wollen Sie mich erpressen?«
Roarke schien empört von dieser Unterstellung.
»Natürlich nicht, Sir! Ich kann Ihre Tat in vielerlei Hinsicht nur begrüßen.«
»Ach ja?« Bobby bekam immer mehr Angst. Roarke hatte seinen Vater tot sehen wollen? Ziemlich seltsam.
»Und machen Sie sich keine Sorgen wegen der Obduktion«, fuhr der Sicherheitschef fort. »Ich habe dafür gesorgt, dass Mr.Spurlings Leiche an einen sehr zugänglichen Pathologen überstellt
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