Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)
Gangra in unmittelbarer Nähe ermordet worden war, auf der anderen Seite des Flusses, nicht mal zwei Kilometer vom Bootshaus entfernt.
»Die Polizei geht davon aus, dass es einer von den Umweltschützern war«, erzählte Enock. »Sie sind ihm schon auf den Fersen und rechnen damit, ihn bald hinter Gitter stecken zu können.«
»Ach ja?«
»Sie sollten vorsichtig sein, Sir! Niemand ist vor diesen Leuten sicher!«
»Danke für die Warnung«, meinte Jake.
Er half dem jungen Reporter auf die Füße, klopfte ihm den Staub von den Kleidern und setzte ihn wieder auf seinen Roller. Er wünschte ihm sogar noch alles Gute und versprach, sich auf jeden Fall die Ausgabe der Zeitung mit Enock Mambilis Artikel zu kaufen. Doch als der junge Mann Richtung Highway davonfuhr, um sich seine Riesenstory zu sichern, fragte sich Jake doch, warum der Verleger den Jungen den weiten Weg hatte machen lassen, wenn die Story doch eigentlich schon geschrieben war.
41
B ryson starrte die Leiche an, die mit dem Gesicht nach unten auf der schmalen Gefängnispritsche lag. Eine Welle der Erschöpfung rollte über ihn hinweg. Als er sich mit der Hand übers Gesicht fuhr, kam es ihm vor, als hätte er kein Gefühl mehr in der Stirn und in den Wangen. Einen grässlichen Moment lang meinte er fast, das Gesicht einer Leiche anzufassen.
»Und das in einem Hochsicherheitsgefängnis«, sagte er. »Wie konnte so etwas passieren?«
»Er hat sich als Gefängnispfarrer ausgegeben«, erklärte McCrickerd. »Hat den echten Priester umgebracht und sich seinen Ausweis und den Kragen geschnappt.«
»Haben die hier denn überhaupt keine Wachen?«
»Keine mit Grütze im Hirn.«
»Und was ist mit der Videoüberwachungsanlage?«
»Sie machen wohl Witze.«
Mit einem Finger strich Bryson vorsichtig eine verdächtig künstlich aussehende Haarsträhne beiseite, die von Conrad Gettys Schädel herabgerutscht war und ihm im Nacken hing.
»Ich möchte, dass diese Zelle versiegelt wird«, ordnete er an. »Ich will, dass nicht einmal die kenianische Polizei von diesem Vorfall erfährt. Das hier ist jetzt eine Angelegenheit der nationalen Sicherheit.«
Direkt unter Gettys vorspringender Schädelbasis fand er einen kleinen, blutverkrusteten Einstich.
»Du lieber Gott«, murmelte Bryson. »Dieses Aas ist also auch schon hier.«
Tatsächlich trank der Geist in diesem Moment einen heißen, süßen Tee im Souk der im Landesinneren gelegenen Stadt Gongoni, um die Zeit bis zum Sonnenuntergang totzuschlagen. Dann sollte eine leichte Cessna von einer nahe gelegenen Landepiste im Dschungel starten, die sonst von Drogenschmugglern benutzt wurde, und ihn nach Somalia bringen. Sobald er die unbewachte Grenze dieses gesetzlosen, chaotischen Landes passiert hatte, würde es ein Leichtes sein, Afrika ganz zu verlassen. Zugegeben, eine etwas umständliche und zeitraubende Abreise, aber das FBI überwachte inzwischen unter Garantie sämtliche Flughäfen, Häfen und Grenzübergänge, und er hielt es für ungeschickt, nur um der Bequemlichkeit willen seinen Einsatz jetzt noch zu gefährden.
Und es war ja nicht so, dass ihn die finanzielle Belohnung nicht vollauf entschädigen würde. Der Geist hatte sechzig Millionen Euro dafür bekommen, Martha Bentley und Conrad Getty hinzurichten – ein Honorar, das das jedes anderen Auftragskillers bei weitem überstieg.
Während er so im angenehmen Trubel des Souks saß und über seine gelungene Arbeit nachdachte, konnte er ein gewisses Bedauern nicht unterdrücken bei dem Gedanken, dass es nie wieder so gut werden würde. Wenn man erst einmal ganz oben auf dem Gipfel stand, konnte es nur noch bergab gehen, das war eine unumstößliche Wahrheit.
Vielleicht war es an der Zeit aufzuhören. Die Lebenserwartung eines Killers war kurz genug, auch wenn er sein Schicksal nicht herausforderte. Bei jedem neuen Auftrag stieg die Wahrscheinlichkeit, dass es schiefgehen könnte, ins Astronomische. Ganz egal, wie gut man war, wenn man zu lange in diesem Beruf blieb, brachte er einen irgendwann selbst um.
Er hatte noch ein paar Stunden bis zu seinem Treffen mit dem Cessna-Piloten, und er hatte noch eine kleine Angelegenheit zu erledigen. Der Geist nahm sein MacBook Air aus seiner ledernen Schultertasche und fuhr das kleine Gerät hoch. Über einen verschlüsselten Mail-Account schickte der Mörder eine kurze, kodierte Nachricht, um die Erfüllung seines Auftrages zu bestätigen.
Fast postwendend landete eine Antwort in seiner Mailbox. Das war höchst
Weitere Kostenlose Bücher