Die Spur der Schuld - Private L.A.: Thriller (German Edition)
an diesem Abend dachte ich daran, wie knapp die Zeit bis zu den Sonntagsspielen war, vor allem bis zu einem bestimmten Spiel.
Als mich mein Onkel einmal anblickte, klopfte ich auf meine Brusttasche. Er nickte. »Ich werde Jack für ein paar Minuten entführen müssen«, sagte er zu Lois.
Ich folgte Fred in sein wunderschönes, mit Mahagoni vertäfeltes Arbeitszimmer. An zwei Wänden standen Schränke voller Pokale. Der 68-Zoll-Flachbildschirm über dem Kamin wirkte für sich schon wie eine Trophäe.
»Ich werde mir einen Drink genehmigen«, sagte Fred.
»Ich nehme das, was du nimmst.«
Fred goss Whiskey auf Eis, und ich schob den USB -Stick in seine Videoanlage. Ich überließ ihm den Schreibtischstuhl, damit er den Bildschirm besser im Blick hatte. Fred Kreutzer war ein komplizierter Mensch. Ich konnte nicht wissen, wie er auf den unglückseligen Film reagieren würde, den ich ihm zeigen musste.
Sein hochauflösender Bildschirm war erstklassig– die perfekte Ergänzung für unsere Kameras in NASA -Qualität.
Wir begannen mit Bildern, die den Bungalow des Beverly Hills Hotels von außen zeigten, dann schauten wir in den Bungalow hinein.
Ein rotes Lämpchen blinkte am Telefon.
Ein Mann im Anzug, den Rücken der Kamera zugewandt, griff zum Telefonhörer, tippte ein paar Ziffern ein und hörte eine Nachricht ab. Hinter ihm holte sich Victor Spano ein Bier aus dem Kühlschrank und schaltete den Fernseher ein.
Ich griff zur Fernbedienung auf Freds Schreibtisch und spulte vor, bis sich der Mann im Anzug zu einer Nahaufnahme umdrehte. Es war Anthony Marzullo, der Boss der gleichnamigen Mafiafamilie aus Chicago. »Mach die Tür auf«, wies er Spano an.
Zwei Männer traten ein: Kenny Owen, Schiedsrichter und Mannschaftsführer mit fünfundzwanzig Jahren Erfahrung auf dem Spielfeld, und Lance Richter, ein aufgeweckter junger Linienrichter, der seine finanzielle Zukunft eher darin sah, ein Spiel zu manipulieren, als nach Regeln zu spielen.
Mein Onkel Fred sog den Atem ein, bevor er fluchte.
Auf dem Bildschirm wurden Hände geschüttelt, die Schiedsrichter setzten sich einem Mann gegenüber, der die bisher unmögliche Aufgabe übernommen hatte, den modernen Profi-Football zu untergraben.
»Es darf keine Fehler geben«, warnte Marzullo. Er lächelte, ohne den oberen Teil seines Gesichts zu bewegen. »Wie üblich bekommt ihr zwanzig Prozent Vorschuss, den Rest morgen Abend. Nicht mehr als siebzehn Punkte. Kapiert? Wenn ihr Entscheidungen treffen müsst, weil euch die Sonne geblendet hat, soll mir das recht sein. Hauptsache, es bleibt bei dieser Differenz.«
»Das haben wir kapiert, und wir wissen, was auf dem Spiel steht«, erwiderte Richter und griff nach einem dicken Stapel gebündelter Hunderter.
»Wirklich?« Marzullo legte seine Hand auf die von Richter.
»Ja, Sir. Es wird genau so passieren, wie Sie es wünschen. Es ist kein Problem, egal was es kostet.«
Owen schlug mit dem Geldbündel gegen seinen Schenkel, bevor er es einsteckte.
Ich hielt das Video an und drehte mich zu meinem Onkel um.
Der Ärmste sah aus, als hätte ihn eine Abrissbirne in den Bauch getroffen. Ich erinnerte mich an diesen Blick aus der Gerichtsverhandlung meines Vaters, eine Kombination aus Scham und Traurigkeit.
»Das ist ziemlich dreist«, sagte ich. »Und es handelt sich nicht lediglich um den Fall eines ehrgeizigen Mafiamitglieds und ein paar betrügerischer Schiedsrichter. Die Sache ist viel größer. Die Marzullos dringen ins Territorium der Noccias ein.«
»Ich hätte nicht gedacht, dass Kenny Owen jemals einen Cent annimmt, der nicht ihm gehört«, klagte Fred. »Ich kenne seine Frau und seine Kinder. Einer seiner Söhne spielt Football an der Ohio State.«
»Die Aufnahme ist gut«, versicherte ich ihm. »Sie wird vor Gericht standhalten.«
»Ich muss ein paar Leute anrufen. Ich melde mich morgen früh wieder bei dir und lasse dich wissen, was wir tun werden. Du hast gute Arbeit für uns geleistet, Jack.«
»Äh, ja, gut, es tut mir so leid, Onkel Fred. Wirklich.«
»Morgen bricht die Hölle los.«
95
Erst nach Mitternacht war ich bei Colleen zu Hause. Ich war erschöpft und sehnte mich nach ihrer kühlen Hand auf meiner Stirn. Ich wollte dem musikalischen Klang ihrer Stimme lauschen und von ihrem Körper umschlungen einschlafen.
Sie öffnete die Tür in einem dünnen Oberteil und einem Höschen in der Größe eines Nichts. Ihr Haar hatte sie locker auf dem Kopf zusammengebunden. Sie roch wunderbar, wie süße
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