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Die Spur der verlorenen Kinder

Die Spur der verlorenen Kinder

Titel: Die Spur der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.J. MacGregor
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Vogel. »Ich sehe Bilder, geistige Darstellungen, Gefühle. Hängt davon ab.«
    »Wie sehen Sie die?«
    »Wollen Sie, dass ich es Ihnen zeige?«
    Er lachte und drückte seine Zigarette im Gras aus. »Ja, ich glaube schon.«
    Na also. »Setzen wir uns.«
    Sie setzten sich nebeneinander in das feuchte, kühle Gras. »Strecken Sie die Hand aus«, sagte sie.
    »Meine Hand?«
    »Ja.«
    »Okay.« Er streckte den Arm aus und Mira umfasste seine Hand mit ihren beiden. »Sagen Sie mir nichts Schlechtes, es sei denn, ihre Warnung wird mir das Leben retten oder so.« Er lachte nervös, als er das sagte, und die Eigenartigkeit der ganzen Situation, hier draußen auf einer Weide unter einem sternklaren Himmel aus einer anderen Zeit mit dem Polizeichef zu sitzen, der in ihrer Zeit wahrscheinlich bereits tot war, traf sie ganz und gar. Dann begann sie, sich in sein Kraftfeld hinein zu entspannen, und spürte augenblicklich eine Enge in ihrer Brust, sie sah ein Baby an Schläuchen, Maschinen. Sie fühlte einen Stoß in ihrem unteren Rücken. Dann das Loslassen des Babys. »Der Tod eines Babys. Ein Junge. Er hing an Maschinen. Er ist gestorben.« Sie spürte wieder einen Schmerz in ihrem unteren Rücken. »Die Nieren. Seine Nieren haben versagt.«
    »Herr im Himmel«, flüsterte Fontaine und zog seine Hand weg. »Das … das ist dreißig Jahre her. Ich war zweiundzwanzig, wir lebten in Georgia. Niemand außer unserer Familie weiß das.«
    Obwohl sie ihn nicht mehr länger berührte, war sie noch mit ihm verbunden, mit seiner Energie. »Sie haben andere Kinder. Aber der Junge war etwas Besonderes. Er war … nicht von Ihrer Frau. Nicht von Ihrer jetzigen Frau.«
    Sie konnte ihn nicht sehen, es war bereits zu dunkel. Aber sie spürte, wie er nickte, wie er zitterte, wie er seine Knie an die Brust drückte, als wollte er die Geister einer fernen Vergangenheit abweisen.
    »Was noch?«
    Mira berührte seinen Arm, sie nahm eine engere Verbindung auf. »Sie bekommen die Gehaltserhöhung, auf die Sie hoffen. Ihr ältester Sohn besucht die Uni seiner Wahl und bekommt ein Stipendium. Mein Gott, er ist klug. Es ist ein naturwissenschaftliches Stipendium. Ihre Frau. Sie hat hohen Blutdruck, überhöhtes Cholesterin. Darum muss sie sich kümmern …« Bevor sie noch ein Wort von sich geben konnte, explodierte ein intensiver Schmerz in ihrer Brust, und sie keuchte und krümmte sich, sie versuchte, Atem zu holen, sich von was auch immer das war, zu lösen, zu trennen.
    Ein Schreien erfüllte ihren Kopf, das Schreien des wild gewordenen Verrückten zerriss das Innere ihres Schädels. Genauso abrupt wurde es wieder still, der Schmerz in ihrer Brust verebbte und Fontaine sagte: »Ist alles okayokayokay? «
    Das Wort hallte kurz, endete dann, und sie sog Luft tief in ihre Lungen, dann wurde ihr klar, dass sie flach auf dem Rücken im Gras lag. Wann war sie gefallen? Warum war sie auf den Rücken gefallen? Ein Schuss. Mira stützte sich auf die Ellenbogen. Fontaine hatte seine Taschenlampe eingeschaltet und leuchtete ihr direkt ins Gesicht. Sie schob die Lampe beiseite.
    »Was ist passiert?«, fragte er ehrlich besorgt. Brauchen Sie einen Arzt? Soll ich …«
    »Nein.« Sie drückte ihre Finger auf ihre Brust. Es war nicht ihre Verletzung. Definitiv nicht ihre. »Tragen Sie eine schusssichere Weste?«
    »Manchmal. Hängt von der Situation ab.«
    »Tragen Sie immer eine. Von jetzt an tragen Sie andauernd eine, Mr Fontaine.«
    »Wer … jemand schießt auf mich? Haben Sie das gesehen?«
    »Das habe ich gefühlt. Ich weiß nicht, wer auf den Abzug drückt, ich kenne die Details nicht. Ich weiß nur, dass es passieren wird, und es wird bald sein, und wenn Sie keine Weste tragen …«
    »Bin ich tot.«
    »Oder Sie würden sich wünschen, es zu sein.«
    Er saß wieder neben ihr im Gras, und lange Zeit sagte keiner von ihnen irgendetwas. Der süße Duft der Wiese hüllte sie ein, die Glühwürmchen huschten durch die Dunkelheit. Er rauchte noch eine, und Mira drückte immer wieder ihre Fäuste auf die Brust, sie versuchte, die letzten Überreste dieses lähmenden Gefühls wegzumassieren. Eine Explosion, dann Schmerz. Es würde schnell gehen. Er wäre tot, bevor er auf den Boden aufschlug.
    Er brachte sie zurück zur Straße, seine Taschenlampe auf den Boden gerichtet, sodass sie sehen konnten, wohin sie traten. Sie duckten sich unter den Latten des Zauns hindurch, und dann blieb Fontaine stehen, um sie auf das Zutritt-verboten-Schild hinzuweisen.
    »Wir haben

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