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Die Spur der verlorenen Kinder

Die Spur der verlorenen Kinder

Titel: Die Spur der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.J. MacGregor
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darin bestanden, den Jungen auszuschalten, in dessen Wagen seine Stiefschwester saß – oder den sie fuhr? – in der Nacht, als sie umkam. Sein zweiter Schritt würde darin bestehen, Eva auf dieselbe Art zu entführen wie die fünf Kinder, und sie an einen Ort zu bringen, wo sie zusammen sein konnten. Es kümmerte den erwachsenen Wheaton nicht, dass er fünfzig wäre und sie erst siebzehn. In seiner Vorstellung lebten er und Eva und ihr Baby bereits zusammen im Paradies, irgendwo in einem neuen Leben, vielleicht sogar in einer neuen Zeit.
    Und das, wusste sie, war der entscheidende emotionale Unterschied zwischen ihnen. Sie hatte nicht ein einziges Mal daran gedacht, mit ihren Einundvierzig mit einem dreizehnjährigen Tom zusammenzuleben. Obwohl sie einander auf Seelenebene erkannten, hätten sie in Wirklichkeit nicht mehr gemeinsam als Tiere verschiedener Gattungen. Wheaton schien diesen Teil der Gleichung übersehen zu haben. Sie bezweifelte, ob er überhaupt über die Folgen einer Rettung von Evas Leben nachgedacht hatte.
    Wie würden die Entführung und das Verschwinden Evas den jüngeren Wheaton beeinflussen? Wie würde es ihn formen? Welche Folgen hätte es für seine späteren Entscheidungen? Würde der ältere Wheaton die neuen Erinnerungen seines jüngeren Selbst haben? Würde eine neue Zeitschiene erschaffen werden? Und wenn ja, welche Auswirkungen würde diese neue Zeitschiene auf die haben, auf der Annie und sie sich jetzt befanden?
    Sie hatte Kopfschmerzen, als sie zu Fontaine in den Wagen stieg. Sie fühlte sich klein, dumm, deprimiert, ängstlich, lauter unangenehme Adjektive, die für großes Versagen standen. »Alles in Ordnung, Mira?«, fragte Fontaine.
    »Ich brauche ein Mittagessen.«
    »Da weiß ich genau den richtigen Laden.«
    Er fragte sie nicht nach ihrem Wortwechsel mit dem Jungen im Garten, der sicher merkwürdig für ihn ausgesehen haben musste, der vermutlich jedem Außenseiter merkwürdig vorgekommen wäre. Er versuchte auch nicht, auf dem Weg zum Restaurant mit ihr zu plaudern, er ließ sie einfach in Ruhe brüten und schmollen und trauern. Aber beim Essen fragte er sie nach Wheaton. Also erzählte sie ihm ihre Zusammenfassung.
    »Sie müssen das Mädchen beschützen, Joe, und ich meine, wirklich im Auge behalten. Wenn Sie sie aus dem Haus und an einen sicheren Ort verfrachten können, dann tun Sie das. Wenn Sie im Haus ihre Sicherheit garantieren können, umso besser. Er wird versuchen, sie sich zu schnappen, und es wird auf eine Weise geschehen, die Sie sich nicht einmal vorstellen können.«
    Er schlürfte lautstark seine Cola, zündete sich eine Zigarette an und paffte ein paarmal, dann drückte er sie aus. Sein Blick löste sich nicht von Miras Augen. »Was noch?«
    »Ziehen Sie die Weste nicht aus.«
    Fontaine nickte. Sie hatte das Gefühl, dass er wusste, dass sie nicht war, wer sie zu sein vorgab – Mira Piper, verfolgt von einem Exmann und hier gestrandet. Aber sie vermutete, dass ihre Trefferquote ihn ausreichend faszinierte, um ihn die Ungereimtheiten und kleinen Lügen übersehen zu lassen.
    »Am besten bleibt sie bewacht zu Hause, doch ihre Familie sollte es nicht wissen.« Er machte eine Pause, schaute zu ihr auf. »Selbst wenn Patrick Billy Macon umgebracht hat, wird er ihr nichts tun. Er ist verrückt nach ihr. Man sieht es in seinen Augen. Ich konnte es sehen. Genauso schaut mein Sohn seine Freundin an. Man kann es spüren. Aber wenn Patrick keine Gefahr für sie darstellt, dann sprechen Sie von jemand anderem, oder?«
    »Ja.« Die Erwachsenenausgabe desselben jungen Mannes, eine zweite physische Person.
    »Wer ist das? Was will er?«
    »Er will sie retten.«
    »Vor?«
    »Sich selbst«, entgegnete Mira.

Sechsundzwanzig
    Während Sheppard zu Nadine fuhr, ging er im Geist seine Checkliste durch, wie vor jeder Reise. Wenn er nicht an sein Ziel dachte, dann war seine Vorbereitung auf diesen Trip nicht viel anders als die Vorbereitungen, die er in seinem Leben vor einem Dutzend anderer Auslandsreisen gemacht hatte.
    Er hatte die Nummer gewählt, die Ross Blake ihm genannt hatte, und für acht Uhr abends um ein Flugzeug und einen Piloten gebeten. Kein Problem, hatte Blake gesagt, jemand würde dort sein. Statt eines Passes hatte er einen echten Ausweis aus dem Jahr 1968: eine FBI-Marke aus der Hoover-Zeit und einen Führerschein auf Wayne Sheppard, geboren 1926. Er hatte sogar eine Versicherungskarte in seinem Namen. Um diese Sachen zu besorgen, hatte Goot jede

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