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Die Spur der verlorenen Kinder

Die Spur der verlorenen Kinder

Titel: Die Spur der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.J. MacGregor
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begann, an Dillard vorbeizugehen, er hoffte im Grunde, dass der ihn am Arm packte, dass der Blödmann ihm einen Grund gäbe, ihm die Fresse zu polieren. Aber Dillard spürte Sheppards Stimmungsänderung, so wie andere Leute eine kleine Temperaturänderung bemerkten, und berührte ihn nicht. »Shep, wenn ich erst mal beweise, dass du mehr über diese Entführungen weißt, als in deinen Berichten steht, sorge ich dafür, dass du gefeuert wirst.«
    »Statt deine ganze Energie darauf zu verschwenden, mich zu hassen, Leo, verwende sie doch darauf, wofür du bezahlt wirst, nämlich Wheaton zu finden.«
    »Das würde ich nur zu gern, aber es gibt ein paar merkwürdige Ungereimtheiten bei dieser ganzen Sache, die nicht in deinen Berichten erwähnt waren. Zum Beispiel, warum die Knochen in diesen Gräbern über dreißig Jahre alt waren.«
    »Du hast mich von dem Fall abgezogen, bevor ich die Ergebnisse der Spurensicherung bekommen habe. Ich weiß lediglich, dass Annie dort nicht begraben war.«
    Dillard kam auf Sheppard zu, Sorgen gruben jetzt neue Falten in seine Stirn, tiefere Falten auf beide Seiten seiner Nasenflügel. »Spulen wir doch ein paar Tage zurück, Shep. Ich setze dich und Goot wieder auf die Ermittlungen an.«
    »Und was ist mit der ungeschriebenen Regel?«
    »Scheiß auf die Regel. Du hast ja selbst gesagt, es ist keine offizielle Anweisung.«
    »Ich würde dir wirklich gern helfen, Leo, aber Goot und ich wollen auf den Bimini angeln gehen.«
    »Während deine Freundin und ihre Tochter verschwunden sind? Das wage ich zu bezweifeln.«
    » Sehr gut, Leo. Also lass uns doch einmal nachdenken. Warum sollte ich das tun, wenn es um Mira und Annie geht – nur weil du mich von den Ermittlungen abziehst? Ich gehe der Sache auf meine Art nach und habe Jernans Segen. Also verschwinde!«
    Sheppard ließ ihn stotternd in der Stille der brütenden Hitze stehen.
    Goot schaute durch die Ritzen der Jalousie am Wohnzimmerfenster hinaus. »Wenn er das Haus bewachen lässt, dann hat er bisher den Pizzajungen und Nadine und mich.«
    »Und Richtmikrofone«, sagte Sheppard leise.
    Nadine kam mit der Pizza und einer großen Schüssel Salat herein. »Wir sollten ihn zum Essen einladen.« Sie stellte die Schüssel auf den Tisch, dann schaltete sie den Fernseher ein und drehte die Lautstärke hoch. Störgeräusch.
    Goot sprach jetzt sehr leise, sie beugten sich alle drei über den Couchtisch und aßen. »Der Pilot wird um acht am Pier sein. Ich schlage vor, dass wir uns aufteilen und in zwei Wagen fahren. Du auf Nadines Rücksitz, Shep. Ich nehme deinen Wagen, locke sie weg, hänge sie ab. Dann treffen wir uns auf dem Pier.«
    Sheppard überlegte, dann schüttelte er den Kopf. »Das wird nicht funktionieren. Dillard wird beide Wagen beschatten lassen. Es wäre besser, zu Fuß und dann auf Fahrrädern loszuziehen.«
    »Ihr beide lauft und fahrt mit dem Rad«, setzte Nadine hinzu. »Ich locke sie zum Buchladen, gehe hinten wieder raus und treffe mich mit euch am Pier. Wir bleiben per Telefon in Kontakt.«
    Dreißig Minuten später schoben Sheppard und Goot ihre Fahrräder aus der Garage. Im Westen versank die Sonne wie das Halbrund einer brennenden Grapefruit im Golf. Das Licht tauchte die Bäume auf dem vor ihnen liegenden Hang in einen rötlichen Schein. Sheppard fühlte sich verwundbar und schob schnell sein Fahrrad zwischen den Bäumen hindurch, dann fuhr er den steilen, steinigen Pfad hinab, Goot hinter sich.
    Der Pfad wand sich durch dichtes Unterholz, und nach etwa zweihundert Metern kreuzte er einen zweiten Pfad. Dieser Pfad war ebener, er führte im Zickzack zwischen den Bäumen hindurch, dann wurde er gerade und verlief parallel zum Strand, allerdings zehn Meter darüber. Er vereinte sich schließlich mit einem Radweg, wo sie anhielten, sodass Goot Nadine anrufen konnte. Er sprach eilig in Yoruba, einer Sprache, die Dillard und seine Jungs, falls sie zuhörten, sicher nicht beherrschten.
    »Sie ist gerade auf den Parkplatz des Buchladens gebogen«, sagte Goot, als er auflegte. »Zwei Wagen folgten ihr. Sie hat einen dritten Wagen zwischen den Bäumen auf der anderen Straßenseite entdeckt. Sie wartet noch, bis es ganz dunkel ist, bevor sie den Laden wieder verlässt.«
    Es würde eine lange Nacht für den dritten Mann werden, dachte Sheppard, der im Dunkeln am Straßenrand saß und das Licht des Fernsehers hinter den Jalousien flackern sah.
    Sie stiegen wieder auf ihre Räder und fuhren schnell weiter. Sheppard hatte nichts

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