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Die Spur der verlorenen Kinder

Die Spur der verlorenen Kinder

Titel: Die Spur der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.J. MacGregor
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von Lydia Santos gehört, Nadines Kontakte waren nicht in der Lage gewesen, Jake Romano aufzufinden, und Rusty Everett war offenbar untergetaucht, nachdem er Wheatons Grundstück geerbt hatte. Also musste Sheppard mit den Informationen auskommen, die ihm zur Verfügung standen; er fühlte sich wie ein Astronaut, der durch das Universum sauste, aber so gut wie nichts über das Sonnensystem oder seinen Zielplaneten wusste.
    Als sie den Tango Sea and Air erreichten, prangten die ersten Sterne an der engen, dunklen Himmelshaut. Sie ließen ihre Räder vorn am Haus stehen. Während Goot aufs Klo ging, spazierte Sheppard zum Anleger, er wollte seine Sachen überprüfen und endlich losziehen. Der Pilot war nicht zu sehen, doch ein Flugzeug wippte im Wasser, Passagier- und Laderaumtür offen. Der Schlüssel steckte in der Zündung, das Flugbuch des Piloten lag auf dem Sitz, eine Plastikkiste für die Ausrüstung stand auf dem Anleger. Sheppard stellte seine Tasche ab und schaute hinten ins Flugzeug, um sicherzugehen, dass der Außenbordmotor und das Zodiac an Bord waren. Alles sah aus, wie es sollte. Er begann, das Gepäck zu überprüfen. Er war entschlossen, sich auf die unmittelbaren Aufgaben zu konzentrieren, um nicht damit anzufangen, darüber zu spekulieren, was vor ihm lag.
    Ein Boot näherte sich aus Nordosten, ein kleines Fischerboot mit einem lauten Innenbordmotor. Es schien unwahrscheinlich, dass Dillard herausbekommen hatte, wo Goot und er hinwollten, aber für den Fall, dass der Mann doch klüger war, als Sheppard dachte, behielt er lieber das Boot im Auge.
    Es war nur eine Person an Bord, ein Umriss im letzten Dämmerlicht. Sheppard rechnete damit, dass das Boot vorbeifuhr, aber als es in den Hafen einbog, setzte er den Deckel auf die Kiste, stellte seine Tasche darauf und lud sie hinten ins Flugzeug.
    Das Boot, dessen Motor jetzt im Leerlauf lief, tauchte neben dem Anleger auf. Es hielt, und eine groß gewachsene Schwarze band es fest und stieg aus. Sie trug Jeans, Sandalen und eine türkisfarbene Bluse. Eine Strohtasche hing von ihrer rechten Schulter. Ihr Haar war sehr kurz geschnitten und begann, grau zu werden.
    »Der Hafen ist geschlossen«, sagte er, als sie näher kam.
    »Ich suche Wayne Sheppard.«
    Da wusste er es. »Ich bin Wayne, Miss Santos.«
    Ihr Lächeln war zögerlich, schien aber ehrlich. »Ich habe Ihre Nachricht erhalten, Mr Sheppard.«
    »Das überrascht mich nicht. Sie waren die ganze Zeit im Haus.«
    »Ja, das war ich. Ich musste über die Sache nachdenken. Sie müssen verstehen, dass ich Entscheidungen zu treffen hatte. Ich habe sie getroffen.«
    »Es stimmt also? Sie kannten Mira 1968?«
    »Und habe sie in Hütte elf eingecheckt. Und: Ja, ich habe alle die Kinder behandelt, die Patrick Wheaton durch den Korridor geholt hat. Nur Rusty Everett und Annie haben die Zeitkrankheit überlebt.«
    »Sie wussten von den Gräbern?«
    »Natürlich wusste ich davon.«
    »Und Annie? Mira? Was ist geschehen?«
    »Das weiß ich nicht, Mr Sheppard, und deswegen bin ich hier. Meine Erinnerungen an diese Zeit scheinen sich … zu verändern, neu zu formen, neue Erinnerungen bilden sich, während wir hier stehen. Nur so kann ich es beschreiben. Ich komme mir selbst fremd vor.«
    Wie Nadines neue Erinnerungen, dachte er. »Was sind Ihre alten Erinnerungen?«
    »Wenn wir jetzt damit anfangen, ich beginne, meine alten und neuen Erinnerungen mit Ihnen zu teilen, dann stehen wir die ganze Nacht hier. Ich will Ihnen nicht ausweichen, aber Ihre Zeit ist begrenzt. So wie ich es verstehe, wird der Korridor um zehn nach zehn heute Nacht bereit sein. Aber Sie müssen schon vorher auf dem schwarzen Wasser sein. Sie haben nur eine einzige Chance, dorthin zu gelangen, und eine einzige Chance, wieder zurückzukommen, denn früh am Morgen des 1. Juli bewegt sich der Korridor. Ich kann Ihnen helfen, aber selbst das, was ich tun kann, ist vielleicht nicht genug.«
    »Wie können Sie mir helfen?«
    »Gegen die Zeitkrankheit.« Sie griff in ihre Strohtasche und nahm eine kleine, dunkle Flasche heraus. »Das ist eine konzentrierte Version dessen, was Rusty und Annie geholfen hat. Es wird Ihnen den Vorsprung verschaffen, den Sie benötigen, Mr Sheppard.«
    Sheppard hielt die kleine Flasche zwischen Daumen und Zeigefinger, dann reckte er sie hoch in Richtung der Lampe am Ende des Anlegers. »Was ist das?«
    Auf ihrem Gesicht erschien ein schnelles, wundervolles Lächeln. »Jahrhunderte von Geheimnissen.«
    »Haben Sie mir die

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