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Die Spur der verlorenen Kinder

Die Spur der verlorenen Kinder

Titel: Die Spur der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.J. MacGregor
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im Oktober 1970 Heroin und wurde zur Legende. Der rechte Weg war weniger deutlich als der linke, unscharf am Rand, und insofern deutlich unwahrscheinlicher.
    »Du siehst noch etwas, oder?«, fragte Janis, sie runzelte die Stirn, ihre heisere Stimme war kaum ein Flüstern. »Etwas nicht so Gutes.«
    »Ich sage nur, wenn du nicht vorsichtig bist, wird das Heroin dich lange vor deiner Zeit holen.«
    »Das gilt für jeden ehemaligen Süchtigen.« Sie lehnte sich zurück, die Federboa lag jetzt auf ihrem Schoß. »Das ist keine Wahrsagung.«
    Ach was, ich lese dir aus dem Almanach der Geschichte vor. »Die Wahl liegt bei dir.«
    »Du siehst also meinen Tod?«, drängte sie erneut.
    »Nein, das habe ich nicht gesagt.«
    »Ich werde also nicht früh sterben?«
    Jake mischte sich ein. »Was sie sagt, ist, dass du der Herr deines eigenen Geschickes bist. Kein Heroin, und du wirst richtig alt.«
    »Genau.« Mira nickte.
    »Was kannst du mir über meine Freundin Grace sagen? Und ihren Freund Jerry?«
    »Das sind Grace Slick und Jerry Garcia«, sagte Jake.
    Der Jerry Garcia, der Musikschamane? »Er wird berühmter, als irgendjemand sich vorstellen kann, vor allem er selbst. Er tritt ebenfalls nächstes Jahr in Woodstock auf, zusammen mit dir und Hendrix. Mit allen anderen aus der Musikwelt. Er hat ein Drogenproblem, das er nie wirklich in den Griff bekommt. Grace Slick lebt weiter, tritt aber irgendwann nicht mehr auf und wird schließlich zur Aktivistin für die Rechte der Tiere.«
    »Ich hätte Notizen machen sollen«, bemerkte Janis.
    »Kannst du ein Autogramm für meine Tochter schreiben?«, bat Mira.
    »Du hast eine Tochter? «, erkundigte sich Jake.
    »Annie ist dreizehn und ein Fan von Janis.«
    »Cool.« Janis wühlte in ihrer Tasche, zog eine Serviette vom Rum Runners heraus, kritzelte etwas auf die Rückseite und reichte sie Mira.
    Da stand: Annie, hör auf dein Herz. Du kannst alles sein, was du sein willst. Deine Freundin Janis Joplin, 24.6.68.
    »Vielen Dank«, sagte Mira. »Annie wird begeistert sein.«
    »Jake und ich haben gehört, dass du einen Wagen brauchst, Mira.«
    »Was Billiges.«
    »Bleibst du hier noch eine Weile?«, fragte Jake.
    »Ist sicherer«, entgegnete Mira.
    »Ihr Ex ist hinter ihr her«, erklärte Jake Janis, die sich bereits erhoben hatte.
    »Komm nach draußen und schau dir meinen Mercedes Benz an.« Janis sagte es genau so, wie sie es auf ihrem Album Pearl singen würde, und lachte.
    »Ein Mercedes ist ein bisschen außerhalb meiner Preisklasse.«
    »Nicht dieser Mercedes«, versicherte ihr Janis.
    Die drei gingen nach draußen, und dort, vor Hütte elf, standen Jakes VW und daneben ein zweiter VW, ganz schwarz, abgesehen von einer psychedelisch bemalten Motorhaube. »Den kannst du benutzen. Ich brauche ihn nur, wenn ich Jake besuche.«
    »Ich kann ihn ja mieten.«
    »Wie wäre es mit einem Tausch? Du kriegst den Käfer für die Lesung.«
    »Das wäre toll, aber ich habe das Gefühl, dass ich den besseren Deal mache.«
    Janis wedelte den Satz beiseite, wippte auf ihren Fußballen, hob ihre Hand vor den Mund, als hielte sie ein Mikrofon, und röhrte den Refrain von »Mercedes Benz«.
    » Das wäre ein toller Song.«
    »Werde ich nicht vergessen.« Janis grinste und reichte Mira die Schlüssel. »Abgemacht.«
    Jake holte schnell seine Kamera aus seinem Wagen und sagte ihnen, sie sollten sich vor den psychedelisch bemalten Käfer stellen, dann schoss er ein halbes Dutzend Fotos von den beiden, wie sie Faxen machten. »Hast du jemals Janis für eine Zeitung fotografiert?«, fragte Mira plötzlich.
    »Hey, Jake-o, die Idee gefällt mir«, sagte Janis mit ihrer heiseren Stimme.
    »Und fotografiere ihre Freunde. Grace Slick, Jerry Garcia, Hendrix.«
    »Die Idee wird immer besser, Jake-o«, sagte Janis und warf Mira die Federboa über die Schulter, dann schob sie ihre linke Hüfte vor, Mira die rechte, und Jake machte noch ein Foto.
    »Ist das deine hellseherische Wahrnehmung?«, fragte Jake. »Dass ich solche Fotos machen sollte?«
    »Ja.«
    »Was kannst du sonst noch über Jake sagen, Mira?«
    Sie sahen einander an, und sie spürte sein Zögern, von ihr gelesen zu werden. »Dass er nicht genau weiß, was er von mir halten soll.«
    Jake lachte. »Das stimmt.«
    »Dass er nichts Schlechtes über seine Zukunft wissen will.«
    »Das stimmt. Das stimmt alles.«
    »Dass er ein berühmter Fotograf werden wird, und mit dir fängt alles an, Janis.«
    In diesem Augenblick kamen mehrere Leute zu ihnen und

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