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Die Spur der Woelfin

Die Spur der Woelfin

Titel: Die Spur der Woelfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Baines
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wahrnehmen würde. Drei Wochen dauerte es meistens, ehe ein Mensch sich
von einem Biss wieder weit genug erholt hatte. Und bis dahin stand zu
befürch-ten, dass Laura trotz der Hoffnung, die ihr hartnäckiges Durchhalten
bisher im Rudel geweckt hatte, sterben würde.
    Sie kam wieder zu Kräften, der Virus bewirkte, dass sie immer stärker
wurde, aber die größte Zerreißprobe stand ihr noch bevor. Die ersten
Verwandlungen waren oft tödlich bei Gebissenen. Keine Frau und auch nur wenige
Männer hatten sie bisher überlebt. Doch niemand im Haus wagte es, auch nur an
die Möglichkeit zu denken, dass Laura sterben könnte. Alle sahen, wie Patrick
um sie kämpfte, und klammerten sich an die winzige Hoffnung, dass Laura zäh
genug sein würde, um es durchzustehen. Für sich, für Patrick ... Niemand wollte
herausfinden, was aus ihrem Anführer werden würde, sollte Laura es nicht
schaffen.
    Der Abend des sechsten Tages war der Moment, in dem das ganze Haus
gespannt die Luft anhielt und auf die Geräusche lauschte, die von oben nach
unten drangen. Angespannte Stille senkte sich wie Blei über das Wohnzimmer, in
dem sich alle versammelt hatten. Und einige hielten tatsächlich die Luft an,
als Lauras Schreie an ihre Ohren drangen.
    Der Kampf in der oberen Etage währte eine halbe Stunde, eine gefühlte
Ewigkeit. Mehrfach hörte man etwas Schweres zu Boden gehen, und immer wieder
hörten sie Lauras Schreie. Dann - Stille. Und erleichtert atmeten die Männer im
Wohnzimmer auf, als leise, für das menschliche Ohr nicht mehr hörbar, das
Knurren eines Wolfes an ihre Ohren drang. Zumindest diese Hürde hatte sie geschafft.
    Als sie von oben Vince wüst fluchen hörten, entrang sich einigen von
ihnen ein heimliches Grinsen, und Daniel kicherte schließlich, als er,
vermischt mit einem dumpfen Schlag und dem Kratzen von Krallen auf Holz, einen
erzürnten Schmerzenslaut hörte.
    »Verfluchtes Mistvieh«, hörten sie ihn brüllen, und selbst Steve und
Miles fanden zu ihrer ursprünglichen Natur zurück und sahen einander wissend
an.
    »Sie knüpft genau da an, wo sie vor ein paar Tagen aufgehört hat«,
kommentierte Miles trocken, und Steve nickte grinsend. Erneut hörte man ein
Poltern, dann war es kurz ruhig. Und neugierig, wie sie alle waren, standen sie
auf und gingen zur Tür, als sie Schritte auf der Treppe hörten.
    Patrick hatte einen Arm um ihren Brustkorb geschlungen und hielt mit der
anderen Hand ihre Schnauze umfasst, während Vince ihr Hinterteil umklammerte.
Und ein verstecktes Schmunzeln legte sich auf die Gesichter der Zuschauer, als
sie sahen, wie Laura sich wie wild gegen die Griffe der Männer wehrte, die sie
auf dem direkten Weg in den Keller schleiften. Sie knurrte unterdrückt, und aus
dem Schmunzeln wurde bei einigen ein handfestes Grinsen, als Vince
zurückknurrte, aber das Gesicht verzog, als sie mit den Hinterläufen zu
strampeln begann. Ein Blick auf seinen Oberarm genügte, um zu wissen, warum.
Sie hatte ihn gebissen. Nicht tief, aber sie hatte ihn gebissen.
    Mit einem heiseren Stöhnen kam Laura wieder zu sich. Ihre Kehle fühlte
sich ausgedörrt an, und ihre Lippen waren trocken. Vorsichtig fuhr sie sich mit
der Zungenspitze darüber, blinzelte kurz, hielt die Augen aber geschlossen, als
ihr das Licht der nackten Glühbirne unter der Decke grell in die Augen stach.
    Was war passiert? Wo war sie? Hatte Dave ... Die Erinnerungen waren zu
verschwommen und verflüchtigten sich, als sie nach ihnen zu greifen versuchte.
Nebulös konnte sie sich daran erinnern, dass sie in Patricks Schlafzimmer
gewesen sein musste. Er war auch dort gewesen und Vince ...
    Aber das hier war nicht mehr der schlichte Raum mit den maskulin
anmutenden Möbeln. Also, wo zum Teufel war sie? Sie lag in einem Bett. Nein,
kein Bett, wie sie sich stirnrunzelnd korrigierte. Eine Pritsche. Neben sich
spürte sie die kühle, unverputzte Wand, in die andere Richtung war der Raum
offen. War sie hier schon mal gewesen? Sie erinnerte sich nicht mehr.
    Nur ganz vorsichtig wagte sie es, einen Arm zu strecken, stöhnte aber
und ließ ihn wieder sinken, als die Muskeln darin sich gegen diese Bewegung
sperrten. Probehalber versuchte sie es mit einem Bein, erzielte dort aber genau
das gleiche Ergebnis. Jeder Muskel in ihrem Körper fühlte sich an, als hätte
sie soeben bei den Olympischen Spielen mitgemacht, ohne vorher dafür trainiert
zu haben, und stöhnend drehte sie sich auf den Rücken.
    Sie war nackt. Was hatte sie noch alles verpasst, wenn

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