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Die Spur der Woelfin

Die Spur der Woelfin

Titel: Die Spur der Woelfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Baines
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zusammen.
    Dieser Hieb saß. Patrick hatte ihr kurz vor ihrem Abflug einen Umschlag
mit Geld gegeben. Eine Menge Geld, und er hatte ihr darüber hinaus gesagt,
dass, wenn sie damit nicht hinkommen sollte, er bei einer deutschen Bank ein
Konto eingerichtet hatte, auf das sie würde zugreifen können. Ihr war das nicht
recht gewesen, aber als sie hatte widersprechen wollen, hatte er sie zum
Schweigen gebracht. Sie solle es einfach als Entschädigung dafür ansehen, dass
er sie wegschickte, hatte er gemeint, und Laura hatte es auf sich
beruhen lassen, sich aber insgeheim geschworen, sein Geld nicht anzurühren. Sie
hatte sparsam gelebt und noch einige Reserven auf ihrem Konto, außerdem erhielt
sie noch immer den Unterhalt von ihren Eltern. Das würde reichen. Dass Vince
ihr jetzt allerdings vorwarf, hinter Patricks Geld her zu sein, ärgerte sie.
    Als sie ihre Handtasche hochnahm und darin zu wühlen begann, sah er ihr
stirnrunzelnd dabei zu. Und als sie sowohl den Umschlag mit dem Geld als auch
den Brief der Bank daraus hervorholte und ihm in den Schoß warf, schnaubte er
verächtlich.
    »Nimm du es. Ich hatte so oder so nicht vor, es zu benutzen«, meinte sie
giftig und sah ihn grinsen.
    »Glaubst du etwa, dass ich dir das abkaufe? Als Studentin kommt dir das
Geld doch mehr als nur gelegen.«
    Zischend stieß sie die Luft zwischen den Zähnen hervor. »Stimmt. Aber
ich war bisher nicht auf Patricks Geld angewiesen, und ich werde es auch in
Zukunft nicht sein. Bisher habe ich es immer geschafft, mir meinen Unterhalt
selbst zu verdienen.« Was auch nicht gelogen war. Um sich ihren Führerschein
und den Amerikaaufenthalt fi-nanzieren zu können, hatte sie in den Sommerferien
gearbeitet, teilweise mit Vierzigstundenwochen. Nur so hatte sie sich all das
leisten können, was viele ihrer Freundinnen sich mit Hilfe ihrer Eltern hatten
finanzieren können.
    »Aber das tätest du doch so immer noch.« Sein gespielt überraschter
Ausruf ließ sie daran denken, wie gut sich doch ihre Hand in seinem Gesicht
ausmachen würde. Doch sie riss sich zusammen. Ihn in aller Öffentlichkeit zu
ohrfeigen, würde sie in keinem besseren Licht als ihn darstellen, der sie
soeben der Prostitution bezichtigt hatte.
    »Vince, ich bin nicht das geldgeile Miststück, für das du mich hältst.
Ich habe mich nicht mal mit Patrick einlassen wollen.«
    Er schnaubte. »Und warum nicht?«
    Bis jetzt hatte sie ihn nicht mal angeschaut, doch nun hielt sie es
nicht mehr aus und drehte sich in ihrem Sitz zu ihm um. »Denk doch mal nach!«,
fauchte sie aufgebracht. »Mit den offensichtlichen Unterschieden zwischen uns
kann ich umgehen. Aber was ist in zehn Jahren? Und was in zwanzig? Meinst du,
dass mich das glücklich macht?« Ihre Unterlippe bebte, und hastig biss sie sich
darauf. Er sollte nicht sehen, wie sehr sie dieses Thema mitnahm.
    Doch Vince hatte es bemerkt, und sosehr er sich auch dagegen sträubte,
musste er sich widerwillig eingestehen, dass sie anscheinend wirklich Gefühle
für Patrick besaß. Genauso wie dieser andersherum für sie. Patrick sprach zwar
nicht offen darüber, aber es war ihm anzusehen gewesen, seit sie in dieses Haus
gekommen war.
    Er wusste, dass Patrick schon seit langem die Einsamkeit seines Lebens
plagte. Zwar hatte er nie ein Wort darüber verloren, aber in den letzten Jahren
war er immer ruhiger und in sich gekehrter geworden. Laura hatte ihn aus diesem
Loch wieder herausgeholt, etwas, was er nicht ge-schafft hatte. Es ärgerte ihn,
dass ausgerechnet ein Mensch dieses kleine Wunder bewirkt hatte, und es machte
ihn regelrecht wütend, wenn er daran dachte, dass Patrick sich vermutlich
wieder zurückziehen würde, wenn sie ging. Und dass sie eines Tages aus dem ein
oder anderen Grund gehen würde, war klar. Selbst wenn es nur der von ihr eben
genannte wäre. Sie würde gehen und Patrick zurücklassen.
    Wölfe waren keine Einzelgänger, doch ihre Lebensumstände ließen sie
genau dazu werden. Sie alle spürten von Zeit zu Zeit die Einsamkeit wie Blei
auf sich lasten, doch hatte jeder seine eigene Methode gefunden, damit
umzugehen. Einzig Patrick schien es immer schwerer zu fallen, darüber
hinwegzukommen, dass er nie eine Partnerin würde haben können. Aber mehr als
alle anderen brauchte er jemanden, mit dem er die Last seiner Verantwortung würde
teilen können. Laura wäre dazu in der Lage, aber sie würde nicht für immer an
seiner Seite sein können. Und es stellte sich ihm die Frage, ob eine
kurzfristige Beziehung

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