Die Spur des Blutes (German Edition)
beißende Rauch verschaffte, als er ihre Lungen füllte.
Sie musterte das große Edelstahlspülbecken. Zu sauber und poliert – hier konnte er sich nicht gewaschen haben. Falls er allerdings Handschuhe getragen hatte, hätte er sich nicht die Hände waschen, sondern nur die Handschuhe in eine Tüte abstreifen müssen.
Die Waschküche hinter der Küche war blitzsauber, das Becken wie neu. Als sie sich umwandte, um zurück in die Küche zu gehen, zögerte sie plötzlich. Sie öffnete die Tür der Waschmaschine, beugte sich herunter und spähte hinein. Nichts. Zur Sicherheit sah sie auch in den anderen Geräten und den Schränken nach.
Zurück im Wohnzimmer dachte sie über die Nachricht nach, die er ihr hinterlassen hatte. Sie ging zum anderen Ende des Raums und starrte den blutigen Hohn an.
Das ist ein Mordsangebot, Jess.
Die Botschaft hatte Burnett sichtlich erschüttert. Jess war frustriert gewesen. Die Worte sollten ihr nicht helfen, zu verstehen, was er wollte. Er wollte sie nur weiter reizen und ihr Angst machen vor dem, was er als Nächstes tun würde.
»Gute Arbeit, du Scheißkerl.«
Sie streckte die Hand aus und maß mit zusammengelegten Fingern die Abstände zwischen den Strichen. Nur ein bisschen breiter als zwei ihrer Finger. Sie runzelte wieder die Stirn, rieb sie dann mit dem Unterarm glatt. Stirnrunzeln war schlecht … Falten waren schlimmer. Sie erinnerten sie daran, dass sie minütlich älter wurde und ihre Karriere im Eimer war, genau wie ihr zerrüttetes Privatleben.
Und ein Soziopath spielte Spielchen mit ihr und benutzte dazu das Leben anderer Menschen.
Jess suchte den Boden in der Nähe der Wand ab, an der die Botschaft stand. Falls dort ein Tropfen Blut war, war er zu klein, als dass sie ihn hätte entdecken können. Die Techniker würden mit ihrem Hightech-Schnickschnack alle eventuellen Spuren finden.
Hatte er sich die Hände, ob nun mit Handschuhen oder nicht, nach jedem Strich mit einem Tuch abgewischt, damit nichts auf den Boden tropfte? Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er sein Hemd oder seine Hose benutzt hatte. Nicht sein Stil. Obwohl sie es so gemacht hatte, als sie ihr Wohnzimmer gestrichen hatte. Dabei hatte sie zwei Blusen und ihre Lieblingsjeans ruiniert.
Jess wandte sich wieder der kleinen Pfütze zu. War er hin und her gegangen, um seine Finger immer wieder hineinzutauchen?
Zu umständlich, zu zeitaufwändig. Sein Zeitplan war eng gewesen.
Plausibler war, dass das Blut sich in einem Behälter befunden hatte. Sie musterte die Nachricht, bevor sie wieder die Pfütze betrachtete. Dann hatte er den Rest auf den Boden gegossen, für den Schockeffekt. Howard war zu diesem Zeitpunkt vielleicht schon in seinem Wagen. Wenn sie aus dem Weg war, konnte er viel leichter wieder reinkommen und den Tatort nach seinen Vorstellungen arrangieren.
Wie immer war er vorbereitet gewesen. Es gab keinen Hinweis darauf, dass er sich hier drinnen auch nur die Hände gewaschen hätte. Er hatte mitgebracht, was er brauchte, und dann alles zusammen mit seinem Opfer wieder mitgenommen. Ein Messer, einen kleinen Behälter für sein Kunstwerk, Lappen oder Wegwerftücher, um sauberzumachen … und das Mittel, mit dem er Howard bewegungsunfähig gemacht hatte.
Niemand lag einfach still und ruhig da, wenn er blutete – nicht einmal bei einem Papierschnitt – oder gar während ein Irrer sein Blut als Tinte benutzte. Selbst wenn er sie gefesselt hätte, hätte sie sich bewegt, sich gewunden, und dann wäre der Fleck von ihrem Make-up auf dem glänzenden Boden viel stärker verschmiert.
Es war alles so präzise. Typisch für den Spieler. Und trotzdem gab es reichlich Spuren. Wenn schon nicht von ihm, so doch von seinem Opfer. Der Spieler selbst hinterließ niemals Spuren.
Eine Vibration auf dem Boden ließ sie zusammenzucken.
Sie drehte sich um und starrte das Handy an, das mit erleuchtetem Display auf dem Boden hüpfte. Vielleicht Howards Mann oder ihr Chef oder ein Freund … der wissen wollte, wie ihr Nachmittagstermin gelaufen war.
Jess ging zu der Stelle, wo es lag, und hockte sich hin, um zu lesen, was auf dem Display stand.
Zu Hause
.
Mitleid traf sie wie ein Stich in die Brust. Letzten Endes würde er diese arme Frau töten, als ein weiterer Zug in seinem grausigen Spiel.
Nur um Jess damit zu treffen.
Belinda Howard passte nichts ins Profil der Opfer, die er bevorzugte, aber sie war zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Jess’ Schwester hatte sie zum Abendessen eingeladen,
Weitere Kostenlose Bücher