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Die Spur des Boesen

Die Spur des Boesen

Titel: Die Spur des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G.M. Ford
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Pension.« Sie verschränkte die Arme. »In der wohnten, so lange man zurückdenken konnte, immer dieselben Leute. Weil so ungefähr jeder, der in die Stadt kommt, mit jemandem verwandt ist, der schon hier lebt und dann bei ihm zu Gast auf der Farm ist. Für Fremde brauchen wir nun wirklich keine Unterkunft, weil keine Fremden herkommen.« Sie seufzte und kratzte sich am Nacken. »Avalon ist nicht gerade ein Ausflugsziel, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    Corso gluckste.
    »Wenn also hier in der Stadt eine junge Frau aufkreuzt, die mit niemandem verwandt ist, sich aber hier niederlässt, fällt sie auf. Sorgt für Gesprächsstoff beim Kaffeeklatsch und Friseur. «
    »Und genau das ist passiert?«
    »Gleich nachdem ich vom College kam. Muss also irgendwann Mitte Juni gewesen sein. O Mann, der heißeste Sommer, den es je gegeben hat.« Ihr Blick war wieder nach innen gekehrt. »Sissy Warwick, rabenschwarzes Haar und riesige, blaue Augen. Echt exotisches Aussehen. Sowas hatte man hier noch nicht gesehen. Wie aus dem Nahen Osten oder der Türkei oder so. Hat behauptet, sie sei zwanzig, aber ich habe sie eher auf achtzehn geschätzt.« Sie ertappte sich dabei, dass sie zu weit ausholte. »Na ja, egal. Eines Tages taucht Sissy Warwick in der Stadt auf, nimmt sich ein Zimmer im Harrison's. Als Nächstes erfährt man, dass sie im Krankenhaus als Rezeptionistin arbeitet, und es kommt einem vor, als könnte man nicht die Straße langgehen, ohne ihr zu begegnen.«
    Corso lächelte. »Die Stadt war einfach nicht groß genug für Sie beide, was?«
    Sheriff Trask zog resigniert die Augenbrauen hoch. »Vielleicht war genau das der Punkt. Vielleicht war das wie mitzwei Hennen, die man nicht auf demselben Hof halten kann«, überlegte sie. »Sie könnten Recht haben. Gott weiß... alles, was sie in jenem Sommer tat, kam mir irgendwie böse vor.« Sie lauschte einer inneren Stimme, bevor sie fortfuhr: »Aber das habe nicht nur ich gedacht. Viele Leute in der Stadt dachten dasselbe. Eine Zeit lang haben alle nur darüber geredet, wer dieses Mädchen war, und was sie hier suchte.«
    »Ja?«
    »Ja, den ganzen Sommer lang« — sie unterstrich ihre Worte mit einer ausladenden Geste — »war es, als wäre das Mädchen überall. Egal auf welcher Straßenseite man ging, sie kam auch dort entlang. Egal unter welchem Baum man stehen blieb, sie stand auch da. Wenn man in die Bibliothek ging, saß sie in der Ecke und las ein Buch. Wenn man...« Sie bemerkte Corsos Gesichtsausdruck. »Okay, ich übertreibe vielleicht ein bisschen...«
    »Sie erzählen, als wäre das gestern passiert.«
    Sie wurde ernst. »So kommt es mir auch vor. Ich habe erst gemerkt, wie sehr sie mich beeinflusst hat, als ich Freitagmorgen in diesen Schuppen geschaut habe. Dass ich Eldred, Tommie und James fast vergessen hatte. Aber dass Sissy« — sie wedelte mit einem Finger vor ihrem Gesicht — »dass Sissy Warwick in meiner Erinnerung immer irgendwie präsent war. Dass irgendwas an dieser Frau immer noch an mir nagt, auch nach all den Jahren.«
    »Die blödesten Sachen bleiben einem im Gedächtnis, nicht?«
    Sie dachte darüber nach. Beschloss, ihm zuzustimmen. »Irgendwas an ihr war mir nicht geheuer«, fuhr sie schließlich fort. »Ich war damals ziemlich anfällig. Habe versucht, herauszufinden, wer ich war, und einige der Fragen, die mir das Universum stellte, mochte ich überhaupt nicht. Ich habenicht an mich geglaubt, und irgendwas an ihr hat mir gesagt, dass ich an sie genauso wenig glauben konnte. Es war, als wäre keine von uns beiden echt.«
    »Interessant.«
    »Als hätte eine innere Stimme mir gesagt, dass unsere Koexistenz die Weltordnung durcheinander bringen würde. Als könnte ich dann nicht der Mensch sein, der ich bin, und als könnte sie nicht gleichzeitig mit mir auf dieser Welt leben. Das war rein intuitiv. Ich hatte das Gefühl, wir würden uns gegenseitig ausschließen oder sowas.«
    »Was noch?«
    »Sie war viel zu freundlich. Hat sich an alle Namen erinnert. Hatte diese schmeichlerische Art eines Autoverkäufers. Stellte dauernd Fragen. Nachdem sie drei Monate hier war, wusste sie schon so viel über die Stadt und die einzelnen Leute wie alle anderen, die ihr ganzes Leben hier verbracht haben.«
    »Und dann?«
    Sie schluckte schwer. »Na ja, wissen Sie... sie war schon ungefähr sechs Monate hier, als mir die Gerüchte zu Ohren kamen, und...« Wieder hielt sie inne. »...wahrscheinlich habe ich als Letzte davon erfahren. Ich war so damit

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