Die Spur des Drachen
war.«
»Weil er nicht eure Kriege für euch kämpfen wollte?«
»Mit Hilfe eines Mannes, wie Ihr Vater einer war, hätte unser Plan aufgehen können!«, rief der Russe wutentbrannt. »Stellen Sie sich meine Enttäuschung vor, als er allein gegen die Pläne des palästinensischen Rates stimmte, der eigentlichen Intifada.« Der Russe schüttelte den Kopf. »Die Routen, die Ablenkungsmanöver, alles war arrangiert. Ich war bereit, die Gewehre ins Land bringen zu lassen.«
»Aber Sie haben es nie getan. Sonst hätte der Rat sie benutzt. Was also ist 1967 schiefgegangen? Warum sind Ihre Waffen niemals geliefert worden?«
Anatoljewitsch beruhigte sich mit einem tiefen Atemzug. Dann gähnte er und reckte sich. »Ich denke, ich werde ein Schläfchen halten. Wecken Sie mich, wenn wir den Hafen von Gaza erreichen. Vielleicht erzähle ich meine Geschichte dann zu Ende.«
33.
»Wir haben geschlossen«, sagte Jacob Katz zu dem Mann, der an die Tür seines Geschäfts geklopft hatte. »Es ist Sabbat.«
Der Mann schob einen Fuß in die Tür, bevor Katz sie schließen konnte. »Wir haben eine Verabredung, Sie und ich«, sagte er mit amerikanischem Akzent.
Katz schaute sich den Mann genauer an. Er war groß und breitschultrig; seine Augen funkelten wie die Brillanten, die in den Schauvitrinen des Geschäfts auslagen. Ein Ohr des Mannes war bandagiert, und seine Wange war von Blasen übersät wie von einem Sonnenbrand. Der Rest seiner Haut sah aus wie raues Leder. Er hielt einen Cowboyhut in der Hand, der um die Krempe herum glänzte.
»Ich habe nicht das, was Sie wollen«, brachte Katz hervor. »Ich habe es woanders untergebracht.«
»Das dachte ich mir«, sagte der Cowboy. »Genauso wie ich wusste, dass Sie wahrscheinlich überlegt haben, es für sich zu behalten.«
»Nein, ich habe nur gewartet, dass …«
Der Cowboy schob die Tür auf. Katz wich zurück.
»Ich habe alles getan, was Sie verlangt haben«, beharrte er und versuchte, selbstsicher zu klingen. »Lassen Sie mir bis morgen Zeit. Dann habe ich es hier.«
»Ja, ja«, meinte Jim Black und sah sich um. »Ich habe denen schon gesagt, dass Sie genau das sagen würden. Ich habe denen gesagt, sie sollen Sie in Ruhe lassen. Was wollen Sie von ihm, habe ich gefragt.« Er wandte sich zu Katz um. »Aber diese Leute waren nicht so verständnisvoll wie ich.«
Black schlenderte weiter und betrachtete den Inhalt der Vitrinen. »Hübsche Steine.«
Katz schwieg.
»Ich habe gehört. Sie bearbeiten hier viel.«
Katz nickte. »Hinten.«
»Könnten Sie mir etwas davon zeigen?«, fragte Black, scheinbar ehrlich interessiert.
»Was?«
»Könnten Sie mir zeigen, wie Sie das machen?«
Katz wusste, dass er keine Wahl hatte. »Ja, sicher. Hier entlang, bitte.«
Katz ging durchs Geschäft in eine Nische, wo er die richtige Kombination auf einem Tastenfeld drückte. Er hatte sich so hingestellt, dass seine Bewegungen verborgen blieben, doch der Cowboy schien ihm ohnehin keine Beachtung zu schenken. Er wirkte uninteressiert, bis sie den Arbeitsbereich betraten.
»He!«, bemerkte er, »das sieht ja aus wie ein wissenschaftliches Labor.«
»Wir müssen es so sauber wie möglich halten.«
Black sah sich um. »Überwachungskameras. Ich wette, die haben Sie eine ganze Menge gekostet.«
»Ja, allerdings.«
»Ich habe mal als Sicherheitsmensch für die israelische Diamantenbörse in Ramat Glan gearbeitet. Die hatten so an die tausend Kameras und mehr Metalldetektoren, als eine alte Hure Filzläuse. Und gepanzerte Türen. Man brauchte tatsächlich einen Panzer, um da durchzubrechen.«
»Ich bin mal dort gewesen«, erwiderte Katz und bemühte sich, nicht zu gönnerhaft zu klingen. »Die Börse zieht pro Tag zwanzigtausend Besucher an.«
Der Cowboy ging an ihm vorbei. »Die Jungs, die die Bearbeitung für Sie machen, sitzen an diesen komischen Tischen hier?«
»Ja.«
»Die sehen nicht gerade bequem aus.«
»Man gewöhnt sich daran.«
Jim Black warf Katz wieder einen Blick zu. »Schätze, ein Mann kann sich an so ziemlich alles gewöhnen. Wie funktioniert es? Der Vorgang, meine ich?«
»Mit Präzisionswerkzeugen, die für die Arbeit mit Diamanten speziell angefertigt werden.«
Der Cowboy nahm ein Teil, das wie eine elektrische Zahnbürste aussah, aus einer der dafür vorgesehenen Halterungen an einem der Tische. Er drückte auf einen Knopf am Griff, und eine winzige Polierscheibe begann sich mit mechanischem Surren zu drehen. Er drückte fester auf den Knopf, und die Scheibe
Weitere Kostenlose Bücher