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Die Spur des Drachen

Titel: Die Spur des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Mein Vater hat mir Russisch beigebracht.«
    »Interessant, finden Sie nicht auch? Vielleicht hat Ihr Vater das getan, weil er mit meinen Landsleuten Geschäfte gemacht hat, lange bevor er nach Amerika ausgewandert ist. Weil wir diejenigen waren, die Nahrungsmittel und andere Dinge gebracht haben, als die Israelis das Land mit praktisch nichts zurückließen. Ihr Vater muss gewusst haben, dass nur wir die Zukunft des Landes sein konnten.«
    »Haben Sie dieselben Wege für die Nahrungsmittel und die Vorräte benutzt, auf denen Sie jetzt die Waffen transportieren wollen?«
    »Sehen Sie einen Unterschied?«
    »Sie nicht?«
    »In beiden Fällen ging es ums Überleben. Ihr Vater hat das gewusst. Er hat Ihnen Russisch beigebracht, weil er dachte, dass Sie eines Tages seinen Platz einnehmen und die Rolle ausfüllen, die er einst ausgefüllt hat. Ihr, ein Volk ohne Chancen, habt euch mit uns zusammengetan.«
    »Und mein Vater …«
    »Er vor allem. Bevor er nach Amerika ging.«
    »Die anderen politisch Verantwortlichen haben ihm keine Wahl gelassen. Sie wollten ihn vor dem Sechstagekrieg aus dem Land haben. Und dann haben sie ihn angefleht, zurückzukehren.«
    Anatoljewitsch sah überrascht drein. »Glauben Sie?«
    »Meine Mutter hat es mir erzählt.«
    »Das wollte er euch alle glauben machen.«
    »Warum?«
    »Weil es leichter zu akzeptieren war als die Wahrheit.«
    »Und was ist die Wahrheit?«
    »Was glauben Sie denn, Genosse? Dass sein Verschwinden so kurz vor dem Sechstagekrieg reiner Zufall war?«
    »Er wusste, was kam?«
    Der Russe nickte. »Eine kleine Anzahl Palästinenser war informiert worden in der Hoffnung, sie würden den Angriff von innen heraus unterstützen.«
    »Doch mein Vater hat sich geweigert, den Guerillakrieg in Israel anzuführen«, nahm Ben den Faden auf. »Daher war er gezwungen, Palästina zu verlassen. Darum ist er mit uns nach Amerika gegangen. Aber warum hat niemand anders seinen Platz eingenommen?«
    »Es gab niemand anderen, der zum Anführer getaugt hätte, Genosse. Oh, ein paar haben es versucht. Omar Shaath, zum Beispiel.«
    »Der Mann, der ihn umgebracht hat.«
    »Ihr Vater hat gewusst, auf was er sich einließ, als er zurückkam. Er ist von der irrigen Annahme ausgegangen, etwas bewirken zu können, genau wie Sie.« Anatoljewitsch wühlte in seinen Taschen. »Wo wir gerade davon sprechen … ich habe etwas, das ich Ihnen zeigen möchte.«
    Seine Hand tauchte mit einem zerknitterten schwarzweißen Schnappschuss wieder auf. Er glättete das Bild, so gut er es vermochte, bevor er es Ben reichte. Ben sah einen Jungen, der einem ernst blickenden Mann Tee anbot, der das Angebot jedoch abzulehnen schien.
    »Sie sehen ihm ziemlich ähnlich«, bemerkte Anatoljewitsch.
    Ben wurde die Brust eng, als er das Foto betrachtete. »Haben Sie das aufgenommen?«
    Der Russe nickte. »In der Nacht, als der palästinensische Rat sich traf. Meine Vorgesetzten haben stets auf Dokumentation bestanden. Versteckte Mini-Kameras waren damals noch unzuverlässig, aber ich hatte Glück.«
    Ben starrte weiter auf das Foto. Mit einem melancholischen Gefühl wurde ihm klar, dass es vielleicht das letzte Bild seines Vaters war, bevor er ein paar Tage später ermordet wurde. 1967 war Wassili Anatoljewitsch als Vertreter des KGB in die Westbank gekommen. Er hatte das Angebot gemacht, Lastwagen voller Gewehre zu liefern, damit die Palästinenser die Waffen gegen die Israelis einsetzen konnten. Das Angebot war angenommen worden; nur Jafir Kamal hatte widersprochen. Ein paar Tage später war er tot. Soweit bekannt, waren die Gewehre nie angekommen. Vielleicht konnte Anatoljewitsch als Einziger den Grund dafür nennen.
    Aber vielleicht gibt es noch eine andere Person, überlegte Ben und richtete den Blick auf den Jungen neben Jafir Kamal. Das Licht im Zimmer reichte gerade aus, um eine zerbrechlich wirkende Gestalt zu zeigen, die das Gesicht unterwürfig gesenkt und im Schatten verborgen hielt.
    Ben blickte Anatoljewitsch an. »Wer war der Junge?«, fragte er.
    »Ich habe nie daran gedacht, danach zu fragen«, erwiderte der Russe. »Ich hielt ihn immer für den Sohn eines der Ratsmitglieder. Ich dachte, Sie hätten es sein können, als Ihr Colonel es mir gegeben hat.«
    Ben sah von dem Foto auf. Es war die Art grobkörniger Schnappschuss, wie Ben sie als Junge mit seiner Polaroidkamera gemacht hatte.
    »Al-Asi hat Ihnen das gegeben?«
    Der Russe nickte. »Offensichtlich ist es in seinen Besitz gelangt, nachdem er den

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