Die Staatsanwältin - Thriller
erheben mit dem Argument, dass sie ihn zu diesen neuen Erkenntnissen nicht ins Kreuzverhör nehmen können.«
»Dann wäre kein Beweis mehr übrig, um Antoine Marshall zu verurteilen.«
»Richtig.«
Das beunruhigte L. A., sein Stirnrunzeln verstärkte sich. » Musst du diese Informationen als Staatsanwältin einreichen?«
»Das ist nicht eindeutig«, sagte ich. »Ich habe dazu recherchiert, aber keine eindeutige Antwort gefunden. Ein Staatsanwalt muss einem Strafverteidiger alle entlastenden Beweise aushändigen. Aber unser Büro bearbeitet die Revision nicht, und ich würde argumentieren, dass die neuen Erkenntnisse nicht wirklich entlastend sind.«
»Was meinst du damit?«
»Na ja, sie beweisen eigentlich nicht Marshalls Unschuld. Sie werfen nur Zweifel über die Integrität meines Vaters und Richterin Snowden auf.«
L. A. verzog das Gesicht â das war selbst für ihn schwer zu schlucken. »So oder so, wir können nichts verraten«, entschied er. »Solange wir Rafael Rivera nicht in den Zeugenstand holen, kann Caleb Tate diese Informationen nicht verwenden; sie sind durch die anwaltliche Schweigepflicht geschützt. Aber falls sein ehemaliger Mandant gegen ihn aussagt, verzichtet er auf diese Schweigepflicht. Offen gesagt, würde ich eher die Anklage gegen Tate fallen lassen als Antoine Marshall davonkommen lassen.«
Er schwieg kurz und murmelte dann: »Ganz zu schweigen vom Ruf deines Vaters.«
»Ich weià nicht, ob ich da deiner Meinung bin«, erwiderte ich. »Ich habe mein ganzes Leben der Gerechtigkeit gewidmet. Wie kann ich jetzt anfangen, Ausnahmen zu machen? Sollte ich diese Erkenntnisse nicht offenlegen und die Dinge einfach laufen lassen?«
L. A. setzte sich wieder mir gegenüber an den Tisch und sah mir in die Augen. »Du hast ein gutes Herz, und du bist ein ehrlicher Kerl. Aber Jamie â manchmal ist das System nicht gerecht. Und manchmal braucht es ein bisschen Hilfe.«
»Wie zum Beispiel?«
»Ich weià es selbst nicht genau«, sagte L. A. Er sah mir mit einer Eindringlichkeit in die Augen, die ich noch nie gesehen hatte. »Aber Antoine Marshall kann nicht deine Mutter töten, deinen Vater verletzen und nach elf Jahren aus dem Gefängnis spazieren, nur wegen dieser Sache. So viel kann ich dir sagen.«
Wir analysierten die Lage über eine Stunde lang, nahmen jede Option auseinander, dachten alle Möglichkeiten durch. Wir kamen zu keinem Ergebnis, aber es fühlte sich gut an, darüber zu sprechen. Er sagte mir noch einmal, er habe keine Ahnung, wie ich dem Druck so gut standhielt. Er umarmte mich, ich lieà es zu, und es dauerte länger als eine reinfreundschaftliche Geste. Es fühlte sich richtig gut an, diese paar Sekunden lang seine Arme um mich zu spüren.
»Tu überrascht, wenn du am Montag die Urteilsbegründung siehst«, erinnerte er mich, als er sich von mir löste. »Und mach dir keine Sorgen wegen dieser anderen Sache. Wir bekommen das schon hin.«
Es wäre der perfekte Abschluss unseres Treffens gewesen, aber das echte Leben funktioniert anders.
»J-Lo!«, schrie er. Er hatte sie im Haus von der Leine gelassen und bemerkte jetzt einen gelben Fleck unter der Ecke des Esszimmertisches, direkt dort, wo Justice normalerweise zu meinen FüÃen lag.
»Böser Hund!«, schalt L. A.
Er bestand darauf, die Pfütze wegzuwischen, und ich lieà ihn. Justice sah mich die ganze Zeit an, als wisse er nicht recht, ob er auch Ãrger hatte. »Guter Junge«, sagte ich zu ihm und strich ihm über den Kopf.
L. A. schrubbte den Teppich, bis der Fleck verschwunden war.
»Sie ist manchmal ein bisschen eifersüchtig«, sagte er.
[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
54
Am Montag, dem 2. Juli, um 9.30 Uhr erhielt Mace James eine E-Mail vom Berufungsgericht Georgia mit der Urteilsbegründung zu Antoines Fall als Anhang. Mace sprach ein rasches Gebet und klickte mit schweiÃnasser Hand auf die Maus.
Das Gericht hatte sein Gesuch abgelehnt und bestätigte das Hinrichtungsdatum 7. August. Und die Richter hatten ein paar harsche Worte für Mace zu sagen.
Die Strafverteidigung hat die Pflicht, ihren Mandanten mit Eifer zu verteidigen. Aber diese Pflicht hat ihre Grenzen. In diesem Fall hat die Verteidigung diese Grenzen überschritten und kam einer absichtlichen Täuschung des Gerichts gefährlich nahe. Das Gericht
Weitere Kostenlose Bücher