Die Staatsanwältin - Thriller
spätestens im Gefängnis anmelden?«
Masterson zögerte. »Ich weià nicht. Es ist ja nicht so, als täte ich das jeden Tag.«
Er versprach mir, sich zu erkundigen und mich zurückzurufen. Fünf Minuten später telefonierte ich wieder mit ihm.
»Können Sie das Auto auf den Seitenstreifen fahren?«, fragte er.
»Warum?«
»Ich habe ein paar Gefälligkeiten eingefordert. Die State Police wird Sie in ungefähr zehn Minuten abholen. Wenn sie kommen, schalten sie das Blaulicht an, und Sie können ihnen auf dem Seitenstreifen folgen, bis Sie einen Platz finden, wo Sie Ihr Auto parken können.«
Es war jetzt halb fünf, und unser Puffer war auf weniger als eine Stunde zusammengeschrumpft. Ich fragte mich, ob es in der ganzen Geschichte der Hinrichtungen in Georgia je vorgekommen war, dass die Familienmitglieder eines Opfers zu spät kamen.
Ich dankte Masterson und erklärte Chris den Plan. Da wir uns auf einer der mittleren Spuren befanden, musste ich handeln.
»Du fährst!«, befahl ich Chris. Ich sprang aus dem Auto und ging zu den Fahrern, die vor uns auf den rechten Spuren standen. Ich erklärte die Lage, und sie musterten mich alle, als überlegten sie, ob sich jemand so etwas Verrücktes einfach ausdenken würde. SchlieÃlich quetschten sie sich zusammen und schufen genug Platz, damit wir uns bis auf den Seitenstreifen durchzwängen konnten. Zehn Minuten später kam ein Polizeiauto. Der Officer sagte uns, wir sollten ihn vorbeilassen und ihm dann auf dem Seitenstreifen bis zur nächsten Ausfahrt folgen. Nachdem wir mein Auto geparkt hatten, würden wir dann im Polizeiwagen nach Jackson mitfahren.
Als wir auf dem Seitenstreifen anfuhren, erfüllte mich ein Gefühl der Dankbarkeit. Es fühlte sich gut an, auf der richtigen Seite des Gesetzes zu stehen. Staatsanwälte und Cops konnten sich manchmal gegenseitig an die Gurgel gehen, aber wir stärkten uns auch gegenseitig den Rücken. Mein Beruf bestand darin, Polizisten wie denen, die jetzt vor uns herfuhren, dabei zu helfen, Gangster einzubuchten. Heute kümmerte sich die »blaue Bruderschaft« um mich.
»Ich fasse es nicht, dass sie das für uns tun«, sagte ich.
»Ziemlich cool«, stimmte Chris zu.
Wir waren aus dem Verkehr auf der RingstraÃe heraus und fuhren auf dem Rücksitz des Polizeiwagens auf der I-75 nach Süden, als der nächste Anruf von Bill Masterson kam. Wie immer war der Chef geradeheraus, aber ich hörte Sorge in seiner Stimme.
»Jamie, ich habe gerade einen Anruf aus dem Büro des Generalstaatsanwalts erhalten. Das Berufungsgericht von Georgia hat eben einen Aufschub der Hinrichtung bis 7. August angeordnet. Sie brauchen Zeit, um den Fall im Licht der eidesstattlichen Erklärung von Cooper zu bewerten. Sie haben einen Zeitplan für Briefing und mündliche Beweisausführungen verschickt.« Er schwieg, während ich die Neuigkeit verarbeitete. »Es tut mir leid.«
Wie betäubt starrte ich stur geradeaus. Ich hatte geglaubt, ich sei auf alles vorbereitet. Ich hatte mich tausend Mal daran erinnert, dass das passieren konnte. Aber die Wirklichkeit traf mich härter, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich hatte diesen Tag schon vor Monaten als den Tag im Kalender angestrichen, an dem ich endlich abschlieÃen konnte. Aber jetzt saà ich hier und wurde schon wieder vom System geschmäht.
»Alles in Ordnung?«, fragte Masterson.
»Ich glaube nicht«, war alles, was ich herausbrachte.
»Ich weiÃ, Sie sind enttäuscht«, sagte Masterson. »Aber ich würde da nicht zu viel hineininterpretieren. Sie wollen nur Zeit, um die Sache zu prüfen. Diese eidesstattliche Erklärung wird die Zeugenaussage Ihres Vaters nicht auÃer Kraft setzen.«
Es half, Masterson so zuversichtlich zu hören. Aber der Schlag in die Magengrube hatte mir mehr oder weniger den Atem genommen. Ich wusste, ich musste das Gespräch beenden, bevor ich anfing zu weinen.
»Okay. Danke für die Information.«
Masterson entschuldigte sich noch einmal, bevor er auflegte. Chris sah mich an, und ich spürte, dass mir alles Blut aus dem Gesicht gewichen war. Er rückte zu mir herüber und legte mir einen Arm um dieSchulter. Er hatte genug von dem Gespräch mitgehört, um Bescheid zu wissen.
»Officer Hartley, ich bitte Sie nur sehr ungern darum, aber könnten Sie uns zu unserem Auto
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