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Die Staatsanwältin - Thriller

Die Staatsanwältin - Thriller

Titel: Die Staatsanwältin - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hänssler-Verlag
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schon.
    Ich erinnere mich nicht an die Heimfahrt. Ich fühlte mich selbst auch tot, als hätte jemand meinen Körper übernommen und zwänge mich, mechanisch durch den Trott des Lebens zu gehen, während ich außerhalb von mir selbst in einem See von Trauer und Verzweiflung dahintrieb. Zu Hause spürte Justice sofort, dass etwas nicht stimmte, und versuchte sein Bestes, mich zu trösten. Er fand ein Spielzeug und stupste es gegen mein Bein – Willst du spielen? Als ich mich weigerte, legte er sich neben mich, legte den Kopf sanft auf meine Füße und warf gelegentlich einen Blick zu mir herauf, um zu sehen, ob alles in Ordnung war.
    Nach ein paar Stunden zog ich meine Joggingklamotten an und ging lange mit Justice laufen. Ich kämpfte mich an den Hügeln ab, bis ich das Gefühl hatte, meine Lungen explodierten gleich. Der Schmerz betäubte den Kummer ein wenig. Als ich endlich wieder zu Hause ankam, bis aufs Mark erschöpft, setzte ich mich lange auf die Verandastufen, den Kopf gesenkt und Justice direkt neben mir. Ich erinnerte mich an die guten Zeiten mit meinem Dad, und die Tränen begannen wieder zu fließen und bildeten eine kleine Pfütze zu meinen Füßen. Diesmal tat ich nichts, um sie aufzuhalten.
    Als ich geduscht war, zog ich eine Jeans, ein T-Shirt und eines der Sweatshirts meines Vaters an und rollte mich auf der Couch zusammen. Ich hatte mich für fünf mit Chris im Beerdigungsinstitut verabredet. Wirmussten einen Gedenkgottesdienst planen, die Einzelheiten des Begräbnisses besprechen und eine Todesanzeige schreiben, aber ich wusste, dass das alles auch ohne mich passieren würde.
    Das Haus kam mir lebloser vor als jemals zuvor, und ich wehrte mich gegen den Gedanken, die Sachen meines Vaters ausräumen und das Haus zum Verkauf ausschreiben zu müssen.
    Â»Seine Zeit war gekommen«, hatte Chris im Krankenhaus gesagt. »Aber niemand kann uns die Erinnerungen nehmen.«
    Was das anging, hatte Chris recht. Also ging ich in Dads Arbeitszimmer und zog das Buch heraus, das er mir als kleines Mädchen vorgelesen hatte.
    Ich kuschelte mich damit auf die Couch, und Justice blickte bettelnd zu mir auf. Ich tätschelte das Kissen neben mir, und er sprang herauf und rollte sich neben meinen Beinen zusammen.
    Die nächsten zwei Stunden war ich wieder Daddys kleines Mädchen. Er war Atticus Finch und ich war Scout, und jedes Mal, wenn er versuchte, das Buch wegzulegen und mir zu sagen, es sei Schlafenszeit, bettelte ich ihn an, nur noch ein Kapitel von Wer die Nachtigall stört vorzulesen.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
13
    Die folgenden Tage verbrachte ich in einem Nebel von Trauer und Ungläubigkeit. In den Südstaaten gibt es eine Menge Traditionen, die unsere Hände und den Kopf in den Tagen nach einem Todesfall beschäftigen und die es uns erlauben, echte Trauer mindestens eine Woche lang von uns zu schieben. Am Tag, als mein Vater starb, arbeiteten Chris und ich den Nachruf für die Zeitung aus und machten Pläne für die Beerdigung. Am nächsten Tag halfen Chris und Amanda das Haus zu putzen, damit wir einen anständigen Empfang für Familie, Freunde und Kondolenzbesucher ausrichten konnten. Uns wurden riesige Mengen zu Essen gebracht, als wäre das Haus ein Sammellager für Katastrophenhilfsgüter und nicht das Heim einer Familie, die gerade einen geliebten Menschen verloren hatte.
    Die größte Qual waren die zwei Stunden, während denen ich die Hände der Besucher bei der Totenfeier schüttelte. Die Warteschlange reichte bis vor die Tür des Bestattungsunternehmens und schien mir unendlich lang. Als die Leute dann endlich zum Kopf der Schlange kamen, um mir die Hand zu schütteln und Chris, Amanda und ihre zwei Mädchen zu umarmen, sprachen sie mit gedämpften Stimmen und sagten mir, wie leid es ihnen täte, als hätten sie irgendwie selbst den Tod meines Vaters verursacht. Alle fühlten sich unwohl, und es war deutlich, dass sie an einer Million Orten lieber gewesen wären als hier.
    Na ja, nicht alle. Die paar Ausnahmen erhellten meinen Abend. Einer war ein alter Kommilitone von mir namens Isaiah Haywood. Er war immer respektlos gewesen, laut und unausstehlich und sah offenbar keinen Grund, eine Ausnahme zu machen, nur weil mein Vater gestorben war.
    Â»Danke fürs Kommen«, sagte ich zu Isaiah. Wie üblich hatte er beschlossen, der bestangezogene Mann des Abends zu

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