Die Staatsanwältin - Thriller
vor Trauer und dem Wissen, was wir würden tun müssen, als hätte jemand die ganze Energie und Freude aus meinem Herzen gequetscht. Ich traf Chris und Amanda in der Lobby, und wir gingen gemeinsam zu Dads Zimmer, wo wir uns mit Dr. Guptura und ein paar Krankenschwestern trafen. Wir baten um etwas Zeit allein mit ihm.
Ich betrat den Raum, ohne mir die Hände zu desinfizieren, und stellte mich an das Krankenhausbett, während Chris und Amanda sich auf die andere Seite stellten. Chris hielt Amandas Hand, während er meinem Vater sagte, wie sehr er ihn liebte.
»Es wird mir fehlen, einfach den Telefonhörer zu nehmen und seine Stimme zu hören«, sagte Chris zu Amanda und mir. »Es wird mir fehlen, ihm zuzusehen, wie er sich auf den Boden setzt und mit den Mädchen spielt.«
Er wischte sich die Augen und legte eine Hand auf Dads Stirn. Tränen kullerten über seine Wangen, als er die Augen schloss und Gott dafür dankte, dass er uns so einen wunderbaren Vater geschenkt hatte. »Ich weià nicht, womit ich einen Vater wie dich verdient habe«, sagte er zu Dad, nachdem er sein Gebet beendet hatte. »Und du hast etwas Besseres verdient.« Er schwieg kurz und schluckte trocken. »Umarme Mum für mich, wenn du sie siehst.«
Den ganzen Tag hatte ich darüber nachgedacht, was ich meinem Dad in diesen letzten gemeinsamen Momenten sagen könnte. Aber jetzt erschienen mir meine sorgfältig überlegten Worte so sinnlos. Die Tränen waren mir in die Augen gestiegen, während ich Chris zuhörte, und jetzt erstickte die Trauer meine Worte.
Ich wusste, die letzten Worte, die mein Vater mich wirklich hatte sagen hören, waren diejenigen, die ich am Morgen seines zweiten Schlaganfalls auf dem Weg zur Tür hinaus gesagt hatte. Weil sein erster Schlaganfall sein Kurzzeitgedächtnis beeinträchtigt hatte, hatte ich es mir zur Gewohnheit gemacht, Dinge aufzuschreiben, an die er sich erinnern sollte. Am Morgen seines zweiten Schlaganfalls hatte ich ihn daran erinnert, die Mülltonne hereinzuholen, nachdem die Müllabfuhr da war. »Vergiss nicht, mit Justice Gassi zu gehen. Ich arbeite heute Abend wahrscheinlich länger, also mach dir keine Sorgen, wenn ich nicht zum Abendessen da bin.«
Es gab keine Umarmung. Kein Ich liebe dich . Mein Dad war schon in seinem Arbeitszimmer und gab vor, fleiÃig zu arbeiten.
»Bis später«, hatte ich gesagt. »Dir einen schönen Tag!«
Und jetzt, als wir ein letztes Mal an seinem Bett standen, erschien mir der Versuch, das wiedergutzumachen, sinnlos. Ich wischte mir mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen und sah Chris an. »Ich kann nichts sagen.«
Chris nickte. »Das ist in Ordnung. Wir werden ihn eines Tages wiedersehen. Dann kannst du ihm alles sagen.«
Ich beugte mich nieder und küsste meinen Vater auf die Wange; meine frischen Tränen benetzten sein Gesicht. Die Krankenschwestern rasierten ihn jeden Tag, aber ich spürte trotzdem seine Bartstoppeln. Als ich klein war, hatte er oft mit Chris und mir gerungen und uns dann manchmal auf dem Boden festgehalten und uns gekitzelt oder sanft diese Stoppeln über unsere Wangen gerieben.
Der Gedanke daran tat mir im Herzen weh. Wir waren keine Bilderbuchfamilie gewesen, aber wir taten unser Bestes, bis Antoine Marshall daherkam und alles zunichtemachte. Ich richtete mich auf und hielt mir die Faust vor den Mund im Versuch, nicht die Fassung zu verlieren. Ich schniefte und nickte Chris zu.
Ich erinnere mich nicht, dass er zu Dr. Guptara hinausging, aber ich erinnere mich, dass der meinen Platz neben dem Bett einnahm, etwas inseine Krankenakte kritzelte, uns sagte, das sei das Beste für meinen Dad, und die lebenserhaltenden Maschinen abstöpselte.
Als Dad fortging, stand ich neben dem FuÃende seines Bettes und beobachtete die Monitore. Es war erstaunlich, wie schnell und ruhig das Herz meines Vaters aufhörte zu schlagen. Eine Welle des Leids und der Schuld spülte über mich hinweg, als mir die Endgültigkeit bewusst wurde â wir hatten gerade alle Hoffnung auf eine wundersame Genesung aufgegeben. Meine Knie gaben nach, und der Raum begann sich zu drehen.
Chris kam herüber und umarmte mich lange. Keiner von uns sprach. SchlieÃlich ging ich zurück zum Bett und gab meinem Dad einen letzten Kuss auf die Stirn.
Wie im Nebel füllte ich den Papierkram aus und versicherte Chris und Amanda, es ginge
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