Die Staatsanwältin - Thriller
werden auf keinen Fall einen neuen Prozess anordnen«, sagte ich. »Und ich weiß es zu schätzen, dass Sie da drin alles gegeben haben, um sicherzugehen, dass Gerechtigkeit geschieht.«
Thornton zuckte die Achseln. Er wirkte zurückhaltend und nett, aber ich wollte trotzdem lieber Bill Masterson als Georgias nächsten Generalstaatsanwalt haben. Masterson erweckte Vertrauen; Thornton erweckte Mitleid.
»Heißt das, ich kann auf Ihre Stimme zählen?«, fragte er mit einem listigen Lächeln.
Ich lächelte zurück. »Nur, wenn Sie die republikanische Vorwahl ohne mich gewinnen.«
Reporter warteten auf uns beide. Ich sagte ihnen, ich würde keine Fragen beantworten, und machte mich in Richtung Aufzüge davon. Ich fuhr ins Erdgeschoss und ging gerade durch die Eingangshalle, als ich aus dem Augenwinkel Caleb Tate sah. Er steuerte auf mich zu, und ich ging weiter, den Blick stur geradeaus gerichtet.
»Jamie, haben Sie einen Augenblick Zeit?«
Ich ging nicht langsamer. »Warum? Damit Sie mir wieder eine Falle stellen und mich in der Presse falsch zitieren können?«
Er ging jetzt neben mir her. »Ich muss über meinen Fall reden. Es gibt da etwas, das Sie zu Ihrem eigenen Besten wissen sollten. Sie müssen kein Wort sagen – hören Sie einfach nur zu.«
Ich hatte fast die Tür erreicht, bevor ich stehen blieb, um mich ihm zuzuwenden. »Verzeihen Sie mir, aber wenn jemand, der Lügen über mich erzählt hat, noch einmal mit mir sprechen will, bin ich ein bisschen skeptisch. Außerdem habe ich dank Ihres Einflusses auf die anderen Häftlinge im Gefängnis von Milton County eine Menge Arbeit.« Ich wandte mich ab und drückte die Tür auf.
»Es betrifft Ihren Vater«, sagte Tate, was mich erstarren ließ. Er zog ein Diktiergerät aus seiner Anzugstasche und hielt es mir hin. »Hier. Sie können jedes Wort des Gesprächs aufzeichnen und das Band behalten. So müssen Sie sich keine Sorgen machen, dass ich vermeintlich falsch auslege, was gesagt wurde.«
Ich dachte kurz darüber nach. Es gab ein altes Sprichwort, dass jeder Anwalt, der sich selbst verteidigte, einen Narren als Mandanten hatte. Der Grund war einfach – Anwälte hielten sich für schlauer, als gut für sie war. Sie glaubten, die Regeln gälten für sie nicht. Und eine der Hauptregeln war, dass kein Angeklagter jemals mit einem Staatsanwalt sprechen sollte, ohne dass ein Anwalt anwesend war.
»Sie werden von Mace James vertreten«, sagte ich, immer noch in der Tür stehend. »Ich sollte nicht einmal mit Ihnen reden.«
Ein Paar kam durch die Tür, die ich jetzt offen hielt, und Tate trat einen Schritt näher und schaltete den Rekorder ein. Er nannte seinen Namen, den Ort und die Zeit unseres Gesprächs. »Ich verzichte auf meinRecht auf die Anwesenheit eines Anwaltes, und ich habe ausdrücklich darum gebeten, dass sich Ms Brock anhört, was ich zu sagen habe. Sie hat mich informiert, dass ich das Recht auf die Anwesenheit eines Anwaltes habe, aber ich habe ihr ausdrücklich gesagt, ich wolle ohne meinen Anwalt mit ihr sprechen.«
Er schaltete das Band ab und spulte zurück, damit ich seine Stimme hören konnte. »Gut genug?«, fragte er. Er reichte mir den Rekorder und diesmal nahm ich ihn.
»Gehen wir da rüber in die Ecke«, sagte ich.
Wir gingen schweigend ans andere Ende der Eingangshalle. Ich machte ein paar Testaufnahmen, um sicherzugehen, dass die Maschine richtig funktionierte. »Reden Sie«, sagte ich.
Tate räusperte sich und sah mich an, um meinen Gesichtsausdruck zu sehen, während er sprach.
»Hier spricht Caleb Tate, und ich bin unschuldig. Ich habe Rikki geliebt, und ich hätte ihr niemals wehgetan.«
Ich trat vom linken auf den rechten Fuß, stützte die linke Hand auf die Hüfte, mit der Rechten hielt ich das Aufnahmegerät zwischen uns. Ich wusste, Tate konnte meine Ungeduld deutlich sehen. Das beeindruckt mich nicht .
»Jamie, wir wissen beide, Sie können ohne Rafael Rivera keinen Fall gegen mich aufbauen. Und er hat mehr Glaubwürdigkeitsprobleme, als Ihnen klar ist. Weil ich sein Anwalt war, kann ich Ihnen im Moment nicht sagen, was das für Probleme sind. Aber wenn Rivera in den Zeugenstand tritt und gegen mich aussagt, entlässt er mich automatisch aus der anwaltlichen Schweigepflicht, und ich werde über jedes Gespräch aussagen können, das wir je geführt haben.«
»Worauf wollen Sie hinaus?«
Tate schaute über meine Schulter und dann wieder mir ins Gesicht. »Lassen Sie mich einen Moment hypothetisch sprechen –
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