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Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Titel: Die Staatskanzlei - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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in Ilten ergeben?“, wollte er wissen.
    Verena lieferte in knappen Worten einen Bericht. Ihr beängstigendes Erlebnis mit der verwirrten Patientin ließ sie aus. Begeisterung löste sie bei ihrem Kollegen nicht aus. „Es sieht ganz danach aus, dass wir die Mordfälle als Altlast ins Neue Jahr mitnehmen“, stellte er fest.
    „Vielleicht schafft Hirschmann ja den Durchbruch, er wird die Soko künftig leiten, ist allerdings seit heute krank.“
    Verenas Bemerkung sorgte für Gehässigkeiten. Verena ließ ihren Kollegen reden, ihre Gedanken weilten bei Ritter.
    „Hörst du mir überhaupt zu?“
    „Klar“, sagte sie. „Lassen wir Petra Schramm kommen, womöglich hat sie Neuigkeiten. Ich habe sie gebeten, noch einmal mit Irene Heise zu sprechen.“
    Auch ihre Assistentin wusste nichts Neues zur Lösung der Mordfälle beizutragen. „Frau Heise ist nicht zu sprechen“, sagte sie. „Die Klinikleitung hat ein Gespräch mit ihr kategorisch abgelehnt. Keine Telefonate vor Mitte Januar, hieß es. Der Therapieerfolg hängt davon ab.“
    Verena stöhnte. „Eine Hiobsbotschaft jagt die nächste. Wie geht es übrigens ihrer Tochter?“
    Frau Schramm war auch diesbezüglich im Bilde. „Ganz gut. Sie wohnt bei ihrer Freundin. Dieser Anwalt, der Freund der Familie, wie heißt er doch gleich …?“
    „Willm Hackmann“, half Stollmann aus.
    „Ja der. Er hält engen Kontakt zu ihr und besucht sie häufig. Das hat er zumindest am Telefon behauptet. Ich sollte ja noch mal mit ihm sprechen. Er ist dagegen, dass wir uns Karla noch einmal vorknöpfen. Er ist ziemlich sauer auf uns, speziell auf Sie, Frau Hauser.“
    „Ich suche eine zweifache Mörderin, seine Befindlichkeiten sind mir piepegal“, sagte Verena und lehnte die Einladung ihres Kollegen zu einem Gang über den Weihnachtsmarkt ab. Bis morgen Abend war hungern angesagt.

65
    Noch bevor Wagner aufwachte, spürte er am dumpfen Schmerz hinter seiner Stirn, dass ihm einer der unsäglichen Tage bevorstand, die er nur mit Schmerztabletten überstehen würde. Mühsam öffnete er die Augen, um sie sogleich wieder zu schließen. Anstelle des vertrauten Aquarellbildes mit einer grünen Wiese voller Klatschmohn, das ihn auf den Tag einstimmen sollte, starrte ihm eine weiße, kahle Wand entgegen. Wo war er? Vorsichtig öffnete er erneut die Augen und schaute sich um. Er war nicht allein. Die Frau neben ihm schlief noch. Sie mochte Mitte dreißig sein, vielleicht auch älter. Ihr Gesicht war schmal, die Lippen im Schlaf zusammengepresst. Lange schwarze Haare überlagerten die rechte Gesichtshälfte.
    Was verdammt noch mal tat er neben einer Frau, die er nicht kannte und die nicht einmal sein Typ war? Er kramte in seinem Gedächtnis nach. Die pochenden Schmerzen waren die Quittung dafür, dass er gestern zu viel getrunken hatte, so viel stand fest. Nur, was war sonst noch passiert und wie war er ausgerechnet in diesem Bett gelandet?
    Allmählich dämmerte es ihm. Sein Freund Hollmann war kurz nach neun bei ihm aufgekreuzt, hatte ihn auf ein Bier in die Altstadt eingeladen. Er war aufgekratzt gewesen, in der Recherche Baumgart sei er einen großen Schritt vorangekommen. Näheres wollte er nicht sagen. Von einer brandheißen Nummer war die Rede. Er brauchte noch eine eidesstattliche Erklärung seines Informanten. Ohne die würde die Chefredaktion nicht mitmachen.
    Die beiden Freunde hatten etwa eine Stunde zusammengesessen, als Hollmann einen Anruf aus der Redaktion erhielt, sein sofortiges Erscheinen war erforderlich. Wagner hätte gut daran getan, ihm zu folgen. Er erinnerte sich, dass er genau das auch vorgehabt hatte, als sich eine schwarzhaarige Frau zu ihm an die Bar gesetzt und ein Gespräch mit ihm begonnen hatte. Er hatte die Frau nicht einmal anziehend gefunden. Und doch hatte sein Hintern wie Blei am Barhocker geklebt.
    Er konnte nicht verstehen, was ihn bewogen hatte, die Frau nach Hause zu bringen. Das Bedürfnis nach Sex war jedenfalls nicht der Grund. Diesbezüglich war bei ihm in letzter Zeit Stillstand angesagt, die Folge seiner momentanen Überlastung. Jetzt wünschte er sich, sein Erinnerungsvermögen würde wiederkommen und eine Erklärung liefern, wie er in dieses ausladende Doppelbett in dem weiß getünchten Schlafzimmer gekommen war. Hatte er etwa mit der unattraktiven Frau an seiner Seite Sex gehabt?
    In diesem Moment schlug sie die Augen auf. Ihre Augen hatten eine undefinierbare Farbe. Jetzt bemerkte er, dass ihre Nase hässlich gebogen war. Was hatte ihn

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