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Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Titel: Die Staatskanzlei - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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Führungskräfte im LKA vorzuweisen haben. Außerdem sind Sie weiter an Bord, nicht als Leiterin der Soko, aber als Führungskraft des Teams.“
    Er benimmt sich wie ein Politiker, macht aus einem grandiosen Scheitern ein „Es hat doch auch gute Seiten“. Versagen zu beschönigen hatte bislang nicht auf ihrer beruflichen Agenda gestanden. Sie hätte liebend gerne auf diese Erfahrung verzichtet.
    Dann fügte Ritter hinzu: „Manchmal muss man zurückstecken, Frau Hauser. Das Leben meint es nicht immer gut mit uns. Auf gute Phasen folgen weniger gute und umgekehrt.“ Seine gut gemeinten Worte prallten an ihr ab. In ihrem Privatleben hielt die weniger gute Phase fast zwei Jahre an und ein Ende war nicht abzusehen. Und jetzt kam auch noch berufliches Versagen dazu.
    Auch die folgende Nachricht, mit der er aufwartete, war unerfreulich. Das Ergebnis des DNA-Abgleichs stand seit wenigen Minuten fest. Es war sowohl bei Britta König als auch bei Frau Terberg negativ. Von beiden Frauen gab es keinerlei Spuren auf den Kleidungsstücken der ermordeten Beamten.
    „Das heißt nicht, dass sie als Täterinnen nicht infrage kommen“, fügte er noch hinzu und führte Mordfälle auf, in denen ebenfalls keine DNA-Spuren vom Täter gefunden worden waren.
    Während Ritter redete, musterte sie ihn verstohlen. Er war attraktiver als Franz, sein Gesicht markanter und sein Blick offener. Weshalb regte sie sich eigentlich auf? Soll doch Hirschmann die Mörderin zur Strecke bringen, ich werde meine Energie in eine andere Richtung lenken, beschloss sie im Stillen und bot Ritter ein lächelndes Gesicht dar. „Es ist wirklich kein Problem für mich und danke für Ihre netten Worte“, sagte sie.
    Ab heute würde sie die Prioritäten in ihrem Leben anders setzen. Ihre Lebensuhr tickte unaufhaltsam. Es war höchste Zeit, dass sie sich auf die wirklich wichtigen Dinge besann. Wahrscheinlich musste sie dem Minister sogar dankbar sein, dass er ihr die Augen geöffnet hatte.
    „Dann sehe ich Sie morgen Abend auf der Weihnachtsfeier?“, vergewisserte sich Ritter, während er sich erhob.
    „Selbstverständlich“, sagte sie und ging hastig ihren Kleiderschrank durch. Ab sofort war feste Nahrung ersatzlos gestrichen, damit sie morgen Abend in das eng geschnittene rote Kleid passte. Franz hatte den sündhaft teuren Fummel von einer Steuerberaterkonferenz in München mitgebracht.
    Ihr Chef ging zur Tür, die in diesem Moment weit aufgerissen wurde. Fast wäre er mit seiner Sekretärin zusammengeprallt. Sie wirkte aufgelöst. „Ich habe Sie überall gesucht, Herr Direktor. Herr Hirschmann hat sich erneut krankgemeldet, Fieber und Schüttelfrost. Er geht heute noch zum Arzt und lässt sich Antibiotika verschreiben. Er wird vorerst nicht wiederkommen, hat er gemeint.“
    Ritter drehte sich zu ihr um. „Nun dann, Frau Kollegin, unter diesen Umständen bleibt die Leitung der Soko natürlich bis zur Rückkehr unseres erkrankten Kollegen in Ihren bewährten Händen.“
    Als ihr Vorgesetzter im Schlepptau seiner aufgeregten Sekretärin ihr Büro verlassen hatte, griff Verena zum Telefonhörer. Ob Leitung der Soko oder nicht, ein Friseurbesuch war in jedem Fall fällig.
    Es mochten zehn Minuten vergangen sein und Verena war noch mit der Durchsicht ihrer Maileingänge beschäftigt, als Stollmann aufkreuzte. Er wirkte unausgeschlafen. „Es ist zum Mäusemelken“, stellte er frustriert fest. „Weder Niemanns Frau noch sein Sohn haben jemals etwas von einer Stalkerin gehört, die ihm nachgestellt oder ihn gar bedroht hat. Falls es diese ominöse Frau tatsächlich gibt, hat sie Niemann in der Vergangenheit nicht belästigt. Er hätte seiner Frau davon erzählt. Sie hatten angeblich keine Geheimnisse voreinander.“
    Er ging zur Fensterbank und schenkte sich, ohne zu fragen, Kaffee ein. Verena reichte ihm ihren leer getrunkenen Becher. „Du kannst mir auch ruhig einen Kaffee einschenken, wenn du dich schon von meinem bedienst. Ich glaube nicht an einen Zufall. Selbst wenn die Täterin verrückt ist, wird sie sich die beiden Beamten nicht ohne Grund ausgesucht haben. Der Profiler meint auch, dass die Gründe in der Vergangenheit zu suchen sind.“
    Stollmann kleckerte, als er den restlichen Kaffee in ihren Becher goss. Auf dem Schriftstück auf ihrem Schreibtisch bildete sich ein hässlicher Fleck. „Das Leben schlägt manchmal merkwürdige Pfade ein, wer weiß, ob nicht doch Vater Zufall eine Rolle spielt“, sagte er. „Übrigens, was hat dein Gespräch

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